Seit mehr als einem Jahr spricht man in Ostwestfalen und Südniedersachsen von der Doppel-LGS. Hinter dem Kürzel versteckt sich die Tatsache, dass 2023 zwischen Weserbergland und Harzvorland gleich zwei Landesgartenschauen stattfinden werden. Nur rund 60 km liegen zwischen dem nordrhein-westfälischen Höxter und Bad Gandersheim in Niedersachsen. Zu der Dopplung kam es, nachdem die Verantwortlichen in Bad Gandersheim im Dezember 2021 die Notbremse gezogen und ihre Gartenschau um ein Jahr auf 2023 verlegt hatten, um alle Baumaßnahmen fertig und finanziert zu bekommen. Im nächsten Frühjahr soll es nun losgehen.
Pflanzlust an der Weser
Wer sich die gastgebenden Orte der Landesgartenschauen auf der Karten anschaut, stellt fest: Sie liegen alle an Flüssen. Die nordrhein-westfälische Landesgartenschau Höxter ist von der Weser geprägt. Der Fluss wird vom historischen Stadtkern aus im Zuge der Gartenschau besser zugänglich. Das gilt auch für Schloss Corvey, das eine direkte Anbindung an den Weserradweg erhält. Das Besondere an dieser Gartenschau ist der starke Fokus auf Pflanzen. Es gibt neue Staudenbeete und Themengärten am Stadtwall. Eine Vielzahl spannender Gehölze sind im neuen Klostergarten zu bewundern. Im Weserbogen wachsen Hopfen, Lavendel, Erdbeeren und andere landwirtschaftliche Nutzpflanzen. Die NRW-Landesgartenschau in Höxter dauert vom 20. April bis 15. Oktober. Eine Einzel-Erwachsenenkarte kostet pro Tag 19,50 €.
Hessen lockt zur Fulda
An linken Hauptquellfluss der Weser, der Fulda, fand 1994 die erste hessische Landesgartenschau statt. Nun kommt das Ereignis zum zweiten Mal in die gleichnamige Stadt in Osthessen. Vier Ausstellungsflächen sollen die Stadtteile miteinander verbinden und die Fuldaaue aufwerten. Dadurch sollen langfristig neue Grünanlagen für die Bürger geschaffen werden. Inhaltlich geht es um Themen wie Klimawandel, Biodiversität und urbane Landwirtschaft sowie naturnahe Gestaltung von Erholungsflächen. Als Stadt der kurzen Wege wirbt Fulda damit, dass alle wichtigen Sehenswürdigkeiten gut zu Fuß erreichbar sind. Die hessische Landesgartenschau Fulda läuft vom 27. April bis 8. Oktober. Eine Einzel-Erwachsenenkarte kostet pro Tag 19 €.
Schau an Gande und Eterna
Die beiden kleinen Flüsse Gande und Eterna rahmen die Landesgartenschau im südniedersächsischen Bad Gandersheim ein. Am Wasser entlang erstreckt sich das rund 40 ha große Schaugelände. Der größte Bereich liegt in einem alten Park, der aufgefrischt wird. Gartenliebhaber finden die üblichen Angebote wie Themengärten, Blumenhalle und Schaubeete. Etliche Anlagen profitieren davon, dass die Schau um ein Jahr verschoben wurde. So werden viele früh gepflanzte Stauden 2023 bereits gut im Wachstum sein. Ein Abstecher in die Altstadt mit schönen Fachwerkgebäuden lohnt sich auf jeden Fall. Dank eines gut ausgebauten Wegenetzes sind die Stadt und die Dörfer rundherum gut per Rad zu erkunden. Auf dem Gartenschaugelände befindet sich ein neu gestaltetes Solefreibad. Die niedersächsische Landesgartenschau Bad Gandersheim öffnet vom 14. April bis zum 15. Oktober 2023. Eine Einzel-Erwachsenenkarte kostet pro Tag 19 €.
Neckar, Main und BUGA
Die Bundesgartenschau 2023 findet in einer klimatisch spannenden Region statt. Denn in Mannheim ist es durch den Schutz von Pfälzer- und Odenwald jetzt schon so mild, wie es in anderen Teilen Deutschlands infolge des Klimawandels in den nächsten Jahren werden könnte. In punkto Niederschlag liegt Mannheim unter dem deutschen Mittel. Dass es genug wunderschöne Pflanzen für diese Bedingungen gibt, zeigt ein Blick in den Luisenpark, einem der Hauptstandorte der Bundesgartenschau. Direkt am Eingang dieses alten Parks sind neue, sehenswerte, Pflanzungen mit Stauden und Gräsern in rundum begehbaren Beeten zu bewundern. Sie sind ebenso eingewachsen wie die Pflanzungen bekannter Staudengärtner in dem Park. In acht Minuten gelangt man mit der Seilbahn vom Luisenpark zum zweiten BUGA-Standort. Das ist ein ehemals militärisch genutztes Areal namens Spinelli. Es ist 62 ha groß und größtenteils naturnah wiesenartig gestaltet. Holzstege führen hindurch. Es gibt aber auch klassisches Gartenschauprogramm mit jahreszeitlich wechseln bepflanzten Beeten, Rosen, Themengärten, zwei Blumenhallen und dem Beitrag der Friedhofsgärtner. Zu sehen sind aber auch experimentelle Pflanzungen im Hinblick auf Artenvielfalt und klimatischen Anforderungen, etwa mit mehr als 2000 Zukunftsbäumen. Wer aus Westfalen bis nach Mannheim fährt, sollte sich Zeit für weitere Parks und Gärten in der Region nehmen, etwa für den einzigartigen Schau- und Sichtungsgarten Weinheim.
Abgesagte oder verschobene Gartenschauen
Während der ersten beiden Pandemiejahre wurden einige Landesgartenschauen verschoben. Holprig geht es auch weiter:
- Erst 2024 findet die ursprünglich für 2022 geplante Landesgartenschau Sachsen-Anhalt in Bad Dürrenberg statt.
- In Rostock sollte 2025 die nächste Bundesgartenschau stattfinden. Sie wurde abgesagt mit der Begründung, dass Personalmangel und steigende Preise für Baustoffe und Energie den Erfolg gefährden. Kritiker sehen auch Planungsfehler.
- In Bayern wurde die Landesgartenschau Schweinfurt 2026 abgesagt.
- Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser Trend fortsetzt. Aus den beiden nächsten Gartenschau-Orten in NRW gibt es derzeit nichts Derartiges zu vermelden. Den Zuschlag für die nächste Landesgartenschau 2026 hat Neuss erhalten. Im Ruhrgebiet ist für 2027 die alle zehn Jahre stattfindende Internationale Gartenschau (IGA) vorgesehen.
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