Kaum sind sie auf den eigenen Beinen unterwegs, erkunden Kleinkinder die Welt um sie herum – und nehmen dabei gerne Kostproben. Doch viele der Pflanzen, die in unseren Gärten wachsen, sind teilweise giftig. Wie ist mit dieser Gefahr umzugehen?
Meist geht es glimpflich aus
„Giftpflanzen sind nach Haushaltschemikalien und Arzneimitteln die häufigste Ursache für Vergiftungen bei Kindern: 3 bis 10 % der jährlich 100 000 Vergiftungsfälle gehen auf ihr Konto“, weiß Dr. Wolfgang Reuter, medizinischer Leiter der Deutschen Krankenversicherung. Doch sehr selten kommt es dabei zu schweren Vergiftungen und fast immer gehen diese glimpflich aus, wie Berichte der Giftnotrufzentralen zeigen. Nach dem Verzehr von Früchten, Blättern oder Blüten treten in drei Viertel der Fälle keine Symptome auf, die übrigen Fälle verlaufen überwiegend mild. Selten kommt es zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. In unseren Breiten gibt es nämlich nur wenige sehr giftige Pflanzen. Und selbst bei denen geht nicht von allen Pflanzenteilen Gefahr aus. Ein Beispiel ist die Eibe. Das rote Fruchtfleisch ihrer Beeren ist ungiftig. Giftig sind die Nadeln und der zerbissene Samen. Die Samen jedoch sind sehr hart und beim Zerbeißen bitter.
Eisenhut und Herbstzeitlose
Doch es gibt sie auch bei uns: Pflanzen, die eine lebensbedrohliche Vergiftung auslösen können. Dazu gehören die Eisenhut-Arten. Der Blaue Eisenhut gilt als giftigste Pflanze Europas. Sein Verzehr führt zu schweren Herzrhythmusstörungen. Schon beim Verdacht darauf, das Kind könnte Pflanzenteile verschluckt haben, sollte direkt eine Klinik angesteuert werden. Auch die Engelstrompete mit den imposanten Blütenkelchen hat im Familiengarten besser nichts zu suchen. Schon geringe Mengen eines der Pflanzenteile können Symptome wie Erbrechen, Halluzinationen und Herzbeschwerden auslösen. Ebenfalls hoch giftig sind Seidelbast-Arten und Wunderbaum. „Wer Kinder hat, sollte sich immer gut informieren, bevor neue Pflanzen in den Garten kommen“, so Dr. Wolfgang Reuter. Er warnt auch vor ungewollten Gästen und meint damit wild vorkommende, sehr giftige Pflanzen wie Schwarzes Bilsenkraut, Gefleckter Schierling, Stechapfel, Tollkirsche und Giftiger Wasserschierling.
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Aufklären statt rausreißen
Häufig sind schwere Vergiftungen auf Verwechslungen zurückführen. Die Blätter der hochgiftigen Herbstzeitlosen wird beispielsweise häufig mit dem essbaren Bärlauch verwechselt. Die Giftnotrufzentralen erhalten zudem regelmäßig besorgte Anrufe, wenn Schulkinder den giftigen Goldregen für essbare Erbsenschoten gehalten haben. Auch beim Gartengemüse ist Vorsicht geboten. Grüne Stellen an Tomaten sowie Keime, Blüten, Früchte, Blätter und grüne Knollen der Kartoffeln enthalten giftiges Solanin. Der beste Schutz ist Aufklärung. Wer seinen Kindern einfache botanische Kenntnisse vermittelt, kann die Gefahr durch Giftpflanzen stark verringern. Kinder sollten lernen, bestimmte Dinge nicht zu essen. Daher raten Experten davon ab, alle giftigen Pflanzen aus dem Garten auszureißen. Voraussetzung dafür ist, dass Eltern wissen, was in ihrem Garten wächst. Bei Kleinkindern, die alles Erreichbare in den Mund stecken, müssen Eltern auf der Hut sein. Hochgiftige Pflanzen gehören nicht in Reichweite von Kinderarmen.
Auf der Internetseite des Giftnotrufs der Charité in Berlin finden Sie ein Übersicht darüber, welche einheimischen Pflanzen wie giftig sind.