Blutspende

Überleben dank Blutspende

86 % der Menschen sind im Laufe ihres Lebens einmal auf eine Blutspende angewiesen. Weil der Lebenssaft nicht künstlich herzustellen ist, verdanken Patienten wie Sascha Hassenewert ihr Leben den vielen Blutspendern.

Das Schicksal kann hart zuschlagen. So wie bei Sascha Hassenewert aus Paderborn. Äußerlich ist dem heute 36-Jährigen nichts anzusehen. Doch vor zwei Jahren hing sein Leben am seidenen Faden. Eine genetisch bedingte Herzschwäche mit schwerwiegenden Komplikationen führt Mitte 2016 zum Totalversagen des Organs. Ein Kunstherz übernimmt für viele Monate die lebenswichtige Pumpfunktion. Im September 2017 erfolgt die lebensrettende Operation. Sascha Hassenewert erhält am Herz-und Diabetes-Zentrum NRW (HDZ NRW) in Bad Oeynhausen ein Spenderherz.

52 Liter Blut ersetzt

Was viele nicht wissen: Derartig große Eingriffe am Herzen sind mit starken Blutverlusten verbunden. Im Schnitt bis zu 20 Bluttransfusionen können nötig sein, wie Prof. Dr. Cornelius Knabbe, Direktor des Instituts für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin am HDZ NRW wissen lässt. Sascha Hassenewert kam damit nicht aus: „Während meiner Operationen habe ich insgesamt 52 Liter fremdes Blut benötigt“, berichtet der Paderborner.

Dafür haben 104 Menschen ihr Blut gespendet. „Ohne diese Spender gäbe es mich nicht mehr“, sagt der 1,98 Meter große Mann.

Vergangene Woche ist der Herztransplantierte zu Besuch im Blutspendezentrum der Innenstadt von Bielefeld. Hier betreibt das HDZ NRW eines von sechs festen Blutspendeeinrichtungen im Raum Ostwestfalen-Lippe. Sascha Hassenewert darf selber kein Blut spenden. Aufgrund der Transplantation nimmt er täglich Immunsuppressiva ein, Medikamente, die sein Immunsystem drosseln und damit eine Abstoßungsreaktion des Spenderorgans verhindern sollen. Wer Blut spenden darf, dass wird vorab genau geprüft.

Plasmaspende geht öfter

Einer, der regelmäßig Blut spendet, ist Michael Eickelmann aus Leopoldshöhe. Mit 23 Jahren habe er damit angefangen. „Wenn man gesund ist, ist es schon wichtig, dass man davon etwas abgibt“, sagt der 57-Jährige. Außerdem sei er an seiner eigenen Gesundheit interessiert: „Für mich ist die Blutspende eine Art Gesundheitsprophylaxe“. Denn mit der Spende ist auch eine Untersuchung des Blutes verbunden.

An diesem Tag spendet er Blutplasma. Dazu ist er an einem Zellseparator angeschlossen. Dieser entnimmt ihm Blut und filtert gleichzeitig nur das Blutplasma heraus. Die restlichen Blutbestandteile werden ihm wieder zurückgegeben. Blutplasma ist für die Blutgerinnung und damit für den Wundverschluss und die Wundheilung erforderlich. „Aus einer Blutplasmaspende werden Gerinnungsfaktoren und Immunglobuline hergestellt“, erklärt Prof. Dr. Cornelius Knabbe. Auf eine solche Plasmaspende sind vor allem immungeschwächte Menschen, Krebspatienten und auch manche Neugeborene angewiesen.

Weil dem Blut bei der Plasmaspende keine festen Bestandteile entzogen werden, lässt sich Blutplasma bis zu 45-mal im Jahr spenden. Michael Eickelmann plant immer eineinhalb Stunden ein, wenn er freitags nachmittags zur Plasmaspende kommt. „Die eigentliche Spende dauert etwa eine dreiviertel Stunde“, berichtet er. Aber davor seien ein Fragebogen mit Angaben zu Gesundheitszustand zu beantworten, eine Spendererklärung abzugeben und ein Gespräch mit dem Arzt des Blutspendedienstes auf Spendertauglichkeit zu führen. Und nach der Spende bleibt man auch noch einige Zeit sitzen, um den Kreislauf zu stabilisieren.

Vollblutspende dauert kurz

Manchmal spendet Michael Eickelmann auch 500 ml Vollblut. Davon werden drei Blutröhrchen für die Untersuchungen im Labor entnommen. Die Entnahme aus der Armvene dauert nur 15 Minuten. Das Blut wird anschließend ins Produktionszentrum des HDZ NRW gebracht. Dort wird die Blutgruppe bestimmt und das Blut aus Blutröhrchen wird im Labor auf Krankheitserreger und bestimmte Viren wie HIV, Hepatitis A, B, und C sowie auf Syphillis getestet.

Die Vollblutspende wird innerhalb von 24 Stunden in seine Einzelkomponenten aufgetrennt und nach Freigabe der getesteten Blutspenden unter anderem an Krankenhäuser und Praxen ausgeliefert. Dazu muss man wissen: Eine Transfusion von Vollblut findet außer bei der Eigenblutspende kaum noch statt. Stattdessen werden Blut-Einzelkomponenten wie Erythrozyten- oder Thrombozytenkonzentrate bzw. Blutplasma verabreicht.

„Aus einer Vollblutspende lassen sich ein Plasmakonzentrat und ein Erythrozytenkonzentrat herstellen“ informiert Prof. Dr. Cornelius Knabbe. Während ein Plasmakonzentrat bei -40° C tiefgefroren bis zu zwei Jahren haltbar ist, sieht das bei Konzentraten aus Erythrozyten anders aus. „Die roten Blutkörperchen im Konzentrat lassen sich maximal 49 Tage bei 4 °C im Kühlschrank aufbewahren“, erklärt der Experte. Das sei auch ein Grund, warum Blutspendeeinrichtungen auf tägliche Blutspenden angewiesen sind.

Blut spenden
Vor der ersten Blutspende erfolgt eine kostenlose ärztliche Aufnahmeuntersuchung mit Befragung und Laboruntersuchung einer Blutprobe. Wer Blut spenden möchte, sollte folgende Voraussetzungen erfüllen:
- zwischen 18 und 68 Jahre alt sein;
- sich gesund und fit fühlen;
- nach Tätowierungen, Pierchings, Ohrlochstechen, Pergament Make-up etv. ist Spende erst nach vier Monaten möglich;
- wer einen unkomplizierten Infekt hatte, darf erst eine Woche danach spenden;
- wer ein fieberhaften Infekt oder Durchfall hatte, sollte erst vier Wochen nach Abklingen der Symptome spenden;
- wer chronisch erkrankt ist, regelmäßig Medikamente einnimmt oder kürzlich eine Impfung bekommen hat, der klärt in einem Vorgespräch mit dem Arzt, ob er spenden kann;
- Nach einer Vollblutspende dürfen Frauen erst 13 Wochen später wieder spenden, also viermal im Jahr. Männer dürfen schon nach neun Wochen und damit sechs Mal im Jahr spenden.
- Weitere Informationen zur Blutspende sind zu finden unter www.blutspendedienst-owl.de oder unter der kostenlosen Telefonnummer (08  00) 44  40  777.

Weitere Beiträge zum Thema Blut, die Sie interessieren könnten:

Der Bedarf an Spenderblut steigt. Doch bereits jetzt kommt es zu Engpässen. Blut spenden kann dabei so gut wie jeder.

Viele Menschen denken bei Thrombose an alte Leute und Stützstrümpfe. Leider können auch junge Menschen gefährliche Blutgerinnsel entwickeln.


Mehr zu dem Thema