Ausflugstipp

Bundesgartenschau 2021: Erfurt ist ein Ziel für Kenner

Pflanzenliebhaber können sich freuen. Für den 23. April 2021 ist die Eröffnung der Bundesgartenschau geplant. Die traditionsreiche Gartenbauregion Erfurt hat viel für sie zu bieten.

Kamp-Lintfort machte es 2020 vor: Eine Gartenschau funktioniert unter Corona-Bedingungen. Noch sieht es so aus, als ob das auch in Erfurt mit der diesjährigen Bundesgartenschau (BUGA) gehen könnte. Ein Großteil der Veranstaltungen findet im Freien statt. Daher peilt die BUGA-Geschäftsführung den offiziellen Startschuss für den Freitag der 16. Kalenderwoche 2021 an. Für Gartenliebhaber war Thüringens Landeshauptstadt mit seiner langen Gartenbautradition, die bis in Mittelalter zurück reicht, schon immer ein attraktives Ziel. Hier gibt es den 1961 eröffneten Gartenbaupark, das Deutsche Gartenbaumuseum, dem Hochschulstandort für Landschaftsarchitektur, Gartenbau und Forst und das Leibniz­-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau. Mit der Zusage für die Bundesgartenschau vom 23. April bis 10. Oktober 2021 begann in Erfurt das große Aufpolieren der Gartenschätze:

  • Viele Pflanzungen im Gartenbaupark (egapark) wurden modernisiert; es gibt ein neues Wüsten- und Urwaldhaus.
  • Das Gartenbaumuseum wurde renoviert, barrierefrei zugänglich gemacht. Dauer- und Wechselausstellungen sind interaktiver und moderner geworden.
  • Der Petersberg mit seiner großen Festungsanlage wird für Besucher neu erschlossen. Die Festungsgräben werden erstmals bepflanzt. Gezeigt werden hier typische Erfurter Züchtungen, darunter Gemüsesorten, Heil- und Küchenkräuter.

Erfurter Petersberg

Die beiden Ausstellungsgelände Petersberg und egapark liegen etwa 4 km Luftlinie voneinander entfernt. Der Petersberg

Einer der Gartenschau-Standorte ist die Festungsanlage Petersberg. Die Festungsgräben werden mit Gemüse, Blumen und Kräutern bepflanzt. (Bildquelle: BUGA Erfurt)

grenzt direkt an die sehenswerte Erfurter Altstadt mit dem Dom und der Krämerbrücke, die auf beiden Seiten mit Fachwerkhäusern bebaut ist. Die Zitadelle Petersberg gilt als eine der besterhaltenen barocken Stadtfestungen in Mitteleuropa. Das Gelände rundherum wurde mit neue Pflanzbeeten als Zeitreise durch die Gartenepochen verschönert. Vom verspielten Renaissance­garten mit farbenfrohen Blumen gehen Besucher zum streng geo­metrischen Barockgarten. Weiter führt der Weg zum Landschafts­garten mit wogenden Gräsern und eingestreuten Blumen. Im unteren Teil des Festungsgrabens sind „Erfurter Gartenschätze“ zu sehen. Das im westfälischen Rietberg ansässige Planungsbüro Heuschneider Landschaftsarchitekten lieferte das Konzept, wie sich Pflanzen und Züchtungen heimischer Gärtner in der historischen Kulisse präsentieren lassen. Faserpflanzen, wie Hanf und Faserbrennnessel, sind ebenso da­runter wie die für Erfurt typische Färberpflanze Waid. Sie wird auch Deutsches Indigo genannt und verhalf der Stadt im Mittelalter zu Macht und Reichtum.

Mehr als 11 000 Gemüsepflanzen, vom kleinen Setzling bis zur ausgewachsenen Pflanze im Beet oder Kübel, werden zur Begrünung der Festungsgräben herangezogen. Gezeigt werden sieben Kohlsorten, aber auch Auberginen, Sellerie, Möhren, Spinat und Rettich. Auch typische Erfurter Gemüsezüchtungen wie der Blumenkohl ‘Erfurter Zwerg’, die Buschbohne ‘Ruhm von Erfurt’ und der Weißkohl ‘Juniriesen’ sollen die Beete bevölkern. Hinzu kommen neue Züchtungen. Als wichtige Heilkräuter aus dem Raum Erfurt werden beispielsweise Kamille, Pfefferminze, Spitzwegerich, Johanniskraut und Baldrian präsentiert. Ergänzend werden Heilkräuter zu sehen sein, etwa Beinwell, Benediktenkraut, Herzgespann und Schwarzkümmel. Wie die Veranstalter mitteilen, wurden im Vorfeld Aussaat- und Anzuchttests mit den ausgewählten Pflanzen gemacht. Der Boden in den Festungsgräben wurde ausgetauscht und aufwendig vorbereitet. Typisch für die Blumenfelder der alten Gartenbaustadt ­Erfurt waren Pflanzungen in Form schmaler Streifen. Dieses überlieferte Muster wurde aufgegriffen.

egapark mit DDR-Denkmälern

Etwas außerhalb der Altstadt liegt das zweite Bundesgartenschau­gelände: der egapark. Mit der Straßenbahn, die Tagesticketinhaber kostenlos nutzen, gelangt man in zehn Minuten vom Petersberg aus dorthin. Zu Fuß braucht man etwa 20 Minuten. Der 1961 im Rahmen der „Internationalen Gartenausstellung der sozialistischen Länder“ eröffnete Park trägt noch Spuren aus DDR-Zeiten, etwa mehrere denkmalgeschützte, renovierungsbedürftige Gebäude und Hallen aus den 1960er- und 70er-Jahren. Viel wichtiger sind für Pflanzenkenner aber die umfangreichen Schaubeete.

Sehenswert ist das renovierte Deutsche Gartenbaumuseum mit überarbeiteter Ausstellung. Es ist in der Cyriaksburg im Erfurter egapark untergebracht. (Bildquelle: BUGA Erfurt)

Auf rund 36 ha bietet der Park sehenswerte Themengärten zu einzelnen Pflanzen wie Iris, Lilien und Rosen. In frischem Glanz zeigt sich der Garten des berühm­ten Staudenzüchters Karl Foer­ster. Klassisch gehalten ist das größte ornamental bepflanzte Blumenbeet Europas. Eine neue Staudenschau widmet sich dem Klimawandel. Hier wurden Pflanzen aus Steppe und Prärie verwendet. ­Neben den tropischen Pflanzenschauhäusern öffnet im April erstmals das Danakil-Klimazonenhaus seine Türen. Das Wüsten- und Urwald­haus, benannt nach einer berühmten Wüste im Nordosten Äthiopiens, lädt Besucher zu vielschichtigen Erkundungen ein. Wie überleben Pflanzen und Tiere in unwirtlichen, trockenen Regionen? Die Strategien sind anschaulich dargestellt. Wer den egapark mit all seinen Attraktionen inklusive Aussichtsturm und Gartenbaumuseum (siehe Infokasten) in Ruhe genießen will, sollte mindestens einen Tag einkalkulieren.

Deutsches Gartenbaumuseum

Das Deutsche Gartenbaumuseum in Erfurt wurde 1961 gegründet. Es befasst sich mit der Kultur und Geschichte des Garten- und Obstbaus und befindet sich im egapark. Dort ist es in der Cyriaksburg, einer ehemaligen Kaserne und Verteidigungsanlage untergebracht. Das Spezialmuseum wurde zur Bundesgartenschau innen und im Außengelände modernisiert und erhielt einen barrierefreien Zugang. Gucklöcher in einer Medienwand laden dazu ein, Pioniere des Gartenbaus kennenzulernen oder Paradiesgärten zu entdecken. Pflanzenmodelle sind ebenso zu bestaunen wie Gartengeräte. Berufe im Gartenbau werden vorgestellt und auch alte und neue Gemüsesorten porträtiert. Es gibt Einblicke in die moderne Produktion von Obst und Gemüse und Denkanstöße für Verbraucher. Der Geschichte des Gartenbaus in Erfurt ist eine Sonderausstellung gewidmet.

Infos und Ziele

Rund um Erfurt gibt es viel Sehenswertes für gärtnerisch interessierte Besucher. Schnelle Übersicht bietet eine Karte mit sogenannten Außenstandorten zur Bundesgartenschau. Sie nennt insgesamt 25 Ziele, etwa verschiedene Schlossparks und Landschaftsgärten, das Europa-Rosarium Sangerhausen, die Klassikstadt Weimar mit dem Park an der Ilm, Goethes Gartenhaus und dem Schloss Belvedere. Über diese Ziele gibt es ausführliche Infos auf der Internetpräsenz der Bundesgartenschau. Dort können auch Tickets online gebucht werden.