Friedhofgärtnerei

Grabstätten: pflegeleicht und grün

Geld und Zeit für die Grabpflege lassen sich mithilfe von Gemeinschaftsgrabfeldern begrenzen. Ein gelungenes Beispiel ist in Legden zu sehen.

Als Bestatter und Friedhofsgärtnermeister ist Gerhard Specking erster Ansprechpartner für Angehörige, wenn es darum geht, wo und wie ein Verstorbener die letzte Ruhe findet. Zunehmend drehen sich die Gespräche darum, wie die Grabstätte pflegeleicht gestaltet werden kann. „Wir haben auf dem Friedhof in Legden keine Rasengräber, mussten uns aber Gedanken über Alternativen zu den traditionellen Grabstätten überlegen“, sagt er.

Keine Eisbegonienwüste

Der Friedhofsgärtner schlug drn Kirchengemeinde vor, eine Fläche für Gemeinschaftsgräber anzulegen. Die Gemeinden stimmten zu und stellten ein Areal für Speckings Idee vom „Garten der Ruhe“ zur Verfügung. 2018 fanden dort die ersten Begräbnisse statt. Vor einigen Wochen erschloss das Team der Friedhofsgärtnerei wegen der großen Nachfrage ein weiteres Gemeinschaftsgrabfeld. Zu der Anlage gehört auch ein stilisierter Pavillon mit einer Sitzgruppe. Denn: „Der Garten der Ruhe zieht die Besucher an“, freut sich der Initiator.

Gerhard Specking, Bestatter und Friedhofsgärtner, hatte die Idee zu dem Gemeinschaftsgrabfeld. (Bildquelle: Laarmann)

Was ist das Besondere an diesem Teil des Friedhofes? „Es gibt hier keine einzeln abgegrenzten Parzellen, sondern die Grabstätten gehen ineinander über. Das ermöglicht uns eine großflächige Bepflanzung, etwa mit immergrünen Bodendeckern, aber auch mit Blühpflanzen und Gehölzen“, erklärt der Friedhofsgärtner. Das Gemeinschaftsgrabfeld ist aktuell rund 360 m2 groß und bietet Platz für jeweils 30 Erd- und 30 Urnengräber.

Die Grabstätten sind nicht getrennt, sondern gehen ineinander über. Auf jeder Grabstätte steht ein Grabmal zur Erinnerung an den Verstorbenen. (Bildquelle: Laarmann)

Die Auswahl der Pflanzen trifft die Friedhofsgärtnerei. Dabei achten die Profis darauf, dass es rund ums Jahr blühende Pflanzen gibt. So pflanzen sie Christrosen als Winterblüher, Zwiebelblumen für den Frühling und insektenfreundliche Sommer- und Herbststauden. „Ein schöner Kontrast zur Eisbegonienwüste auf manchen Gräbern“, merkt der Gärtner an. Bei den Gehölzen wechseln sich immergrüne Nadel- und Laubgehölze und Blühsträucher wie Schneeball, Mahonie und Sommerflieder ab. Die Artenvielfalt sorgt für Gartenatmosphäre und bringt mehr Naturnähe auf den Friedhof.

Feste Kosten

Auch wenn es keine Parzellengrenzen gibt, ist jede Grabstätte durch einen Gedenkstein mit dem Namen, Geburts- und Sterbedatum des Verstorbenen erkennbar. „Wir geben eine Reihe von Natursteinen zur Auswahl vor. So passen die Grabmale zueinander. Glänzende Oberflächen sind nicht dabei; sie würden in den naturnahen Anlagen stören“, so Specking. Angehörige können die Grabstätten mit Kerzen und Blumen schmücken. Die Gräber werden samt Pflegevertrag für 30 Jahre vergeben. Die Grabpflegekosten stehen bereits zu Vertragsbeginn für die gesamte Laufzeit fest und beginnen ab etwa 3000 € für ein Urnengrab. Enthalten sind darin sowohl die Arbeiten wie Jäten, Gießen und Heckenschnitt als auch die während der Laufzeit benötigten Pflanzen. Nicht enthalten sind die Kosten für das Begräbnis, das Grabmal und die Friedhofsgebühren für die ­Nutzung der Grabstelle.

Die Grabpflege wird über einen sogenannten Dauergrabpflegevertrag abgesichert. Das bedeutet: Den vereinbarten Preis zahlt der Kunde bei Abschluss des Vertrages auf ein Treuhandkonto ein. Vertragspartner ist die „Gesellschaft für Dauergrabpflege Westfalen-Lippe“ mit Sitz in Dortmund. Sie sorgt für die Verwaltung der eingezahlten Gelder, für die jährliche Bezahlung des Friedhofsgärtners und für eine regelmäßige Kontrolle seiner Arbeit.

Dauerhaft gepflegte Grabstätten

Setzten vor zehn Jahren vor allem Friedhöfe in großen Städten auf gärtnerisch gestaltete Gemeinschaftsgräber, sehen inzwischen auch ländliche Gemeinden den Bedarf. Die Anlagen tragen Namen wie Memoriam-Garten, Ruhegarten oder Garten der Erinnerung. Die Laufzeit der Friedhofsnutzung, der Umfang der gärtnerischen Pflege und entsprechend die Kosten variieren. Auf großen Friedhöfen können Interessenten zwischen schlichten, immergrün gehaltenen und aufwendig bepflanzten Grabfeldern wählen. Als weiteres Konzept entwickelte der Zentralverband Gartenbau eine Gemeinschaftsgrabanlage namens „Naturruh“. Hier liegt der Fokus auf ökologischen Aspekten wie Artenvielfalt und Rückzugsmöglichkeiten für Wildtiere. In Nordrhein-Westfalen entstand die erste Naturruh-Anlage in Gelsenkirchen.