Fallobst so weit das Auge reicht – für den Niederösterreicher Karl Posch ist das in jedem Sommer eine Herausforderung. Auf seinen Streuobstwiesen stehen rund 500 Bäume, deren Früchte er zu Säften und Einmachspezialitäten verarbeitet. „Es fehlen schon lange Personen, die bei der Ernte helfen“, erklärt der Besitzer einer Heurigenwirtschaft. Als er von der Erfindung der „Obstraupe“ erfuhr, beschaffte Posch sich ein Testgerät – und war schnell davon überzeugt. Die Obstraupe ist ein Elektrogerät, das man ähnlich wie einen Rasenmäher über die Wiese fährt. Der Motor wird mit einem E-Bike-Akku betrieben. Das Gerät ist mit einer 60 cm breiten Sammelwalze und einer Ablage für Obstkisten ausgestattet. Über Lamellen und einen geschlitzten Rost werden die Früchte schonend aufgesammelt. „Die Früchte rollen in die Kiste und bleiben unversehrt. So kann ich die Äpfel nach einigen Tagen zu Saft pressen“, erklärt Posch.
Direkt in die Kiste
Ist die Sammelkiste voll, öffnet der Gerätenutzer mit dem Fuß eine Klappe an der Raupe. Die Kiste stellt er dann mit leichtem Kippen des Gerätes auf dem Boden ab. Dann muss er nur eine neue Kiste einlegen und kann weiterernten. Das Gerät ist einfach zu bedienen, lobt der Wiesenbesitzer. Die Obstraupe kann vorwärts und rückwärts gelenkt werden. Die schräg angewinkelten Räder sollen vermeiden, dass Früchte durch Überrollen beschädigt werden. Bis zu 15 cm hohes Gras und Unebenheiten des Bodens sind kein Problem. Die Sammelwalze funktioniert auch dort. Tester Posch erreicht mit dem Gerät eine hohe Ernteleistung: „Zu zweit ernten wir mit einer Raupe bis zu 1000 kg Äpfel in der Stunde.“ Fünf Stunden hält der Akku bei voller Laufzeit. Ergänzend zu dem Gerät bietet der Hersteller einen Sortiertisch an.
Von Äpfeln bis Nüssen
Mit der Obstraupe lassen sich Äpfel, Birnen, Kirschen, Pfirsiche, Zwetschen und Nüsse aufsammeln. Grundsätzlich lassen sich auch weiche Früchte gut aufnehmen; sie sollten aber nicht überreif sein, so die Erfahrungen des Testers. Um das Gerät auszulasten, wäre ein Verleih an andere Wiesenbesitzer denkbar, überlegt Posch. Der Transport der Obstraupe ist einfach. Sie wiegt samt Akku 34 kg. Der Obstbauer muss nur den Griff herunterklappen, damit sie kompakter wird. Sie lässt sich gut auf einen Transporter heben. David Brunmayr und Lukas Griesbacher, beide Absolventen der Wiener Universität für Bodenkultur, sind die Erfinder der Obstraupe. „Nur etwa ein Drittel des Streuobstes wird geerntet. Alles andere bleibt liegen. Viele entscheiden sich daher, die Bäume zu fällen, da die Früchte sonst nur verfaulen. Mit unserer Erfindung wollten wir einen Beitrag leisten, um die Kulturlandschaft Streuobstwiese auch in Zukunft zu erhalten“, erzählt David Brunmayr. 2018 gründeten die beiden Tüftler das Start-up „Organic Tools GmbH“. Heute baut ihnen ein Maschinenbauer die Raupen zusammen.
Mehr Infos
Ein Video zur Funktionsweise der Obstraupe, technische Angaben und Bestellmöglichkeiten sind auf der Internetseite der Herstellerfirma „Organic Tools“ zu finden. Das aktuell angebotene Gerätemodell SilverFox 02 ist mit zwei Obstkisten, einem E-Motor samt E-Bike-Akku (36 V, 10,4 Ah) und einem Ladegerät für die 230-V-Steckdose ausgestattet. Es kostet 2295 €. www.organic-tools.com