Welt-Gartenbaumesse in Essen

Gärtner versuchen die Umwelt-Wende

Was essbar und insektenfreundlich ist, verkaufen Gärtner gut. Doch die Kunden wollen auch wissen, wie Pflanzen produziert werden. Deshalb zeigte die Branche bei ihrer Fachmesse in Essen diverse Nachhaltigkeits-Konzepte.

So viele Bienen gab es auf der Internationalen Pflanzenmesse (IPM) noch nie. Vor allem die Comic-Maja kreiste auf der Fachmesse vergangene Woche über Kräutertöpfen, schnupperte an blühenden Sträuchern und schwebte über Staudensortimenten. Mit solchen plakativen Hinweisen auf Tierfreundlichkeit setzen die Gärtner ihre Ware in Szene. Und die Kunden greifen zu. Der deutsche Blumen- und Pflanzenmarkt fuhr 2019 seinen bisher besten Jahresumsatz ein. Jeder Deutsche gab im Durchschnitt 108 € für Grünes aus; 3 € mehr als im Jahr zuvor. Die Gewinner waren Gehölze, vor allem Obstbäume und -sträucher, mehrjährige Blumen (Stauden), Schnittblumen im Feiertagsgeschäft und Grünpflanzen im Topf. Der Trend zu Blumenwiesen, Hochbeeten und Naschobst und -gemüse hält an.

Verzicht auf Pflanzenschutzmittel

Doch die Gärtner sind nicht nur „die Guten“. Ihre Produktionsweise rückt zunehmend ins Blickfeld. Kritisch beäugt werden Torf in der Pflanzerde, Plastiktöpfe und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. An diesen Themen arbeiten einige Vorreiter intensiv. Sie präsentierten auf der Messe neue Kulturverfahren und Produkte. Dazu gehört beispielsweise die Arbeitsgemeinschaft für nachhaltigen Topfpflanzenanbau NRW, eine Kooperation von 14 Gartenbaubetrieben und drei Pflanzenhändlern. Ziel ist es, in den Kulturverfahren mehr Pflanzenstärkungsmittel, Nicht-Risiko-Präparate, nützliche Insekten und organische Langzeitdünger einzusetzen. Bereits einen Schritt weiter ist „PlusPlants“, ein seit 2011 bestehender Zusammenschluss von neun nordwestdeutschen Topfpflanzenbetrieben mit Fokus auf nachhaltige Produktionsmethoden. In Essen präsentierten sie unter dem Namen „Zero“ ein Sortiment aus Zierpflanzen und essbaren Pflanzen, das sie ohne Pflanzenschutzmittel produzieren.

Statt herkömmlicher Kunststofftöpfe verwenden immer mehr Betriebe Töpfe aus Recyclingmaterialien oder Pappe. Zum Einpacken nutzen manche Graspapier, das zu 30 % aus Grasfasern von heimischen Ausgleichsflächen besteht. Die Ökobilanz der einzelnen Materialien ist für den Endverbraucher kaum zu beurteilen.

Einfallsreiche Züchter

In der Pflanzenzucht wird mit Hochdruck an robusten, krankheitsresistenten Sorten gearbeitet. Hier zwei Beispiele, die in den nächsten Jahren marktreif werden:

  • Eine deutsche Großbaumschule aus Bad Zwischenahn hat sich die Vermarktungslizenz für vier pilzresistente Buchsbaumsorten gesichert. Die ersten verkaufsreifen Pflanzen werden an die Gartenbauprofis gehen. In Gärtnereien werden die Sorten in einigen Jahren zu haben sein. Auch an zünslerresistenten Sorten wird gearbeitet.
  • Das Pflanzenzuchtunternehmen Volmary präsentierte Saatgut für den vereinfachten Kartoffelanbau. Das Zulassungsverfahren für die Neuzüchtung namens Adessa läuft noch. Bis zur Marktreife ist noch etwas Geduld nötig. Nächstes Ziel ist es, Pilzresistenzen in die Sorte einzuzüchten.

Einige Eindrücke von der Pflanzenmesse vermittelt unsere Bildergalerie.