Corona

Corona-Impfung bei Krebs

Krebspatienten sind durch die Therapie häufig angeschlagen und haben ­unter Umständen ein sehr geschwächtes Immunsystem. Ist eine Impfung ­gegen das Corona-Virus in der Situation sinnvoll? Experten geben Antworten.

Viele Krebspatienten sind unsicher, ob sie sich gegen das Corona-Virus impfen lassen sollten. Sie befürchten beispielsweise, dass sich die Impfung ungünstig auf den Therapieverlauf auswirken könnte. Eine allgemeingültige Antwort darauf ist kaum möglich. In den meisten Fällen empfehlen Experten den Krebspatienten aber die Impfung. Das wurde bei einer Online-Veranstaltung des Universitätsklinikums Münster (UKM) deutlich.

Impfung schützt vor Infektion und vor schwerem Verlauf

Obwohl verlässliche Daten zur Wirkung der neuen Corona-Impfstoffe während einer Krebstherapie noch nicht vorliegen, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie die Impfung auch dann. Prof. Dr. Sebastian Bauer, Oberarzt der Inneren Klinik an der Universitätsmedizin Essen, geht nicht davon aus, dass die Corona-Impfung die Wirkung einer Chemo- oder Tablettentherapie abschwächt. Das Risiko einer möglichen Covid-19-Infektion ist größer als das einer Corona-Impfung. Denn Krebspatienten haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer Infektion. Eine Impfung schützt nicht nur vor der Infektion selbst, sondern senkt auch das Risiko für einen schweren Verlauf.

Wann besser mit der Impfung warten?

Unter bestimmten Bedingungen sollten Krebspatienten mit einer Impfung aber besser abwarten. Das ist vor allem der Fall bei Therapien, die das Immunsystem sehr stark beeinträchtigen. Prof. Dr. Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen, nennt als Beispiel die Therapie mit Rituximab. Dabei handelt es sich um einen Antikörper, der häufig in der Therapie von Lymphdrüsenkrebs und Leukämie eingesetzt wird. Die Wirkung einer Impfung könnte durch das Mittel eingeschränkt sein. Deshalb sollten Impfungen erst etwa zwei bis drei Monate nach einer Therapie mit Rituximab durchgeführt werden, wenn sich das Immunsystem erholt hat.

Das gilt jedoch nicht für alle Antikörpertherapien. Beispielhaft führt Dr. Dirk Schadendorf, Direktor des Westdeutschen Tumorzentrum Netzwerks in Essen, die Therapie mit so genannten Checkpoint-Inhibitoren an. Diese Mittel werden häufig bei Blasen-, Lungen oder Nierenzellkrebs eingesetzt. Es sei nicht davon auszugehen, dass die Corona-Impfung die Wirkung dieser Therapien beeinflussen würde. Er hält deshalb eine Impfung für gut möglich.

Keine Wahlmöglichkeit bei Impfstoffen

Die Diskussion um die Wirksamkeit der unterschiedlichen Impfstoffe hat viele Patienten zusätzlich verunsichert. Manche stellen sich die Frage, welcher Impfstoff für sie am besten geeignet ist. Aller­dings gibt es für Patienten derzeit noch gar keine Wahl­möglichkeit. Ebenso gibt es keine ge­sonderten Empfehlungen, bei bestimmten Krankheiten einen bestimmten Impfstoff zu verwenden, erklärt Prof. Dr. Georg Lenz, Direktor der Medizinischen Klinik A am UKM. Zwischen den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna und dem Vektor-Impfstoff von AstraZeneca gebe es bezüglich der Wirksamkeit aber auch gar keinen so großen Unterschied, wie es in der Presse häufig dargestellt werde.

Mit dem Arzt besprechen

Ob eine Corona-Impfung im Einzelfall richtig ist oder ob es sinnvoll ist, damit bis nach der Therapie zu warten, sollten Krebspatienten am besten mit ihrem behandelnden Arzt klären. Auch in Corona-Zeiten sind die onkologischen Zentren für die Patienten da, betonen die Experten.

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