Mehr Natur

Der vogelfreundliche Garten

Spätestens bei der jährlichen Winterzählung heimischer Singvögel wird klar: Es gibt zu wenig Tiere. Wie können Gartenbesitzer für passenden Lebensraum sorgen? Drei Fragen an den Vogelkunder Prof. Dr. Peter Berthold.

Wochenblatt: Wie können Grundstücksbesitzer ihren Garten so gestalten, dass sich Vögel dort wohlfühlen?

Prof. Dr. Berthold: Der Garten sollte so natürlich wie möglich aussehen. Vor allem wenig mähen, viel stehen lassen, bunte Blumenwiesen anlegen, einheimische Pflanzen setzen und nicht irgendwelche exotischen Bäume pflanzen, die viel Arbeit abverlangen und kaum Insektenleben haben. Beliebt bei Vögeln sind Sträucher in Hülle und Fülle. Wichtig sind vor allem einheimische Arten. In dichten Sträuchern nisten die Vögel; etliche Gehölze liefern außerdem begehrte Nahrung. Dazu zählen alle Beeren tragenden Sträucher, etwa Holunder, Heckenkirsche, Felsenbirne, aber auch Wildrose und Efeu, der dann erst im nächsten Frühjahr seine Beeren anbietet. Wenn der Platz im Garten es erlaubt, sollten Bäume in unterschiedlichen Schattierungen hinzukommen.

Prof. Dr. Peter Berthold ist Ornithologe und Verhaltensforscher. Er leitete 14 Jahre die Vogelwarte Radolfzell der Max-Planck-Gesellschaft. Mit seiner Frau Gabriele Mohr schrieb er das Buch "Vögel füttern, aber richtig". (Bildquelle: Neder)

Wochenblatt: In den Geschäften gibt es jetzt wieder reichlich Vogelfutter. Wann beginnt man am besten mit dem Füttern?

Prof. Dr. Berthold: Es ist sinnvoll, die Gartenvögel ganzjährig zu füttern. Die Sommerfütterung ist inzwischen mindestens ebenso wichtig wie die Winterfütterung. Im Sommer brauchen die Vögel das zusätzliche Futter, wenn sie von frühmorgens bis spätabends fliegen, um ihre Jungen zu versorgen. Das kostet viel Energie, und die Insekten sind knapp. Die können sie dann an die Jungen verfüttern und selbst das Futter aus Sämereien, Flocken und Trockenfrüchten fressen. Auch nach dem Winter ist im zeitigen Frühjahr die Futtersuche für die Vögel mühsam und zusätzliches Futter hilfreich. Sinnvoll ist dies auch, weil die Tiere in der freien Natur weniger samentragende Wildkräuter finden als früher.

Wochenblatt: Neben der Futterstelle sind auch eine oder mehrere Tränken wichtig. Auch im Winter?

Prof. Dr. Berthold: Wir haben bei uns keine Vogelarten, die vom Wassergehalt der Körner oder der Insekten allein leben können. Unsere Vögel müssen Wasser aufnehmen. Deshalb gehört in jeden gescheiten Garten neben der Fütterung mindestens eine Vogeltränke und ein Vogelbad. Die Wasserstellen sollten auch im Winter gefüllt werden, wenn es keine offenen Pfützen gibt, an denen die Tiere ihren Durst stillen und baden können. Geeignet sind flache, muldenförmige Schalen von maximal 5 cm Tiefe. In die Mitte der Schale kann man einen flachen Stein als Landeplatz legen.

Welches Futter?
Meisenknödel
– Sie sind nach Erfahrung von Prof. Dr. Berthold ideal zur ganzjährigen Fütterung.
Winter-Fettfutter – Aus erwärmtem Rindertalg oder Kokosfett plus Weizenkleie, geschälten Sonnenblumenkernen Haferflocken, gehackten Erdnüssen und Sämereien wie Hanf stellt man Knödel her, füllt Futterglocken oder andere Behältnisse.
Winter-Streufutter – Es sollte reichlich Sonnenblumenkerne, aber auch Hanfsamen und gehackte Erdnüsse enthalten, aber nur wenig Getreide.