Bleibt die Spucke weg ...

... wird der Mund trocken. Essen, Schlucken und Sprechen werden schwieriger. Auch schmerzt der Hals. Dagegen lässt sich etwas tun.

Sonntagmorgen, die Glocken läuten schon. Gleich beginnt der Gottesdienst mit dem Vorspiel des Posaunenchors.

Uwe spielt mit und ist extrem aufgeregt. Vor Lampenfieber bleibt ihm im wahrsten Sinnes des Wortes die Spucke weg. Er befürchtet, nicht spielen zu können. Woran das liegt? Wie so häufig hängt das mit unserem vegetativen Nervensystem zusammen. Es besteht aus dem Sympathikus und dem Parasympathikus. Beide lenken die unwillkürlichen Vorgänge im Körper wie mit zwei Zügeln. Ist der eine dran, lässt der andere locker und umgekehrt.

Nervensystem spielt mit

Zum Verständnis: Versetzen wir uns zurück in die Steinzeit. Stellen Sie sich die Jagd nach Beute vor. Die Jäger mussten schnell und aufmerksam sein und fliehen, wenn plötzlich Gefahr drohte. In dieser Situation war der Sympathikus aktiv und sorgte für schnellen Herzschlag, Muskelarbeit und Aufmerksamkeit.

Der Parasympathikus, der den Verdauungstrakt steuert und das Herz-Kreislauf-System beruhigt, musste in dieser Situation pausieren. Garte aber nach erfolgreicher Jagd die Beute über dem Feuer, ließ der Parasympathikus das Verdauungssystem auf Hochtouren laufen. Und der Sympathikus hatte zu pausieren.
Die Gefahren des heutigen Lebens sind zwar andere geworden. Aber unser vegetatives Nervensystem funktioniert immer noch genauso wie damals. Ist der Sympathikus aktiv, klopft das Herz, es fließt aber keine Spucke.

Dauerhaft trockener Mund

Bei manchen Menschen tritt Mundtrockenheit jedoch dauerhaft auf. Bestimmte Krankheiten wie Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen oder das Sjögren-Syndrom, bei dem alle Schleimhäute sehr trocken sind, können dazu führen. Aber auch Medikamente, die den Parasympathikus hemmen, verursachen einen trockenen Mund. Dazu gehören Mittel, die eine überaktive Blase bremsen, entwässernde Arzneistoffe wie
die Diuretika, Psychopharmaka, Schmerz- oder Asthmamittel, Antiepileptika, Blutdrucksenker oder eine Krebstherapie. Außerdem lässt die Speichelproduktion im Alter nach, sodass Senioren am häufigsten betroffen sind.

Anhaltende Mundtrockenheit ist nicht nur sehr unangenehm. Sie kann Schluckbeschwerden und Halsschmerzen auslösen sowie das Sprechen erschweren. Außerdem wird es schwieriger zu essen. Da der Speichelfluss dafür sorgt, dass die Mundschleimhaut intakt bleibt und der Zahnschmelz remineralisiert wird, kann eine verminderte Produktion zu Entzündungen im Mund und Karies führen.

Lässt sich der Auslöser nicht ausschalten, ist Mundtrockenheit nicht ursächlich zu behandeln. Sie können aber selbst die Beschwerden lindern. Bleiben die Beschwerden trotzdem groß, lassen sich Speichelersatzprodukte einsetzen. Sie enthalten keine „echte Spucke“, sondern Substanzen, die der Mundschleimhaut Feuchtigkeit zuführen.

Hilfreiche Präparate

Unter dem Namen Xeros gibt es Zahnpasta, Mundspülung und Mundgel. Befeuchtende Substanzen lindern die Trockenheit, und Natriumfluorid senkt das Kariesrisiko. Das Gel ist ideal für die Nacht, weil es lange befeuchtet. Die Spülung eignet sich gut nach den Mahlzeiten, denn sie reinigt den Mundraum. Für unterwegs gehört auch ein Spray zu dieser Serie.

Weitere Serien sind beispielsweise unter dem Namen Aldiamed im Handel. Sie enthalten ein Schutz­enzym und Aloe vera als Feuchthaltemittel. In Saseem Mundspray ist neben der Feuchtigkeit auch Dexpanthenol enthalten, das die Schleimhäute pflegt und Entzündungen abheilen lässt. Mineralien und Natriumfluorid halten die Zähne gesund. LipoSaliva bildet mittels Liposomen den Speichel nach.

Die Gum Bioxtra-Produkte enthalten neben den befeuchtenden Subs­tanzen einen Enzymkomplex, der den Mundraum vor schädlichen Bakterien schützt. Alkoholische Mundwässer oder Kamillentee sind ungeeignet. Sie trocknen den Mund erst recht aus.
Lutschtabletten wie Emser Pastillen zuckerfrei oder Nisita Lutschtabletten enthalten Salz, das den Speichelfluss fördert. Sie sind praktisch für unterwegs oder nachts. Auch das reizlindernde Dexpanthenol gibt es als Lutsch­tabletten. Elke Kokemoor