Gartenbau

Bio-Zierpflanzen aus dem Siegerland

Dicke Luft im Gewächshaus hätte Gärtnermeister Sebastian Daub fast den Beruf verleidet. Bis er seine Produktion umstellte. Heute ist er einer von 20 Leitbetrieben in einem bundesweiten Forschungsprojekt zur nachhaltigen Zierpflanzenproduktion.

Der Verkauf geht trotz Corona weiter. Gott sei dank! In der Gärtnerei Knöbel im siegerländischen Netphen-Deuz sind die Verkaufstische voll. Die Frühjahrsblumen stehen in Blüte. Täglich schaut Sebastian Daub in seinen acht Produktionsgewächshäusern nach dem Rechten. Der 40-jährige Gärtnermeister führt den Familienbetrieb in dritter Generation zusammen mit seiner Ehefrau Margit, seinen Eltern und fünf Mitarbeiterinnen. Dabei war der berufliche Start schwer für ihn.

Im siegerländischen Netphen produzieren Margit und Sebastian Daub Topfpflanzen für die gesamte Gartensaison, dazu Topfgemüse, Kräuter und Stauden. Alles wird direktvermarktet. (Bildquelle: Laarmann)

Weniger Pflanzenschutz

„Schon als Kind bekam ich Kopfschmerzen und Übelkeit, wenn mein Vater in den Gewächshäusern Pflanzenschutzmittel einsetzte“, blickt Sebastian Daub zurück. Dennoch entschied er sich nach dem Schulabschluss für eine Gärtnerlehre und ertrug die weiterhin auftretenden Beschwerden. Mit dem Meisterbrief zurück im elterlichen Betrieb startet Sebastian Daub vielfältige Experimente, um den Chemiekalienverbrauch in den Gewächshäusern zurückzufahren. Richtig in Fahrt kommt der Betriebsleiter durch ein staatliches Programm, das im Jahr 2012 startete und nachhaltige, ökologische Formen des Zierpflanzenanbaus fördert. Mit seiner Gärtnerei zählt er zu den deutschlandweit 20 beteiligten Leitbetrieben. An dem bundesweiten Projekt wirken die deutsche Bioland Beratungsgesellschaft, die Landwirtschaftskammer NRW, die Anbaugemeinschaft Bio-Zierpflanzen und die Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Heidelberg mit.

Pflanzen abhärten

Sebastian Daub setzt heute vor allem auf Pflanzenstärkung. Er nutzt Effektive Mikroorganismen, um die Pflanzen zu stärken und ihr Wachstum zu regulieren. In Schwächephasen und bei Schädlingsattacken behandelt er sie mit homöopathischen Mitteln oder mit dem Bioresonanzverfahren. Außerdem hat er Abhärteprogramm entwickelt. Mithilfe der computergesteuerten Lüftung lässt er die Gewächshäuser in bestimmten Entwicklungsphasen der Pflanzen morgens so abkühlen wie es auch im Freien der Fall wäre. Er setzt die Pflanzen auch intensiver Sonne, starker Nässe und kurzen Trockenzeiten aus.

Humusreiche Erde

er Gärtner verwendet torfreduzierte Pflanzerde mit Kompost, Rinde und Pflanzen­fasern und verkauft sie auch an seine Kunden. (Bildquelle: Laarmann)

Mithilfe der Fachberatung entwickelte Sebastian Daub eine Rezeptur für Biopflanzerde, die speziell auf seine Produktion zugeschnitten ist. Das torfreduzierte Substrat enthält Kompost, Rinde und Kokosfasern, um die Mikroflora im Boden zu verbessern. „Unsere Erde lassen wir auch in haushaltsübliche Säcke verpacken und bieten sie unseren Kunden an, damit die Pflanzen bei ihnen zu Hause gut weiterwachsen. Ein voller Erfolg. Seine gesamte Produktion aus 4000 m2 Gewächshausfläche setzt der Betrieb im Direktverkauf ab.

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