Chips gegen Langeweile?

Essen hat viel mit Verhaltensmustern und mit unseren oft unbewussten Bedürfnissen zu tun. Wer abnehmen möchte, muss sich zunächst darüber klar werden, bevor er sein Essverhalten dauerhaft umstellen kann.

Eine genetische Veranlagung ist sicher einer der möglichen Gründe dafür, warum so viele Menschen in Deutschland übergewichtig sind. Aber allein die Gene sind es nicht, wenn jemand mehr auf die Waage bringt, als gut für seine Gesundheit ist. Außenstehende machen es sich aber auch zu leicht, wenn sie übergewichtigen Menschen mangelnde Disziplin vorwerfen und sie auffordern, doch einfach weniger zu essen. Die Sache ist komplizierter. Meist spielen viele Faktoren zusammen, wenn ein Mensch zu viel Fett einlagert.

Komplexe Therapie

Genauso kompliziert wie Übergewicht entsteht, ist es auch, dieses wieder loszuwerden. Kein Wunder also, dass einseitige Diäten langfristig nicht helfen können. Gerade bei starkem Übergewicht bedarf es einer komplexen Therapie, die alle Facetten des Problems einbezieht.

Birgit Molitor vom Adipositas-Zentrum am Marienhospital in Arnsberg betreut verschiedene solcher Programme. Eines davon ist das Optifast-Programm. Die einjährige Therapie zielt auf eine langfristige Lebensstiländerung, um dauerhaft Gewicht abzubauen. Entscheidendes Kriterium für den Erfolg der Maßnahme ist ein hohes Maß an Eigeninitiative der Teilnehmer.

Essen ohne Plan

„Ein großes Problem ist die fehlende Mahlzeitenstruktur vieler Teilnehmer“, das hat Birgit Molitor in ihrer zehnjährigen Erfahrung als Ernährungsberaterin beim Optifast-Zentrum festgestellt. Viele Menschen essen zwischendurch und nehmen sich nicht die Zeit, zum Beispiel in Ruhe zu frühstücken oder bei der Arbeit eine Mittagspause einzulegen, um zu essen. Sie kommen abends hungrig nach Hause und essen dann irgendetwas.

Bei der Auswahl dessen, was sie essen, lassen sich die Menschen oft von Impulsen leiten, die ihnen gar nicht bewusst sind. Birgit Molitor bringt ein Beispiel: Das Verlangen nach Chips weist möglicherweise auf einen Mangel des Körpers an Salzen hin. Es kann aber ebensogut sein, dass die Person gerade Langeweile hat und die Chips für sie eine Beschäftigungsmöglichkeit bieten, um die Langeweile nicht zu spüren.

Eigene Strategien entwickeln

Wie es jemand schafft, sein Gewicht zu reduzieren und dann dauerhaft zu halten, das hängt ganz von der Persönlichkeit des Teilnehmers ab, weiß Birgit Molitor. „Die Ernährungsumstellung muss zum Teilnehmer passen“, betont sie.

Ebenso müsse jeder Teilnehmer für sich selbst Strategien finden, die ihm helfen, bei einem Ausrutscher in die alten Gewohnheiten wieder auf den richtigen Weg zu finden. Das kann zum Beispiel ein Foto sein, dass denjenigen vor der Gewichtsreduktion zeigt. Es erinnert daran, wie er nicht wieder werden möchte. „Jeder Mensch muss persönliche Gründe finden, sein Essverhalten dauerhaft zu ändern“, so das Fazit der Kursleiterin. Ursula Wulfekotte

Den ausführlichen Beitrag sowie Informationen zum Optifast-Programm finden Sie in Wochenblatt-Folge 2/2012 auf Seite 88.