Baumpflege-Fortbildung

Mehr Obstbaumwarte für Streuobstwiesen in NRW

Viele Streuobstwiesen sind vernachlässigt. Wer vermittelt das nötige Wissen zur Pflege? Und greift auch selbst zu Säge und Schere? Obstbaumwarte könnten helfen. Auch im Paderborner Land werden sie ausgebildet.

Wer mit offenen Augen durch die Landschaft fährt, sieht vielerorts Streuobstwiesen. Viele erst wenige Jahre alt, aber bereits in jämmerlichen Zustand. Oft werden Apfel-, Birnen- und Pflaumenbäume in zu engem Abstand gesetzt. Meist werden die Kronen gar nicht oder falsch beschnitten. Sie tragen beizeiten viel zu schwere Früchte. Äste entwickeln skurrile Formen, brechen oder behindern sich gegenseitig.

Schleuderwuchs: Wird ein junger Apfelbaum nicht fachgerecht beschnitten, bildet er lange, schwache Äste. Brüche sind vorprogrammiert. Der Baum vergreist vorzeitig. (Bildquelle: Laarmann)

Biostation startet „Streuobstwiesen aktiv“

Es bräuchte dringend mehr fachkundige Menschen, die die Streuobstwiesen in ihrer Region im Blick haben, die Schnittkurse geben und Interessenten bei Pflanzungen und Pflegemaßnahmen beraten. Hier setzt die Biostation Paderborn-Senne mit dem Projekt „Streuobstwiesen aktiv“ an. Es startete im März 2020 und wird mit Mitteln aus EU-Förderprogramm LEADER gefördert, das seit 1991 innovative Projekte im ländlichen Raum voranbringt. Innovativ ist bei diesem Projekt beispielsweise die 90-stündige, kostenfreie Ausbildung zum Obstbaumwart. Hinter diesem, etwas drögen Begriff steckt ein kluges Konzept, das in anderen Regionen Deutschlands bereits funktioniert: Ein Netzwerk fachkundiger Streuobst-Akteure unterrichtet ehren- oder hauptamtlich Wiesenbesitzer im Baumschnitt, berät Kommunen bei der Pflege ihrer Streuobstwiesen und legt selbst Hand, wo es nötig ist.

Obstbaumwarte geben Schnittkurse für Laien und pflegen haupt- oder ehrenamtlich Streuobstwiesen. (Bildquelle: B. Lütke Hockenbeck)

Fortbildung zum Obstbaumwart

Rund 50 Interessenten bewarben sich auf die 20 Ausbildungsplätze zum Obstbaumwart im Rahmen von „Streuobstwiesen aktiv“ in der LEADER-Region Südliches Paderborner Land. Mitglieder von Heimatvereinen zähleben ebenso zu den Teilnehmern wie Ehrenamtliche aus Naturschutzverbänden, Wiesenbesitzer, Imker und Mitarbeiter von kommunalen Bauhöfen, die ihr Fachwissen erweitern wollen. Die Biostation Paderborn-Senne ist mit dem Kurs-Konzept als Vorreiter in Westfalen aktiv. Was inhaltlich im Detail dahinter steht, ist auf der Internetseite von „Streuobstwiesen aktiv“ nachzulesen.

Im Rheinland findet man bereits in einigen Regionen ausgebildete Obstbaumwarte, etwa in der Nordeifel, in der Region Aachen-Düren-Euskirchen und im Rhein-Sieg-Kreis. Zurzeit arbeiten Streuobstwiesen-Akteure wie der Naturschutzbund NRW daran, mehr Obstbaumwarte auszubilden. Bisher orientieren sich viele westfälische Interessenten für so eine Fortbildung nach Thüringen. In Erfurt-Büßleben betreibt Michael Grolm seit 2008 seine Obstbaumschnittschule und bietet ein qualifiziertes, differenziertes Kurs-Spektrum rund um die Baumpflege an. Weitere Anbieter von Fortbildungen in der Obstbaumpflege im erweiterten Grenzgebiet zu Westfalen sind:

  • Arbeitsgruppe Obstgehölzpflege des Pomologen-Vereins im Tagungshaus Niederkaufungen im Landkreis Kassel,
  • Gut Adolphshof im Raum Hannover mit Unterstützung des Streuobstwiesen-Bündnisses Niedersachsen.


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