Am liebsten nur kratzen

Juckreiz ist immer quälend und sorgt für schlaflose Nächte und schlechte Laune. Was kann die Ursache sein?

Juckreiz ist immer quälend und sorgt für schlaflose Nächte und schlechte Laune. So viel zu den Gemeinsamkeiten. Ansonsten ist Juckreiz ein unspezifisches Symptom für viele verschiedene Ursachen.

Nicht immer geht Juckreiz von der Haut aus wie bei der Neurodermitis. Sondern Erkrankungen der inneren Organe, Befall mit Krankheitserregern oder Parasiten oder Reaktionen auf Arzneistoffe oder Stoffe aus der Umwelt können schuld sein. Bei der Suche nach den Ursachen ist manchmal detektivischer Spürsinn gefragt. An den Juckreiz-Ambulanzen, die es an einigen Universitätskliniken gibt, werden deshalb verschiedene medizinische Fachrichtungen zur Diagnostik herangezogen. Die nächste Ambulanz finden Sie in Münster. Auf der Seite www.klinikum.uni-münster.de klicken Sie weiter zum Kompetenzzentrum Pruritus (lat. Juckreiz). Dort finden Sie weitere Informationen.

Wichtig: Wo es juckt

Der Ort des Geschehens gibt manchmal schon Aufschluss über die Ursache. Juckt die Kopfhaut, ist nach einem Läusebefall zu fahnden. Werden die Krabbeltiere entdeckt, muss ein geeignetes Läusemittel nach Anweisung verwendet werden.
Schwieriger wird es, wenn Schuppen oder eine Shampoo-Unverträglichkeit dahinterstecken. Gegen Schuppen hilft oft ein Shampoo mit Substanzen gegen Pilzerkrankungen wie Terzolin oder Cloderm. Ist das Shampoo der Auslöser, hilft der Wechsel auf ein für Allergiker geeignetes Mittel wie zum Beispiel Physiogel Shampoo. Hartnäckiges Jucken lindert oft der Zusatz eines Lokalanästhetikums und einer Feuchthaltesubs­tanz wie Harnstoff. Solche Shampoos gibt es zum Beispiel von Eucerin oder Sebamed.

Juckt der Genitalbereich, ist an eine Pilzerkrankung zu denken. Diese muss mit geeigneten Mitteln, gegebenenfalls nach einem Arztbesuch, behandelt werden. Tritt der Juckreiz in oder nach den Wechseljahren auf, kann der Hormonhaushalt eine Rolle spielen. Befeuchtende Cremes wie Deumavan oder Vagisan helfen. Der Gynäkologe entscheidet, ob eine Therapie zum Beispiel mit Östrogenen angezeigt ist. Die benachbarte Region kann jucken bei einem Wurmbefall oder Hämorrhoiden. Hier ist zunächst die Ursache vom Arzt abzuklären. Gegen Würmer gibt es Mittel, die die Parasiten beseitigen, und gegen Hä­mor­rho­iden kommen Salben oder Zäpfchen zum Einsatz.

Bei Juckreiz zwischen den Zehen – meist durch juckende Bläschen – liegt der Verdacht nahe, dass ein Fußpilz dahintersteckt. Cremes oder Sprays mit Wirkstoffen wie Bifonazol, Terbinafin, Tolnaftat oder andere beseitigen die Erreger. Wichtig ist, dass sie nach Anweisung häufig und lange genug angewendet werden.

Was an der Haut sichtbar ist

Juckt eine bestimmte Stelle mit sichtbaren Veränderungen, beispielsweise nach einem Insektenstich oder Kontakt mit Brennnesseln, lässt sich diese Stelle mit einem Gel wie Fenistil oder Soventol behandeln. Der Juckreiz verschwindet nach einiger Zeit.
Reagieren Sie auf den Kontakt mit einer Substanz oder dem Sonnenlicht, helfen die gleichen Mittel, eine leichte Cortison-Creme oder antiallergische Tabletten wie Cetirizin oder Loratadin. Sie sollten der Ursache auf den Grund gehen, um den Auslöser künftig meiden zu können. Im Fall der Sonnenallergie ist es wichtig, vorbeugend Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor und ohne Fett und Emulgatoren zu verwenden. Juckt ein Muttermal, zeigen Sie die Stelle bitte Ihrem Arzt. Elke Kokemoor, Apothekerin aus Ostwestfalen-Lippe

Welche Ursachen noch hinter Juckreiz stecken können, lesen Sie in der Wochenblatt-Folge 45/2017.