Bäume bieten Wind- und Wetterschutz, spenden Schatten und geben dem Hofgelände einen ansprechenden Rahmen. Das funktioniert, wenn sich jemand fachkundig um die Bäume kümmert – von der Wurzel bis zur Krone und von der Pflanzung bis zum Erziehungsschnitt. Was dabei zu beachten ist, wissen die beiden Baumpfleger und Baumsachverständigen Marc Wilde und Marko Wäldchen. Ihr Wissen geben sie auch in Baumpflegeseminaren bei der Landwirtschaftskammer NRW.
Passende Baumarten für den Hof
Am besten entwickeln sich Gehölze, wenn die Baumart zum Standort passt. Baumschulen bieten dazu eine fachkundige Beratung. Eine Auswahl an Bäumen für Hofalleen nennen wir in der folgenden Übersicht.
„Ein mittelstark wachsender Baum, etwa der Feldahorn, die Eberesche oder die etwas größer werdende Sumpfeiche brauchen mindestens 10 bis 12 m³ Wurzelraum“, nennt Marc Wilde einen Anhaltspunkt. Soll der Baum nah an eine Straße oder eine gepflasterte Fläche gepflanzt werden[LB1] , ist das Wurzelwachstum im Untergrund begrenzt. „In solchen Fällen brauchen die Wurzeln Ausweichmöglichkeiten, etwa in eine Wiese oder einen Grünstreifen hinein“, erläutert die Baumsachverständige. Einen Baum mitten in eine gepflasterte oder asphaltierte Fläche zu pflanzen und ihm nur eine kleine, offene Baumscheibe zu lassen, ist Quälerei. Der Untergund kann viel zu wenig Regenwasser aufnehmen. Somit bleibt der Baum immer durstig.
Wie sich der Baum entwickeln kann, hängt auch von der natürlichen Beschaffenheit des Untergrundes ab. Eine Probegrabung mit dem Spaten gibt erste Informationen, ob der Boden beispielsweise verdichtet ist. Wo der Spaten nicht durchdringt, haben auch Wurzeln keine Chance. So sorgen beispielsweise steinharte Mergelhorizonte im Boden dafür, dass die Baumwurzeln eher breit als tief wachsen. Denn den Mergel können sie nicht durchdringen.Zur Pflanzung hebt man eine Bodengrube aus, die doppelt so groß ist wie der Wurzelballen. Dann werden zwei bis drei Stützpfähle eingesetzt, ehe der Baum in die Erde kommt. Das Ballentuch wird oben leicht geöffnet, aber nicht entfernt. Es verrottet nach kurzer Zeit. Nach der Pflanzung braucht der junge Baum vor allem eine gleichmäßige Wasserversorgung.
Wann und wie schneiden?
In der Baumschule bekommen die zum Verkauf stehenden Bäume einen Pflanzschnitt, erklärt Baumpfleger Marko Wäldchen. „Der Schnitt bringt das Volumen von Baumkrone und Wurzelballen in ein günstiges Verhältnis. Außerdem fördert er bei bestimmten Baumarten das Anwachsen. Das gilt beispielsweise für Weißdornarten, Robinie, Weide, Stiel- und Traubeneiche.“ Der Kunde muss nach der Pflanzung eines Laubbaumes erst nach etwa drei Jahren den ersten Korrekturschnitt vornehmen. Gärtner sprechen von der Erziehung eines Baumes. Das bedeutet für sie:
- einen Stamm mit Kronenansatz in gewünschter Höhe aufbauen,
- Fehlentwicklungen in der Krone erkennen und unterbinden.
Beim ersten Erziehungsschnitt entfernt man konkurrierende Triebe in der Krone oder schneidet sie zurück. Dabei am besten an der Baumspitze beginnen. Hier sollte ein Leittrieb als Stammverlängerung 20 bis 40 cm aus der Krone herausschauen, so der Baumsachverständige. Ist das nicht der Fall, erreicht man das Ziel durch Rückschnitt konkurrierender Triebe.
Auch nach innen wachsende, sich kreuzende oder reibende Zweige müssen weg. Beschädigte Äste werden gekürzt oder entfernt. Besteht großer Korrekturbedarf in der Krone, verteilt man die nötigen Schnitte auf mehrere Jahre. Denn in einem Durchgang sollte der junge Baum höchstens ein Drittel seiner Blattmasse durch den Rückschnitt verlieren. Anders als Obstbäume bekommen junge Zierbäume nicht jährlich einen Rückschnitt. Die Kronen bekommen bis etwa zum 20. Standjahr alle zwei bis drei Jahre einen Korrekturschnitt, wenn nötig. Ist alles in Ordnung, kann darauf verzichtet werden. Welche und wie viele Pflegeintervalle nötig sind, hängt von der Baumart ab. Am besten fragt man bei der Pflanzenauswahl in der Baumschule nach.
Lichtraumprofil schaffen
Stehen Bäume nah an Straßen, Wegen oder Hofeinfahrten, dürfen ihre Kronen keine Hindernisse für Verkehrsteilnehmer darstellen. Ziel der Jungbaumerziehung ist es, den Kronenansatz auf Dauer so hoch zu wählen, dass Fußgänger, Autos und eventuell auch Landmaschinen unbehelligt unter den Baumkronen hindurch kommen.
Anzustreben sind folgende lichte Höhen der Krone, auch Lichtraumprofil genannt:
- 2,50 m an Geh- und Radwegen,
- 4,50 m an Fahrbahnen und Feuerwehrzufahrten.
Diese Kronenhöhen erreichen junge Bäume erst nach einigen Jahren und mehrmaligem Aufasten. Dabei darf man es nicht übertreiben, mahnt Marko Wäldchen. Nach dem Schnitt sollte die Kronenhöhe immer noch mindestens 40 % der gesamten Baumhöhe einnehmen.
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