Bei einem Herzinfarkt wird eine Region im Herzen nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt. Ursache dafür ist meist ein Herzkranzgefäß, dass sich verschließt. In Deutschland sind davon laut Schätzung der Deutschen Herzstiftung jährlich um 290 000 Menschen neu betroffen. Längst nicht jeder Herzinfarkt geht für den Betroffenen glimpflich aus.
Sterben Teile des Herzmuskels ab, wird die Pumpkraft des Herzens ein Leben lang herabgesetzt. Fallen mehr als etwa 30 bis 40 % der Herzmuskulatur aus, versagt das Herz. Es kommt zu Herzrhythmusstörungen, dem Kammerflimmern. Unbehandelt führt dies innerhalb von Minuten zum Tod.
Erkennen Sie erste Anzeichen eines Herzinfarkts ?
Die Anzeichen für einen Herzinfarkt können recht unspezifisch sein – vor allem bei Frauen. Brustschmerzen oder Atemnot bei kleinsten Belastungen oder in Ruhe könnten auf eine instabile Brustkorbenge (Angina pectoris) deuten, aus der sich jederzeit ein Herzinfarkt entwickeln kann. Treten nachfolgende Beschwerden in einem noch nie zuvor erlebten Ausmaß auf, sollten Sie unter 112 einen Rettungswagen mit Notarzt anfordern:
- Starke Schmerzen und Druckgefühl überwiegend im Brustkorb oder häufig auch ausschließlich hinter dem Brustbein.
- Die Schmerzen können auch in andere Körperteile wie Arme, Oberbauch, Rücken, Hals, Kiefer oder Schulterblätter ausstrahlen.
- Hinzu kommen kann ein heftiges Brennen, Angstschweiß mit kalter, fahler Haut sowie Übelkeit, Erbrechen und Atemnot.
- Halten die Schmerzen länger als fünf Minuten an, sollten Sie sofort handeln.
Schon einmal vom stummen Herzinfarkt gehört?
Rund 45 % aller Herzinfarkte verlaufen ohne eindeutige Symptome und werden in vielen Fällen zufällig erst nach Tagen, Monaten oder Jahren entdeckt. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Ein solch stummer Herzinfarkt ist auf lange Sicht genauso gefährlich wie ein akuter Herzinfarkt, weil auch hierbei Teile des Herzmuskels nicht durchblutet werden.
Besonders gefährdet dafür sind Diabetiker, wenn aufgrund von Nervenschädigungen am Herzen, Schmerzsignale, die ein Infarkt auslöst, nicht weitergeleitet werden. Nicht richtig wahrgenommen wird ein Herzinfarkt aber auch, wenn dieser sehr klein ist und nur geringe Beschwerden auslöst. Nach den Hochrechnungen des Robert Koch-Instituts leiden in Deutschland etwa 20 Millionen unter Bluthochdruck, 4 bis 5 Millionen an Diabetes. Sie alle haben ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt.
Herzinfarkt kann sich vorher ankündigen
Nicht immer kommt ein Herzinfarkt - Myokardinfarkt - also plötzlich daher. Bei etwa der Hälfte der Patienten kündigt sich ein akuter Infarkt 24 bis 48 Stunden zuvor an. So auch bei Susanne in unserem Beispiel.
Susanne hat Bluthochdruck. Diesbezüglich ist sie seit einigen Wochen bei ihrem Hausarzt in Behandlung, aber medikamentös noch nicht optimal eingestellt. Am frühen Morgen dann plagen die 57-Jährige plötzlich extreme Schmerzen in der Brust. Ihr ist übel und sie muss erbrechen. Schon Tage zuvor hatte sie immer mal wieder Schmerzen in der Brust, allerdings nicht so ausgeprägt. Doch diesmal ist der Schmerz vernichtend stark und bessert sich nicht.
Statt sofort den Notarzt zu rufen, lässt sie sich vom Sohn zum Hausarzt bringen. In der Praxis wird sie sofort an ein Elektrokardiogramm (EKG) angeschlossen. Bei Auffälligkeiten kann der Arzt Rückschlüsse auf die Herzfunktion ziehen. Doch das EKG der Patientin ist weitestgehend normal.
Einzig: Mit 100 Schlägen in der Minute ist der Ruhepuls viel zu hoch. Auch ist der Blutdruck mit Werten von 200/100 mmHg extrem erhöht.
{{::tip::standard::„Blutdruckwerte, die im Ruhezustand 200/120 mmHg und mehr erreichen, sollten sofort behandelt werden. Kommen zusätzlich Atemnot, Brustkorbschmerzen oder neurologische Ausfälle wie etwa Seh- oder Sprachstörungen hinzu, gehört man in notärztliche Behandlung “, informiert Kardiologe Bernd Balloff aus Legden im Kreis Borken.::}}
Susanne‘s Arzt vermutet einen Herzinfarkt und führt zusätzlich zum EKG einen Troponin-Schnelltest durch. Troponin ist ein Eiweiß aus dem Herzmuskel. „Lässt sich dieses im Blut nachweisen, ist das ein Zeichen für eine Durchblutungsstörung in den Herzkranzgefäßen“, erklärt Hausarzt Bernd Balloff. Und tatsächlich: Der Test spricht an und Susanne kommt mit Verdacht auf einen Herzinfarkt ins Krankenhaus.
In der Klinik unterzieht sich die Patientin einer Koronarangiographie. Bei dieser Untersuchung wird ein dünner, biegsamer Kunststoffschlauch (Herzkatheter) über ein Gefäß bis zum Herzen vorgeschoben. Über den Katheter spritzen die Ärzte ein Kontrastmittel in die Herzkranzgefäße und fertigen gleichzeitig eine Röntgenaufnahme (Angiographie) des Herzens an. Hierbei entdecken die Ärzte die Engstelle (Stenose) eines kleineren Herzkranzgefäßes.
Herzinfarkt: Stent hält Gefäß offen
Mithilfe eines in die Arterie eingeführten Ballons wird die Engstelle aufgedehnt. Anschießend setzen die Ärzte dort eine Gefäßstütze (Stent) ein, um die Stenose zukünftig offen zu halten. „Heute werden fast nur noch medikamentenbeschichtete Stents, eingesetzt, bei denen die Spätfolgen der Stentbehandlung, wie etwa eine erneute Verengung des Gefäßes oder eine Stentthrombose, erheblich reduziert sind“, informiert Bernd Balloff.
Susanne hat noch mal Glück gehabt. Es war nur eine kleine Coronaarterie verstopft und sie wurde schnell behandelt. Zeit spielt eine entscheidende Rolle in der Behandlung eines Herzinfarkts.
Susanne wird medikamentös eingestellt. Um zu verhindern, dass sich Blutplättchen verklumpen und Blutgerinnsel bilden, die den Stent oder ein weiteres Herzkranzgefäß verstopfen, muss sie fortan täglich 100 mg Aspirin einnehmen. Außerdem erhält sie für ein Jahr Thrombozyten-Aggregationshemmer. Hinzu kommen Medikamente, die den Bluthochdruck und Cholesterinwerte senken.
Nach dem Herzinfarkt geht es weiter, aber anders
Nach dem Klinikaufenthalt erholt sich die Patientin in einer mehrwöchigen Rehabilitationsmaßnahme. Doch so weiterleben wie bislang kann sie nicht. Denn die Ursache für ihren Herzinfarkt ist mit einer Stentbehandlung und Medikamenten nicht behoben. „Wichtig ist, dass Herzinfarktpatienten gesünder leben“, sagt Mediziner Bernd Balloff.
Dazu gehöre mit dem Rauchen aufzuhören, Übergewicht abzubauen, den Zucker- und Fettstoffwechsel zu optimieren, Strategien gegen Stress zu entwickeln und sich am besten fünf Mal die Woche je 30 Minuten ausdauernd zu bewegen.
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