Mehr Natur im Garten

Stängel als Winterquartiere

Wer verblühte Blumen und Gräser im Herbst auf den Beeten stehen lässt, bietet Insekten einen Unterschlupf für die kalte Jahreszeit. Auch Laubhaufen und Totholzhecken sind willkommene Verstecke für Gartenbewohner.

Insekten sind mit unterschiedlichen Strategien und biologischen Möglichkeiten ausgestattet, um Schnee, Kälte und längeren Frostperioden zu trotzen. Die meisten Insekten überwintern in Form von Eiern, Larven oder Puppen; einige überstehen den Winter auch als erwachsene Tiere in Erdhöhlen, Mauerritzen oder anderen Verstecken.

Nur ein paar Ausnahme-Insekten fliegen vor der Kälte davon. Manche Marienkäferarten lassen sich vom Wind in den Süden tragen. Auch einige Falter und Käfer wandern in südlichere Regionen. Der Admiral zum Beispiel flattert über die Alpen bis nach Afrika. Auch der Distelfalter schafft Hunderte von Kilometern bis in wärmere Gefilde.

In Winterstarre

Grundsätzlich gilt: Je kälter es ist, desto ruhiger werden Insekten. Denn sie sind wechselwarm. Ihre Körpertemperatur hängt von der Umgebungstemperatur ab. Wenn die kalte Jahreszeit anbricht, fallen manche Insekten in Winterstarre.

Einige der hier bleibenden Falter wie Kleiner und Großer Fuchs, Zitronenfalter, Tagpfauenauge und Trauermantel suchen in Baumhöhlen, Nischen aller Art oder in Geräteschuppen und Speichern Zuflucht, wo sie vor der Witterung geschützt sind. Sie besitzen ein natürliches Frostschutzmittel im Körper, das sie vor dem Erfrieren schützt. Die Tiere halten sich regungslos und sind perfekt getarnt, weil die Flügelunterseiten unauffällig sind. Zitronenfalter können sogar im Freien raureifbedeckt irgendwo an Gräsern hängen oder versteckt im Gebüsch oder Laub den Winter verbringen. Im April beginnen sie, ihre Eier abzulegen, meist an Pflanzenstängeln der Wirtspflanzen, die den Raupen Futter bieten. Die meisten heimischen Schmetterlingsarten überwintern jedoch als Ei, Raupe oder Puppe. Die Eier wurden bereits im Sommer auf entsprechenden Futterpflanzen abgelegt.

Gut geschützte Eier

Nicht nur Falter, sondern auch andere Insekten überwintern als Ei. Das gilt auch für das Grüne Heupferd, eine Laubheuschreckenart, die sich gern auf krautigen Blattpflanzen aufhält. Das erwachsene Heupferdweibchen legt seine Eier in Bodenmulden oder schlitzt mit einem Fortsatz am Hinterteil Pflanzenstängel auf, um die Eier sicher in der Pflanze zu deponieren. Wer seinen Garten nicht zu pingelig aufräumt, kann sich im Frühjahr an einer neuen Heupferd-Generation erfreuen.

Bitte nicht stören!

Ein naturnah gestalteter Garten wird im Herbst nicht komplett aufgeräumt. Wer Laubhaufen aufschichtet, Stauden in den Beeten stehen lässt und eine Totholzecke anlegt, bietet Insekten einen Unterschlupf. Er sorgt dafür, dass sich natürliche Kreisläufe abspielen und viele Arten gedeihen. Auch im Frühling sollte man nicht zu früh mit dem Frühjahrsputz im Garten beginnen, sondern warten, bis es wärmer wird und die Insekten aufgewacht und aus den Winterquartieren herausgekrochen sind. Denn der menschliche Ordnungssinn entspricht nicht unbedingt der Ordnung der Natur.