Alpenflair fürs Flachland

Edelweiß so weit das Auge reicht

Im Gebirge ist Edelweiß rar geworden. Im Kreis Steinfurt hingegen blüht und gedeiht es in voller Pracht. Dort macht Gärtnermeister Manfred Rieke die Bergblume gartentauglich.

Pflücken strengstens verboten! Wer in den Bergen wandert, kennt die Regel. Alpenblumen, allen voran das Edelweiß (Leontopodium alpinum), sind vom Aussterben bedroht und stehen unter Naturschutz. Doch viele Bergfreunde möchten die Pflanze mit den markanten weißsilbrigen Blüten in natura sehen. So erging es auch Gärtnermeister Manfred Rieke aus Recke im Kreis Steinfurt. Nach einer Alpentour kam ihm die Idee, in seiner Gärtnerei Edelweiß anzubauen. Seither sind sieben Jahre vergangen. Das Edelweiß als Staude im Topf ist ein gefragter Artikel in seinem Sortiment, fordert den Gärtner aber heraus.

Matterhorn und Montblanc

Auf zwei Standorten in Recke und in Hopsten produziert der Gartenbaubetrieb Rieke hauptsächlich Orchideen der Gattung Phalaenopsis und Heidepflanzen. „Das Edelweiß ist meine Marktnische“, erklärt der Unternehmer.

Seine Zuchtstauden gleichen der wilden Gebirgspflanze, bei genauem Hinschauen zeigt es sich aber prächtiger. „Wir bauen hier Sorten an, die auf Blütenfülle gezüchtet werden“, sagt der Gärtner. Die stecklingsvermehrten Kreationen tragen alpine Namen: Die Sorte ‘Montblanc’ wächst beispielsweise kompakt und zeigt hellgrün schimmernde Blüten. Dagegen trägt ‘Matterhorn’ schneeweiße große Blüten und verzweigt sich reichlich, während bei ‘Karwendel’ die edelweißtypische graue Behaarung der Triebe besonders ausgeprägt ist.

Schön zu Lavendel

Als Staude, die alljährlich neu austreibt, hat Edelweiß auf dem passenden Standort eine lange Lebensdauer. Manfred Rieke kombiniert Edelweiß gern mit Lavendel im Topf oder im Beet. Farblich passen die Pflanzen prima zusammen. Auch in der Wuchshöhe harmoniert das 20 bis 25 cm hoch wachsende Edelweiß mit Lavendel. Zusammen füllen die Stauden mit ihrem polsterförmigen Wuchs Beete oder Kübel. Wichtig ist, das Edelweiß nicht zu trocken zu halten. Im Gebirge wächst die Pflanze zwar auf kargen Standorten, bekommt aber vergleichsweise viel Feuchtigkeit. So sollte auch das Garten-­Edelweiß stehen; ideal sind Gartenböden oder Blumenerden, die gut Wasser speichern.

Edelweiß und Lavendel passen als Gartenstauden gut zusammen. (Bildquelle: Laarmann)

Das Oktober-Dilemma

Wie ihre wilden Verwandten im Gebirge blühen auch die Gärtner­edelweiß aus Hopsten von Juni bis September und genau das bereitet Manfred Rieke Kopfzerbrechen. Denn vor den Sommerferien denken Gärtnereien und Kunden nicht ans Alpenglühen.

Erst wenn die Urlaubssaison zu Ende geht und die Oktoberfeste nahen, kommt Edelweiß-Stimmung auf. Dann braucht Manfred Rieke frisch aufgeblühte Pflanzen für den Verkauf. „Wir können die Pflanzen für eine gewisse Zeit kühlen, aber nicht unbegrenzt“, erklärt er. So laufen intensive Züchtungsversuche mit dem Ziel, herbstblühende Sorten zu entwickeln.

Den Beitrag lesen Sie im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben, Ausgabe 33 vom 16. August 2018.