Ob Ausbildung, Studium oder der Wunsch nach Selbstständigkeit – irgendwann steht für viele junge Erwachsene der Abschied aus dem „Hotel Mama“ an. Der erste eigene Haushalt wartet. Welche Grundausstattung ist notwendig? Hauswirtschaftsmeisterin Katharina Peters aus Bünde im Kreis Herford gibt Tipps.
Sets bevorzugen
„Ich plädiere dafür, sich für die erste Ausstattung Sets anzuschaffen“, rät die Expertin, die auf mehr als 30 Jahre Berufserfahrung in vielen hauswirtschaftlichen Bereichen zurückgreifen kann. „So lässt sich mit einem Kauf vieles abdecken. Das verhindert Fehlkäufe und unnötige Einkaufswege und schont das Portemonnaie.“ Zudem haben die Produkte gleiche Eigenschaften und es stellt sich nicht ständig die Frage, wie sie behandelt werden dürfen. Auch farblich ist alles aufeinander abgestimmt.
Die 56-Jährige hat bereits ihren drei Söhnen beim Auszug beratend zur Seite gestanden. Sie weiß: „Das A und O bei der Anschaffung von Haushaltsutensilien ist, auf die Eigenschaften zu achten – weniger auf Preis oder Marke.“ So sind auch in Super- und Postenmärkten durchaus gute Sets für wenig Geld zu bekommen.
Alle Teile sollten unbedingt spülmaschinenfest sein. Wichtig außerdem: Wer Produkte geschickt wählt, kann sie vielseitig nutzen. Dann eignen sich beispielsweise Auflaufformen zum Zubereiten, Backen, Servieren, Lagern und Einfrieren. So benötigt man weniger Teile und spart Platz in den Küchenschränken.
Sinnvolles für den Tisch
Für den Start empfiehlt die Fachfrau folgende Grundausstattung:
Geschirr: Ein Geschirr-Set für sechs Personen reicht für den Anfang in einem Ein- oder Zweipersonenhaushalt aus, eventuell auch eines für vier. Oft enthält es flache Speiseteller, Suppenteller, Kuchenteller und Schälchen sowie Tassen.
Gläser: Es genügen universell einsetzbare 250-ml-Gläser, von der Menge her passend zum Geschirr-Set. Spezielle Gläser, etwa für Wein oder Sekt, sind für den ersten Hausstand nicht nötig.
Essbesteck: Auch hier ist ein Set für sechs Personen mit Messern, Gabeln, Ess- und Teelöffeln und Kuchengabeln sinnvoll.
Kochen und zubereiten
Schüsseln: Drei Schüsseln in gängigen Größen zwischen 1 und 3 l Fassungsvermögen sind ratsam, etwa zum Rühren oder zur Salatzubereitung. Praktisch sind sie aus Glas oder Edelstahl, am besten mit Deckeln. So eignen sie sich auch zum Servieren, Mitnehmen und eventuell zum Einfrieren.
Kochtöpfe: Ideal ist ein Topf-Set bestehend aus drei bis fünf Edelstahltöpfen von 1 bis 5 l Fassungsvermögen. Glasdeckel sind gut, um den Garvorgang zu beobachten und so Energie zu sparen. Die Töpfe sollten backofentauglich und für alle Herdarten geeignet sein. Hilfreich ist eine Skalierung in den Töpfen. Wer in eine möblierte Wohnung oder WG zieht, sollte sich nach der Herdart erkundigen.
Pfannen: Zwei Bratpfannen von 24 und 28 cm Durchmesser reichen in der Regel aus, beispielsweise um zwei oder drei Eier zu braten, aber auch für Geschnetzeltes oder zum Bewirten von Gästen. Sie sollten für den Einsatz im Backofen und alle Herdarten geeignet sein. Welche Beschichtung gewählt wird, hängt von persönlichen Vorlieben ab. Wird die Pfannengröße passend zu den Kochtöpfen ausgesucht, sind keine Extra-Deckel nötig. Das spart Platz im Schrank.
Auflaufformen: Ein dreiteiliges Set aus Glas in den gängigen Größen mitsamt Deckeln ist ideal. Sie sollten hitze- und frostbeständig sein, damit sie zum Backen und Einfrieren einsetzbar sind. Sind die Deckel ebenfalls aus Glas, lassen sich diese als Servierteller mitnutzen.
Praktische Helfer
Schneidbretter: Je ein Schneidbrett in klein und groß ist notwendig, ausnahmsweise hier möglichst aus Kunststoff. „Die Bretter müssen bei 60 °C zu reinigen sein, weil wir darauf unsere Lebensmittel zubereiten“. Holzbretter lassen sich nur von Hand reinigen und sind daher hygienisch gesehen nicht optimal.
Messer: Nötig sind ein kleines Schälmesser und ein größeres Universalmesser. Oberstes Prinzip: Sie müssen gut in der Hand liegen. Das empfindet jeder anders. Dies sollte vor dem Kauf getestet werden.
Küchenhelfer: Ein Set mit Schneebesen, Teigschaber, Pfannenwender, Kelle, Zange, Spaghettilöffel und anderem ist unentbehrlich. Die Expertin rät zu Silikonprodukten. Sie sind gut zu reinigen und für beschichtete Pfannen geeignet. Auch ein Dosenöffner und ein Sparschäler sind sehr hilfreich
Küchensieb: Sinnvoll ist ein mittleres Sieb, passend zu Schüsseln und Töpfen und mit Standfüßen. Es sollte hitzebeständig sein, damit ihm Nudelwasser und Ähnliches nichts anhaben können.
Vierkantreibe: Sie ist vielseitig, einfach anzuwenden, leicht zu reinigen, kostengünstig und nimmt wenig Platz ein. „Ich nutze die Reibe täglich, etwa zum Zerkleinern und Reiben von Zwiebeln, Knoblauch, Möhren, Gurken und für Salate“, erklärt die Haushalts-Expertin.
Handrührgerät und Stabmixer: Je nach Vorlieben hilft ein Handrührgerät. Es bietet viele Möglichkeiten und erleichtert etwa das Anrühren von Teigen und Soßen. Wer viel püriert oder Smoothies mixt, sollte auf einen Stabmixer-Aufsatz achten.
Auch das Reinigen nicht vergessen
Reinigungsmittel: Ein Essigreiniger, Spülmittel, Neutral- oder Allzweckreiniger und eventuell Scheuermilch – diese wenigen Mittel reichen meist, um Schmutz gut zu beseitigen, betont Katharina Peters.
Reinigungstücher: An Putztüchern empfiehlt sie ein Kombipack mit Mikrofasertüchern in vier bis fünf Farben. Sie müssen bei 60 °C waschbar sein und sind langlebig.
Küchenhandtücher und Schwamm: Nötig sind zudem einige Trockentücher. Auch sie sollten bei 60 °C zu waschen sein. Zum Spülen empfiehlt die Fachfrau einen Küchenschwamm mit heller Seite für empfindliche Gegenstände und dunkler für schmutzigere Oberflächen.
Bodentuch: Ein klassisches Bodentuch oder ein Wischer mit Mobaufsatz sind empfehlenswert.
Fenster putzen: Zum Fenster putzen ist kein Glasreiniger nötig. Tipp der Expertin: Warmes Wasser mit einigen Tropfen Spülmittel und Essigreiniger. Scheiben mit einem Mikrofasertuch reinigen, mit einem Trockentuch nachpolieren. Rahmen innen und außen nicht vergessen.
Nur das Notwendigste
Wer oft in der Küche werkelt, dem erleichtern weitere Hilfsmittel die Arbeit. Für den ersten Hausstand ist aber nur das Nötigste gefragt. „Vieles lässt sich ersetzen. Mit Blick auf die Nachhaltigkeit sind Vorratsdosen aus Kunststoff in kleinen Haushalten zum Beispiel oft unnötig“, berichtet die Expertin, die den Einsatz von Plastik auf ein Minimum begrenzen würde.
Sie hat viel mit Jugendlichen gearbeitet und weiß: „Junge Leute sind flexibel und oft pragmatischer als wir in unserem Alter, wo alles perfekt sein soll.“ So eignen sich Marmeladen- oder Gurkengläser mit Schraubdeckeln oft gut als Ersatz für Plastikdosen. Ob für angebrochene Nudelpackungen oder um vorgekochtes Essen im Kühlschrank zu verstauen, die Nutzung ist vielseitig. Für größere Mengen bieten sich Auflaufformen an.
Jungen Menschen gibt sie mit auf den Weg: „Keine Angst vor dem eigenen Haushalt! Einfach ausprobieren. Es wird nicht schlechter sein als vorher.“
Wertvolle Tipps für den Start
Für alle, die ihre ersten Erfahrungen im eigenen Haushalt sammeln, hat Katharina Peters einige Ratschläge:
■ Wer vorgekocht oder zu viel zubereitet hat und es nicht am nächsten Tag verzehren möchte, kann es in Schraubgläsern einfrieren. Wichtig ist, 1 bis 2 cm Luft zum Deckel zu lassen. Denn Speisen nehmen beim Gefrieren an Volumen zu.
■ Scharfe Messer gehören nicht in die Spülmaschine. Dort werden sie zu schnell stumpf.
■ Die verschiedenen Farben von Mikrofasertüchern haben einen Sinn. „Gewöhnlich gilt: Rot für das WC, Grün oder Schwarz für die Küche, Blau oder Gelb für Möbel und andere Räume“, so die Expertin.
■ Einen Küchenschwamm nach jedem Benutzen mit etwas Spülmittel und heißem Wasser auswaschen und trocknen lassen. Er gehört nicht in die Waschmaschine, sondern sollte einmal wöchentlich im oberen Korb der Spülmaschine mitgereinigt werden.
■ Nasse Reinigungstücher fangen an, unangenehm zu riechen. Sie müssen trocknen, bevor sie weggeräumt werden oder in der Wäsche landen. Die Fachfrau rät, sie wie alle feuchten Textilien zunächst über einen Eimer- oder Beckenrand zu hängen. „Kommt man später von der Uni oder Arbeit nach Hause, sind sie meist trocken und können direkt in den Wäschekorb.“
Lesen Sie auch: