Preiswert gärtnern

Vom Steckholz zum Strauch

Ein paar bleistiftdicke Aststücke, etwas feine Erde und Geduld reichen, um daraus neue Sträucher heranzuziehen. Bei Beerenobst funktioniert die vegetative Vermehrung besonders zuverlässig.

Die Johannisbeeren aus Mamas Garten schmecken am besten? Dann ist die Sorte auch interessant für den eigenen Garten. Eine originalgetreue Kopie des gewünschten Strauches lässt sich mit etwas Geduld selbst heranziehen. Dazu braucht man unbelaubte Zweige vom gewünschten Strauch und ein sonniges Plätzchen in einem Gartenbeet. Der Herbst ist die passende Jahreszeit, um mit der Anzucht junger Sträucher aus sogenannten Steckhölzern zu beginnen.

Johannisbeersträucher sind einfach zu vermehren. Ist das Laub gefallen, schneidet man Steckhölzer von einjährigen Trieben. (Bildquelle: Laarmann)

Ideal für robuste Laubsträucher

Diese Art der vegetativen Vermehrung gelingt bei robusten Laubsträuchern auch Anfängern recht gut. Es dauert ein Jahr, um aus kleinen Zweigstücken bewurzelte Jungpflanzen heranzuziehen. Nach weiteren zwei Jahren tragen die Sträucher nennenswerte Mengen an Beeren. Aus Steckhölzern lassen sich auch andere Beerenobststräucher wie Stachel- und Jostabeeren, Himbeeren und Heidelbeeren vermehren. Ebenso eignen sich robuste Ziergehölze dafür, etwa Weigelie, Deutzie, Kolkwitzie, Spierstrauch, Spindelstrauch, Hartriegel und Johanniskraut.

Auch Ziersträucher wie die Deutzie lassen sich gut über Steckhölzer heranziehen. (Bildquelle: stock.adobe.com)

Den Boden bereiten

Ehe man die gewünschten Triebe schneidet, sollte das Beet für die Anzucht der Steckhölzer vorbereitet werden. Die Beetparzelle liegt am besten in der Sonne. Der Boden sollte spatentief mit einer Grabe­gabel gelockert, feinkrümelig und unkrautfrei sein. Pro Steckholz ist eine Beetfläche von 25 x 10 cm einzukalkulieren. Es ist ratsam, mehrere Steckhölzer zu setzen, falls es im Laufe der Anzucht Ausfälle gibt. Die Steckhölzer sollten nur von einem gesunden Strauch geschnitten werden. Es eignen sich einjährige Zweige. Sie sind an der helleren Rindenfarbe zu erkennen. Ideal sind etwa bleistiftdicke Zweige.

Hölzer oben anschrägen

Folgendermaßen geht man beim Schneiden vor:

  • Zunächst einen langen, einjährige Trieb abschneiden.
  • Für ein Steckholz wird ein etwa 20 cm langes Teilstück mit mehreren Knospen zugeschnitten. Unten schneidet man es knapp unter ­einem Blattknoten (Nodium), ­oben über dem Nodium ab.
  • Damit das Steckholz später in seiner ursprünglichen Wuchsrichtung in die Erde kommt, markiert man sich das obere Ende mit einem schrägen Schnitt. So sind Verwechslungen ausgeschlossen.
  • Die Triebspitze des Steckholzes schneidet man ab.
  • Werden die Steckhölzer nicht sofort nach dem Schneiden ins vorbereitete Beet gesetzt, wickelt man sie in ein feuchtes Tuch oder lagert sie in einer Kiste mit feuchtem Sand.

    Das untere Ende des Steckholzes wird direkt unter einem Blattknoten abgeschnitten. (Bildquelle: Laarmann)

Vor Frost schützen

Am besten setzt man die Steckhölzer direkt in den vorbereiteten Boden. Und zwar so tief, dass nur ein bis zwei Knospen oder Knospenpaare über der Erde sind. Als Faustregel gilt: Dreiviertel des Steckholzes befindet sich unter der Erde, ein Viertel über der Erde. Rund um das Steckholz sollte die Erde leicht angedrückt werden, damit der Trieb Bodenkontakt hat. Durch ­Bewässern setzt sich die Erde; Hohlräume schließen sich. In den folgenden Wochen ist der Boden leicht feucht zu halten.

Kündigen sich Fröste an, deckt man die Hölzer mit Reisig und Laub ab. Bodenfrost kann dazu führen, dass sich die Hölzer hochdrücken und keinen Erdkontakt mehr haben. Daher kontrolliert man das Beet regelmäßig und drückt die Hölzer bei Bedarf wieder in die Erde.

Haben sich die Triebe bewurzelt, treiben die Steckhölzer im nächsten Frühjahr aus. Den Sommer über lässt man sie in Ruhe wachsen. Im Herbst sticht man sie mit großzügigem Wurzelballen aus und verpflanzt sie an ihren endgültigen Standort. Dabei schneidet man die komplette Pflanze bis auf wenige Knospen zurück. Hat die Pflanze die passende Form erreicht, benötigt sie erst nach einigen Standjahren einen regelmäßigen Auslichtungsschnitt.