Haselnüsse aus eigenem Anbau sind eine gesunde Leckerei und runden das Obstsortiment ab. Allerdings entwickelt sich die Gemeine Haselnuss (Corylus avellana) zu einem kräftigen Großstrauch, der das Gartenformat meistens sprengt. Hinzu kommt, dass die Haselnuss stetig von unten austreibt, um sich zu verjüngen. Der Strauch wird mit den Jahren breiter und dichter. Ein ausgewachsener Haselnussstrauch beansprucht rund 25 m2 Gartenfläche, sagt Carola Nitsch vom Gartenbauzentrum des Landwirtschaftsamtes im bayerischen Fürth. Für den Erwerbsgartenbau begleitete sie ein Forschungsprojekt zur Haselnuss. Ihre Erfahrungen sind auch für den Privatgarten interessant. Die wichtigste: Eine zum Baum veredelte Haselnuss ist im Wuchs leichter zu bändigen und fordert keine großen „Schnittkünste“ wie andere Obstbäume.
Schneller ernten
Die bayerischen Nussprofis bauen die Hasel als Baum an. Dazu wird die Gemeine Haselnuss auf Wurzel und Stamm einer Baumhasel (Corylus colurna) veredelt. Die Baumhasel, auch Türkische Hasel genannt, ist ein aus Südosteuropa stammender Baum, der bei uns aufgrund seiner Widerstandsfähigkeit zunehmend als Stadtbaum zu sehen ist. Ihre kleinen Nüsse sind in auffälligen Büscheln angeordnet. Die robuste Veredelungsunterlage trägt in Zeiten des Klimawandels zur Gesunderhaltung der Nussbestände bei.
Zudem bilden die Bäume keine Stock- und Wurzelaustriebe. Und: „Sie tragen bereits im ersten oder zweiten Standjahr Früchte, während gewöhnliche Sträucher erst nach mehreren Jahren so weit sind“, erklärt Thorsten Klock, Inhaber der Nussbaumschule Klocks. Der Gartenbauingenieur ist einer der wenigen Spezialisten, die veredelte Nussbäume für Privatgärtner anbieten.
Interessante Sorten
Haselnussveredelungen sind zarte Bäumchen, bei denen auf 80 bis 100 cm Stammhöhe die Haselnussreiser veredelt sind. Der Stamm lässt sich recht einfach noch höher ziehen. Dazu lässt man bei dem Jungbaum nur einen der veredelten Zweige als Stammverlängerung nach oben wachsen und schneidet andere Seitentriebe zurück, bis die gewünschte Stammhöhe erreicht ist. Dann darf sich der Haupttrieb verzweigen und eine Krone bilden. Haselnüsse tragen männliche und weibliche Blüten an einer Pflanze und sind Windbestäuber. Ein Korkenzieherhasel oder ein wilder Haselnussstrauch in der weiteren Umgebung reicht als Bestäuber grundsätzlich aus. Thorsten Klock empfiehlt seinen Kunden jedoch, neben der gewünschten Hauptsorte möglichst eine passende Bestäubersorte zu pflanzen, weil das bessere Ernten sichert. Hier einige Haselnusssorten, die Beraterin Carola Nitsch für gartenwürdig hält. Als Bestäubersorte eignet sich für alle die ‘Hall’sche Riesennuss’.
- ‘Corabel’ – bildet große, an Kastanien erinnernde Nüsse, deren Früchte die Schale gut ausfüllen, reift Mitte Oktober,
- ‘Emoa 1’ – kugelig, runde Früchte, etwa ein Viertel als Doppelkerne, regelmäßig gute Erträge bis Mitte August,
- ‘Katalonski’ – runde, etwas gedrückte Nussform, robust gegen den Haselnussbohrer, gute Erträge, reift Ende September,
- ‘Gunslebert’ – alte deutsche Sorte, sehr robust auch in Höhenlagen, längliche, unregelmäßig geformte Nüsse, reift Ende September.
Bezugsquellen für Haselnussbäume
Ein veredelter Haselnussbaum erreicht je nach Standort eine Höhe von 5 bis 8 m. Thorsten Klock kultiviert die Haselnüsse in seinem Baumschulquartieren nördlich von Hamburg. „In unserem eher rauen Klima gedeihen die Pflanzen gut“, sagt er und räumt auf mit der Vorstellung, dass Haselnüsse nur in warmen, sonnigen Gegenden gedeihen. Ein Standort mit durchlässigem Boden, an dem der Baum frei, gut belüftet und sonnig steht, fördert aber den Ertrag. Veredelte Haselnussbäume sind beispielsweise bei den folgenden Baumschulen erhältlich:
- Nussbaumschule Klocks, Stutsmoor 42, 22607 Hamburg, Tel. (0 40) 8 99 16 98, www.walnuss24.de
- Nussbaumschule Matthias Schott, Steuernbergstraße 2, 79361 Sasbach-Leiselheim, Tel. (0 76 42) 58 59, www.nussspezialist.de.