Allergie

Allergien: Nicht nur im Auge

Frühlingsbeginn: Pollenallergikern graut es vor dieser Zeit. Niesen, Augentränen und -jucken sind jetzt ständige Begleiter. Was Sie tun dagegen können.

Schon zu Jahresbeginn jucken und tränen Pollenallergiern die Augen. Der Grund: Frühblüher wie Birke, Erle und Haselnuss verstreuen ihre Pollen in den milden Wintern bereits im Dezember. Ihre Saison endet erst im Frühsommer. Wer auf Gräser- oder Kräuterpollen reagiert, hat erst im Oktober wirklich Ruhe.

Heuschnupfen ist in hierzulande die häufigste Allergieform – jeder Sechste ist irgendwann davon betroffen. Oft beginnt er mit Augenjucken, bald läuft wässriges Sekret aus der Nase.

Schnupfen - das ganze Jahr über

Tritt ein allergischer Schnupfen ganzjährig auf, reagiert der Körper auf auslösende Faktoren, denen er jahreszeitenunabhängig ausgesetzt ist. Hierunter fallen zum Beispiel Hautschuppen von Katzen oder Nagern, Milbenkot im Hausstaub oder Schimmel. Doch Augenärzte begegnen auch anderen Allergien. Neben allergenen Partikeln in der Luft lösen auch Nahrungsmitteleiweiße eine Reaktion der Augen aus.

Ursache können auch bestimmte Antibiotika, Konservierungsmittel in Medikamenten und Kosmetika sein. Der Augenarzt kann nach gründlicher Befragung des Patienten solche Medikamente meiden oder absetzen und die Symptome der Allergie lindern – örtlich mit Augentropfen oder Lidsalbe. In den meisten Fällen sind dies Antihistaminika oder Kortisonpräparate. Beide bremsen die Immunreaktion. Vergleichbare Medikamente wirken in Tablettenform auf den ganzen Körper. Diese helfen Pollenallergikern durch die Pollenflugsaison.

Risiko: Zu viel Hygiene

Allergien betreffen häufiger junge Erwachsene als Ältere, eher Frauen als Männer, eher Großstädter als Landbewohner, eher Bewohner der alten Bundesländer als die der neuen, eher höhere sozioökonomische Schichten als niedrige.

Tipps zur Vorsorge

Impfungen reduzieren das Risiko für Allergien, ebenso wie der Besuch von Kindertagesstätten in den ersten zwei Lebensjahren und das Aufwachsen auf dem Bauernhof. Stillen trainiert das gesamte Immunsystem und beugt ebenfalls Allergien vor.

Manche der Unterschiede belegen die „Hygiene-Hypothese“. Sie beruht auf Beobachtungen zur Spezialisierung des Immunsystems in der frühen Kindheit. Ist ein Kind früh in Kontakt mit vielen Bakterien und Viren, spezialisiert sich ein größerer Teil seiner Immunzellen auf die Abwehr solcher Krankheitserreger.

Das Immunsystem spielt verrückt

In einem keimfreieren Umfeld spezialisieren sich mehr Immunzellen auf eine Reaktion gegen harmlose Eiweiße in Atemluft oder Nahrung. Diese Zellen stellen auf die Allergene zugeschnittene Antikörper her, Immunglobuline der Gruppe E (IgE). Dieser Prozess heißt allergische Sensibilisierung und ist Voraussetzung für die Allergie. Sie führt aber nicht immer dazu.

Bei einer Allergie docken die Antikörper spezifisch an ein Allergen an und lösen Immunreaktionen aus. Beispielsweise schwellen die Schleimhäute an. Es laufen Tränen, die Bindehaut rötet sich und juckt, die Nase läuft, man hustet, hat Durchfall oder Hautreizungen. Der ganze Körper kann plötzlich heftig reagieren.

Auch Nahrungsmittelallergien sind IgE-vermittelt. Ein Teil entsteht als Kreuzallergie, wenn Nahrungsmitteleiweiße einem Allergen ähneln, auf das die Betroffenen bereits sensibilisiert sind. Birkenpollen-Allergiker reagieren oft auf Äpfel, Soja, Mandeln, Kiwis, Kirschen oder Pfirsiche. Wer auf Hausstaubmilbenkot anspricht, reagiert häufig auch auf Meeresfrüchte.

Kontaktallergie am Auge

Kontaktallergien entstehen durch einen anderen Prozess. Auslöser sind nicht Eiweiße, sondern Metalle wie Nickel in Brillengestellen, organische Verbindungen wie Formaldehyd, Duftstoffe in Kosmetika, bestimmte ätherische Öle oder Bestandteile von Medikamenten. Diese verbinden sich mit körpereigenen Eiweißen und starten so eine langsamere Immunreaktion. Ein bis vier Tagen nach dem Kontakt entsteht örtlich ein Ausschlag, beispielsweise an den Lidern nach Tragen eines Nickel enthaltendes Brillengestells.

Was Pollen-Allergiker tun sollten

  • Wechseln Sie ihre Kleidung täglich;
  • Legen Sie getragene Kleidung nicht im Schlafzimmer ab;
  • Waschen Sie ihre Haare vor dem Zubettgehen;
  • Meiden Sie zusätzliche Reizung der Schleimhäute durch Abgase, Rauchen oder verqualmte Luft;
  • Reinigen Sie ihre Wimpern und Lider mit einem feuchten Tupfer;
  • Mittels einer Nasendusche mit Salzlösung können Sie Pollen für einige Zeit aus der Nase spülen;
  • Kühlen Sie ihre Augen und spülen Sie diese mit kaltem Wasser oder künstlichen Tränen;
  • Tragen Sie eine Sonnenbrille bei Pollenflug.
  • Lüften Sie zu Zeiten, an denen wenig Pollen fliegen. In der Stadt ist das zwischen 6 und 8 Uhr morgens, auf dem Land zwischen 19 und 24 Uhr;
  • Pollenschutzgitter vor den Fenstern halten 85 Prozent der Pollen ab.
  • Bleiben Sie während der Blüh- und Flugzeit der Pollen (Pollenflugkalender) nicht zu lange im Freien.
  • Wollen Sie vor den Pollen in den Urlaub flüchten, eignet sich Meeresnähe oder das Gebirge über 2000 Metern Meereshöhe.

Hyposensibilisieren lindert häufig

Für Linderung sorgt häufig eine Hyposensibilisierung, die spezialisierte Hautärzte durchführen. Dabei soll sich der Körper langsam an Allergene aus Atemluft und Nahrung gewöhnen. Beim sogenannten Prick-Test werden Allergen-Lösungen auf den Arm getropft und die Haut darunter eingestochen. Reagiert die Haut nach einer Wartezeit, weist das auf spezifische Allergien des Patienten hin.

Bei einer Birkenpollen-Allergie beispielweise kann der Arzt in der pollenfreien Zeit an mehreren Terminen ansteigende Mengen der entsprechenden Allergene spritzen bzw. als Tablette oder Lösung verabreichen. Das kann für einige Jahre Ruhe bringen.

Der Beitrag ist nachzulesen auf den Gesundheitsseiten der Wochenblattausgabe 13/2019.

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