Hinter Monika P. liegen einige Tage des Bangens. Ihr Mann Alfons ist schwerst pflegebedürftig. Um die Versorgung auf Dauer zu gewährleisten, ist sie auf Unterstützung durch polnische Betreuungskräfte angewiesen. Doch in Zeiten der Corona-Krise ist einiges komplizierter.
Betreuungshelferinnen fürchten sich vor einer Infektion mit dem Sars-CoV-2-Erreger. Außerdem ist die Anreise komplizierter geworden. Viele polnische Busunternehmen fahren nicht oder nicht mehr so häufig. Auch ist mit der Rückkehr nach Polen eine 14-tägige häusliche Quarantäne verbunden, die viele der Frauen fürchten. So ergeht es auch Wiola Z.
Angst vor Infektion mit Corona-Virus
Seit 2014 betreut sie Alfons P. für jeweils sechs bis acht Wochen im Wechsel mit einer anderen polnischen Haushaltshilfe. Doch diesmal war die Anreise nach Westfalen mit Hindernissen verbunden. In gebrochenem deutsch erzählt sie uns, dass ihr Ehemann schon älter und am Herzen vorerkrankt ist. Er habe Angst vor einer Ansteckung mit dem gefährlichen Virus und wollte sie ungern reisen lassen. Die Entscheidung, trotzdem nach Deutschland zu kommen, war für die 48-Jährige daher nicht einfach.
Die Angst vor einer Infektion ist in der polnischen Bevölkerung groß. Staatlicherseits gibt es strenge Isolationsmaßnahmen. Schulen, Theater und Stadien wurden geschlossen und eine Art gesellschaftliche Quarantäne eingeführt. Die Ausreise aus Polen und Einreise nach Deutschland über den Straßenverkehr ist derzeit nur noch mit triftigem Grund möglich.
Zusätzlich wurden zunächst befristet bis zum 13. Mai 2020 wieder Grenzkontrollen eingeführt und zahlreiche Übergänge von Deutschland nach Polen ganz geschlossen. Aktuell haben auch viele Busunternehmen ihren Transport eingestellt oder fahren nur noch unregelmäßig. Das bekam auch Wiola zu spüren. Es dauerte bis sie einen Transfer buchen konnte.
Schutz vor Corona-Virus im Transfer
Derweil kümmerte sich Monika P. allein um ihren Mann, der den Pflegegrad V hat. Das erfordert Kraft und mitunter Organisationstalent. Sie selber arbeitet noch 30 Wochenstunden als Medizinische Fachangestellte, um ihren Lebensunterhalt bestreiten und die Betreuungskosten für ihren Mann aufbringen zu können. „Die belaufen sich auf durchschnittlich 2300 € brutto pro Monat“, erklärt Monika P. Geld, auf das Wiola nicht verzichten möchte, und sie in Zeiten der Corona-Krise zusätzliche Hürden nehmen lässt.
Die Anreise aus ihrer polnischen Heimatstadt in der Nähe von Danzig verläuft anders als sonst: Der Kleinbus ist mit vier statt mit acht Fahrgästen bestückt und durch eine Plexiglasscheibe vom Fahrer getrennt. Jeder trägt einen Nasen-Mund-Schutz. Geredet wird – im Gegensatz zu sonst – während der rund 1000 km langen Anfahrt kaum.
Grenzkontrollen aufgrund Corona-Pandemie verschärft
Um die Grenze passieren zu dürfen, muss Wiola Z. neben wichtigen Dokumenten auch einen Nachweis über die Notwendigkeit zur Einreise nach Deutschland vorlegen. Ein entsprechendes Schriftstück hatte ihr Arbeitgeberin Monika P. schon vorab zugeschickt. „Darin habe ich bestätigt, dass Wiola einen Arbeitsvertrag bei mir abgeschlossen hat und zur Haushaltsführung und Betreuung meines pflegebedürftigen Mannes zwingend erforderlich ist“, erläutert sie.
Das Schreiben habe sie vorab per E-Mail auch Wiolas Tochter geschickt, die es auf polnisch übersetzt habe, damit es an der polnischen Grenze keine Verzögerungen gibt. Die Grenzen kann Wiola daher relativ zügig passieren. Die Autobahnen sind wenig befahren und innerhalb von zehn Stunden steht sie bei Monika P. vor der Tür. Erleichterung auf beiden Seiten.
Corona-Quarantäne in Polen
Wie lange Wiola diesmal bleiben wird, ist jedoch noch unsicher. Eine Einreise nach Polen ist an verschärfte Bedingungen geknüpft. Polnische Staatsbürger haben aktuell bei der Rückreise ihre Kontaktdaten inklusive Rufnummer anzugeben und sich die Körpertemperatur messen zu lassen. Anschließend müssen sie sich direkt nach der Einreise in eine 14-tägige Quarantäne begeben.
Dies werde kontrolliert. Die Polizei rufe dazu regelmäßig an und fordere die Menschen auf, sich am Fenster ihrer Wohnung zu zeigen, ist von Wiola Z. zu erfahren. Diese Vorschrift treibt ihr schon jetzt Sorgenfalten auf die Stirn. Müsste sie in häusliche Quarantäne, dann wären auch ihr Mann, der als Schlosser arbeitet und ihre älteste Tochter, die ebenfalls in als Betreuungskraft in Deutschland tätig ist, davon betroffen.
Jetzt ist sie erst einmal hier und hofft in den folgenden Wochen auf eine Lockerung der Vorschriften. Doch die Angst vor einer Ansteckung steht der ansonsten fröhlich wirkenden Person nach wie vor ins Gesicht geschrieben.
Den ausführlichen Beitrag können Sie nachlesen auf den Gesundheitsseiten im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben Folge 19 vom 07. Mai 2020.
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