Hühner im Garten sind ein heikles Thema. So mancher Nachbarschaftsstreit hat sich schon am Hahnenschrei entzündet. Dass Tiere und Menschen aber doch gut zusammenleben können, beweist ein Besuch bei Familie Henschel-Wittkowski in Dorsten, Kreis Recklinghausen. Die Familie bewohnt einen Bungalow samt 700 m2 großem Garten – Nachbarn links und rechts. Neun Hennen kuscheln sich in einem Holzstall aneinander und warten morgens auf Ausgang. Einen Hahn gibt es nicht (mehr). „Wir hatten es versucht, aber die älteren Hennen akzeptierten den jungen Hahn nicht. Er krähte von früh bis spät. Das war Stress für alle“, berichtet Petra Henschel. Der Hahn zog aus. Heute ist die energische Henne Greta das Leithuhn der Hühnerherde, bestehend aus sechs Zwerg-Seidenhühnern und drei Haushühnern als Eierlieferantinnen.
Nachts im Kaninchenstall
Zwerg-Seidenhühner sind zierlich und haben ein feines, flauschig wirkendes Gefieder. Dabei sind sie robust und sehr friedlich. „Die Tiere brauchen wenig Platz im Stall und mögen nicht auf Stangen sitzen“, nennt Petra Henschel weitere Eigenarten. Als Gartenhühner sind sie ideal, weil sie zwar an Pflanzen knabbern und sich auch gerne Kuhlen für ein Staubbad buddeln, aber dabei keine größeren Spuren, geschweige denn Schäden hinterlassen. Wichtig: Die Tiere brauchen Gemeinschaft; mindestens vier Hennen sollte man gemeinsam halten. Die drei Legehennen der Rassen Marans, Blausperber und Araucana sind als vollwertige Herdenmitglieder bei den Zwerg-Seidenhühnern integriert. Einen eigenen Stall mit Sitzstange verschmähen sie, berichtet Petra Henschel. Stattdessen übernachten alle neun Hühner in einem Kaninchenstall.
Als Einstreu dient eine 10 cm dicke Schicht aus Hanfhäckseln. Sie nimmt Feuchtigkeit und Gerüche gut auf. Der Kot lässt sich mit einem Rechen absammeln. Er dient als Gartendünger. Vom Stall aus können die Hühner in einen eingezäunten Auslauf unter Bäumen gehen. Bei gutem Wetter dürfen sie aber die meiste Zeit des Tages frei im Garten herumlaufen. Nur die Terrasse ist tabu. Denn Petra Henschel möchte keine Hühner, die um Leckerchen betteln und die Flächen in Hausnähe bekleckern.
Gut zum Streicheln
Familie Henschel-Wittkowski besaß bereits einen West Highland Terrier, als die Hühner vor neun Jahren einzogen. „Wir haben zwei Wochen zu zweit mit unserem Hund trainiert, dass er die Hühner nicht angreift. Seitdem kommen alle gut miteinander aus“, so die Tierliebhaberin. Für ihre damals elfjährige Tochter Luisa wurden die Zwerg-Seidenhühner zu Freunden. Die Tiere lassen sich auf den Arm nehmen und genießen Streicheleinheiten – auch von Besucherkindern. Neben der Hühnerschar ist der Garten ein Steckenpferd der Familie. Abwechslungsreich gestaltet, mit Stauden, etwas Gemüse, ausgefallenen Gehölzen und Sitzplätzen zeigt er, was auf begrenzter Fläche gärtnerisch möglich ist. Und das mit freilaufenden Hühnern.
Tipp: Der Garten öffnet für Besucher, etwa am 19. 7. und am 6. 9. 2020 von 11 bis 18 Uhr. Infos: Familie Henschel-Wittkowski, Haselhuhnweg 25, 46282 Dorsten, Tel. (02362) 76897,www.offene-gaerten-westfalen.de.
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