Gemüse

Fruchtfolge: Vier Felder fürs Ernteglück

Bei Carolin und Christian Paul fängt Kultur mit Kohlrabi an und hört mit Beeren auf.

Mit Unkrautjäten wachsen viele Landkinder auf. Und sind dann erst mal fertig mit dem Garten. Später sind allenfalls die berühmten pflegeleichten Anlagen und ein paar Hochbeete drin. Nicht so bei Carolin und Christian Paul, beide auf dem Land aufgewachsen, 30 und 33 Jahre alt. Das Ehepaar wohnt seit Dezember 2020 auf einer alten Hofstelle in Bad Sassendorf-Herringsen im Kreis Soest. „Wir konnten uns mit dem Haus samt 4000 m² Grundstück einen Traum erfüllen“, ist sich das Ehepaar einig. Obwohl die stolzen Besitzer mit Renovierungsarbeiten gut zu tun hatten, war ihnen das Anlegen eines Gemüsegartens sehr wichtig. „Wir möchten uns mit selbst angebautem Gemüse versorgen. Das haben wir auch schon an unserem vorherigen Wohnort mit einem kleinen Gemüsegarten getan“, erzählt Carolin Paul.

Planen in Parzellen

200 m² misst der neu angelegte Gemüsegarten. Er ist durch Wege in vier Flächen eingeteilt. Drei Parzellen dienen aktuell dem Gemüseanbau, auf der vierten Fläche wächst Phacelia als Gründüngung. Diese ruhende Fläche wird im nächsten Jahr das Beet für Starkzehrer sein, die mehr Nährstoffe brauchen.

Gepflasterte Wege unterteilen die Fläche in vier Parzellen. Drei sind mit Gemüsekulturen belegt, auf der vierten wächst Phacelia als Gründünger. (Bildquelle: Kerstin)

Auf den anderen drei Feldern wird alles angebaut, was Carolin und Christian gern essen: Tomaten, Paprika, Zucchini, Gurken, Kohlrabi, Salat, Bohnen, Erdbeeren, Erbsen, Möhren und Kartoffeln. „Wenn wir mehr ernten, als wir essen können, frieren wir das Gemüse ein oder legen es süß sauer ein. Oder wir machen anderen eine Freude damit“, beschreibt Carolin Paul die Verwertung der Ernte.

Da der Boden des heutigen Gemüsegartens seit fast 30 Jahren im Ruhemodus war, geht das Ehepaar Paul vorsichtig mit Dünger um. „Es steckt noch genügend Stickstoff im Boden. Das konnten wir an den Brennnesseln erkennen, die es vor der Rekultivierung hier reichlich gab“, so Christian Paul, der als Baumschulgärtner viel Fachwissen mitbringt. Das Wildkraut halten die beiden Hobbygärtner durch Hacken und Lockern des Bodens klein. Ein Problem ist die Ackerwinde. „Die jungen Emporkömmlinge graben wir sofort mit dem Spaten aus“, beschreibt Carolin Paul ihre Strategie.

Neu: Mexikanische Minigurke

Was sie beim Anbauen von Gemüse beachten müssen, haben sich Carolin und Christian im Laufe der Jahre durch das gärtnerische Vorbild von Eltern und Großeltern erworben. Außerdem haben sie Gleichgesinnte mit Faible fürs Gemüse gefunden und tauschen sich mit ihnen aus. Von einem Schäfer bekamen sie beispielsweise den Hinweis, beim Auspflanzen von jungen Gemüsepflanzen Schafwolle als Dünger unter die Pflanzen zu packen. „Das probieren wir gerade bei einigen Gurken- und Zucchinipflanzen,“ erzählt Christian Paul.

Gern baut das Ehepaar auch eher unbekannte Gemüsesorten an. In diesem Jahr zum Beispiel die „mexikanische Minigurke“. Melothria scabra, so der botanische Name, ist eine bis zu 2 m hoch werdende Kletterpflanze. Ihre 2 bis 3 cm großen Früchte schmecken nach Gurke. Sie sehen aus wie kleine gestreifte Wassermelonen. Im Obstgarten ist dieses Jahr die Brombeere Brazelberry ‘Baby Cakes’ dazu gekommen. Die 90 bis 120 cm hohe dornenlose Pflanze kann im Kübel gehalten werden, macht sich aber auch gut Freiland.

Mit Zaun und Netzen

Ein engmaschiger Drahtzaun rund um die Beete hält Hasen vom Gemüse fern. Vor Vogelfraß bei den Erdbeeren schützt ein Netz. Für neue Gartenprojekte nutzt das Ehepaar Paul die auf dem Hof vorhandenen Materialien. So bauten sie aus Bruchsteinen ein Kräuterbeet nah am Haus. Zerkleinerte Ziegelsteine bedecken die Baumscheibe des Amberbaums im Zentrum des Gemüsegartens.

Carolin und Christian Paul haben bei der Anlage ihres des Gartens auch den Pflegeaufwand im Blick. Sollte es mal zeitlich enger werden, wollen sie den Gemüseanbau zurückfahren. „Dann säen wir weitere Beete mit Phacelia ein“, so Carolin Paul. „Wir wollen ja auch mal im Garten sitzen und einfach die schöne Aussicht genießen“, sind sich beiden Gartenliebhaber einig.