Ausflug ins Grüne

Landgut Twickel: Ein Schloss und seine Gärten

Von Prunk bis Pastinaken ist alles dabei. Denn das Landgut Twickel nahe Enschede überrascht mit einem vielseitigen Park- und Gartenkonzept.

In der Provinz Overijssel im Osten Hollands befindet sich eines der größten niederländischen Landgüter in Privatbesitz. Rund 4400 ha Land und 148 Bauernhöfe gehören der Stiftung Landgut Twickel, die das Erbe in den 1950er Jahren übernahm. Mit diesem Schritt sicherte die letzte adelige Besitzerin, die kinderlos blieb, ein professionelles Management der Immobilien und Ländereien. Egal, was man über die Anhäufung von derartigem Reichtum denken mag: Für Pflanzenliebhaber lohnt sich ein Ausflug zum 15 km von Enschede entfernt liegenden Landgut allemal. Denn rund um das prunkvolle, heute noch bewohnte Wasserschloss sind die Gärten in sehr gutem Zustand und bieten viel fürs Auge.

In den gepflegten Staudenbeeten entdecken Pflanzenliebhaber eine Fülle verschiedener Arten. (Bildquelle: Laarmann)

Von akkurat bis naturnah

Der Pflanzenbestand ist so bedeutsam, dass das Landgut Twickel Mitglied im niederländischen Verband der Botanischen Gärten ist. Die Sammlung von Zitrusbäumen gehört zur niederländischen nationalen Pflanzensammlung. Die Infrastruktur rund um das Schloss ist auf die Bedürfnisse von Touristen eingestellt. Der Zugang zum Park führt durch ein Besucherzentrum mit kleinem Laden. Eine weitere Möglichkeit zur Erfrischung bietet die Orangerie. Das aus dem 19. Jahrhundert stammende, sorgfältig restaurierte Gebäude wird immer noch zum Überwintern der exotischen Kübelpflanzen genutzt, die den Schlosspark zieren. Hier finden aber auch Kunstausstellungen statt. Ab April ist außerdem das kleine Café geöffnet.

Die im 19. Jahrhundert gebaute Orangerie dient als Winterquartier für exotische Pflanzen und als Sommercafé für Besucher. (Bildquelle: Laarmann)

Wintertags stehen hier die Zitruspflanzen. In der Gartensaison dient die Orangerie als Einkehrmöglichkeit.. (Bildquelle: Laarmann)

Die Anlagen rund um das Schloss wurden über Generationen nach Vorstellungen der diversen Adelsfamilien gestaltet, die das Wasserschloss seit dem Mittelalter bewohnten. Der Parkbereich nördlich des Schlosses ist formell gehalten. Hier fallen die akkurat geschnittenen Hecken und immergrüne Figuren aus Buchs und Eibe auf. Rasenflächen werden von Streifenbeeten oder Pflanzornamenten durchbrochen. Deutlich verspielter wirkt der französische Garten im Stil des Neo-Barock. In den Beeten mit geschwungenen Rändern versammeln sich Blühgehölze, Stauden und Sommerblumen zu malerischen Pflanzengesellschaften. Allerlei Jugendstil-Figuren verfeinern die Anlagen. Alter Baumbestand prägt die Stimmung. Auch ein Felsgarten, den die 1975 verstorbene, letzte Baronin anlegen ließ, ist zu entdecken. Hinter dem Schloss ändert sich der Gartenstil, wird weicher und naturbetonter. Es geht vorbei an großen Rhododendren, Teichen und Wasserspielen.

Auch verspielte Motive sind im Schlosspark zu entdecken. (Bildquelle: Laarmann)

Unterwegs im Moostuin

Ein paar Gehminuten vom Schlossgarten entfernt steht ein Wegweiser zum Moostuin, dem Küchengarten. Er ist von einer Backsteinmauer umgeben und bietet so ein geschütztes Klima zum Anbau von Obst, Gemüse und Blumen. Hier grünt und blüht es inzwischen wieder auf üppige Weise. Der Küchengarten war einige Jahre nach dem Tod der letzten Baronin verwaist. Heute arbeiten hauptamtliche Gärtner und eine Gruppe freiwilliger Helfer Hand in Hand, um die Vielfalt eines historischen Küchengartens zu zeigen. Es gibt Spalierobst, Beerensträucher und Gemüsepflänzchen unter Glasglocken zu bestaunen. Die Ernte wird im Schloss verbraucht, von den Helfern weiterverarbeitet und Besucher verkauft. Das gilt auch für Ableger, überzählige Jungpflanzen und Blumensträuße aus den Sommerblumenrabatten. Der Gemüsegarten ist nur an zwei Nachmittagen pro Woche geöffnet, siehe Infokasten. Ein Rundgang durch diesen Gartenbereich mit seiner entspannten, freundlichen Atmosphäre ist zu empfehlen.

Im Küchengarten geht es entspannt zu. Hier kommt man mit anderen Besuchern leicht ins Gespräch. (Bildquelle: Laarmann)

Wer etwas Zeit hat und offen ist, kommt garantiert mit den Gartenhelfern oder anderen Besuchern ins Gespräch. Ist die Pflanzenlust nach diesen beiden Ausflugs-Etappen so richtig erwacht, schlendert man zum Abschluss durch die Kwekerij de Border, einer Gärtnerei mit vielfältigem Sortiment an Stauden und Rosen. Sehenswert sind die Musterbeete der Gärtnerei, in denen sich die Pflanzen zur Sommerzeit an Blütenpracht überbieten.

Die alten Treibhäuser sind im Küchengarten noch in Benutzung. (Bildquelle: Laarmann)


Die Region Twente erkunden

  • Die Gärten des Landguts Twickel sind zwischen April und Oktober von Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 5 €. Das Areal ist barrierefrei zugänglich. Für Gruppen sind Führungen möglich. Die Adresse: Twickelerlaan 7, Ambt Delden.
  • Der Küchengarten ist nur mittwochs und freitags von 13 bis 16 Uhr geöffnet. Die Gärtnerei de Border hat in der Saison wechselnde Öffnungszeiten, die hier zu finden sind: www.border.nl.
    • Twickel liegt im Radroutennetz Twente. Touren lassen sich anhand der Knotenpunkte auf den Radwegen gut planen. Eine 60 km lange, ausgearbeitete Tour, die an Twickel vorbei führt, heißt „Radtour ins Grüne in Twente“ und ist hier zu finden.

  • Wer den Tag in der Region Twente gemütlich ausklingen lassen möchte, sollte einen Besuch im Örtchen Delden einplanen. Im schmucken Ortskern gibt es einige Einkehrmöglichkeiten, kleine Geschäfte und das Salzmuseum. Freitagsnachmittags lockt der kleine Wochenmarkt mit Käse, Blumen und Gemüse.

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