Bäuerinnenforum auf Haus Düsse

Ganz schön smart

Frauen passen perfekt in die digitale Arbeitswelt – und ein drohender Internetausfall stellt eine Chance für Familienbetriebe dar: Neue Sichtweisen bot das Bäuerinnenforum der Westfälisch-Lipplischen Landfrauen am Veilchendienstag.

Entscheidend ist, was drin ist“ – so eröffnete Regina Selhorst, Präsidentin der Westfälisch-Lippischen das Bäuerinnenforum vergangene Woche Dienstag. In der Hand hält sie einen bunten Strauß mit Leerrohren. „Leerrohre, in denen Glasfaserkabel ein Stück Zukunft transportieren.“ Über das Ärgernis des fehlenden Breitbandnetzes auf dem Land sollte es heute jedoch nur am Rande gehen. Auf die knapp 270 Besucherinnen auf Haus Düsse wartete ein Blick auf die Chancen, die die Digitalisierung ihnen und ihren Betrieben in naher Zukunft bietet.

Vorher jedoch gab Christina Schulze Föcking, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW, einen Rundumblick über ihre Landespolitik. Vor allem das Thema Afrikanische Schweinpest wurde dabei mit dem Publikum emotional diskutiert.

Die Arbeitswelt ist weiblich

In der modernen Arbeitswelt sind standartisierte Prozesse digitalisiert. Um sich von der Konkurrenz abzuheben, braucht ein Unternehmen Charakter, Kreativität und einen guten Draht zum Kunden. „Alles Eigenschaften, die Frauen beherrschen“, meint Prof. Dr. Christiane Funken von der Technischen Universität Berlin. Die Gesellschaft biete Frauen genau jetzt die Chance, sich am Arbeitsmarkt zu positionieren. Doch dort mangelt es an Wertschätzung. „Während das Fleißige Lieschen arbeitet, treffen die Jungs die Entscheidungen untereinander beim Bier.“
Dr. Funken rief zu mehr Selbstbewusstsein auf. „Wagen Sie es, die Macht zu ergreifen!“

Die Westfälisch-Lippischen Landfrauen sind längst digital unterwegs – so filmte eine junge Landfrau die Veranstaltung, um mit dem Videomaterial Facebook-Seite und Youtube-Kanal zu "füttern". (Bildquelle: Morgenstern)

Sie werden gemolken!

Für eine neue Sichtweise auf das Thema „Landwirtschaft 4.0“ sorgte Dr. Wolfgang Schneider vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum im rheinland-pfälzischen Bad Kreuznach. Er warnte davor, Betriebsdaten großzügig in zentrale Cloud-Rechenzentren abzuliefern. „Glauben Sie denn, die Anbieter von kostenlosen Apps sind lediglich auf Hilfsbereitschaft aus?“ Wenn Handel, Geschäftspartner und Konkurrenz mehr über den eigenen Betrieb wisse als man selbst, könne von freiem Markt nicht die Rede sein. „Sie werden gemolken. Und am Ende geschlachtet“, so die düstere Aussicht des Agrarberaters. Er empfiehlt, seine Daten selbst zu verwalten und sich dafür eine digitale Kompetenz im Betrieb aufzubauen.

Totaler Blackout als Chance?

Dr. Schneider ließ zudem ein beklemmendes Szenario auferstehen: Wenn die Landwirtschaft 4.0 nur noch online ferngesteuert wird, was passiert bei einem Blackout? Bricht dann die komplette Lebensmittelproduktion zusammen? „Und genau hier liegt die Chance für Familienbetriebe!“, erstaunte der Experte. Während ferngesteuerte Agrarfabriken ausfielen, könnten Familienbetriebe weiterhin die Lebensmittelproduktion sichern. „Damit können Sie beim Verbraucher werben! Das Argument rechtfertigt den Erhalt und die Förderung von Familienbetrieben!“
Doch von dem Thema wolle weder die Poltik noch die Presse etwas wissen. Stattdessen herrsche eine fragwürdige Willkommenskultur gegenüber jeder neuen Technik.
Es gehe nicht darum, dass der Landwirt Neuerungen ablehne. Er solle nur seine Datenhoheit behalten. Möglich wäre das mit einer regionalen Vernetzung und einer dezentralen Datenhaltung.

Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in der Wochenblatt-Folge 8.


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