Vergleichsweise hohe Erzeugerpreise für Jungbullen und Schlachtkühe prägten das Jahr 2022. Los ging das vergangene Jahr für die Mäster mit stark steigenden Preisen bis ins Frühjahr. Dann brachen die Preise für Jungbullen ein, ab dem Frühsommer legten sie dann wieder stetig zu. Aktuell gibt es eine abwartende Marktlage. Die Schlachtunternehmen sind bei der künftigen Nachfrage des Lebensmitteleinzelhandels nach Rindfleisch skeptisch. Verbraucher kaufen aufgrund der wirtschaftlichen Situation vermehrt bedacht ein und sparen derzeit am teuren Rindfleisch.
Preise bremsen Konsum
Das liegt auch an den relativ hohen Rindfleischpreisen, die das Kaufinteresse bremsen. Laut einer Auswertung der Gesellschaft für Konsumforschung sind im Zeitraum Januar bis September 2022 die Einkäufe von Fleisch, Wurst und Geflügel um 10 % im Vergleich zum Vorjahr gefallen. Den deutlichsten Rückgang verzeichnete mit mehr als 22 % das Rindfleisch. Zudem gaben die Preise für Fleischalternativen im Jahresvergleich sogar geringfügig nach. Die verkauften Mengen legten um 13 % zu.
2022 war das Angebot an Schlachtrindern im Vergleich zum Vorjahr knapp. Zum Ende des Jahres lagen die Schlachtungen deutlich unterhalb des Vorjahres. Aufgrund des hohen Milchpreises haben Landwirte Milchkühe länger gemolken, das Angebot an Schlachtkühen war äußerst knapp. Dies dürfte sich nicht so fortsetzen. Nichtsdestotrotz bleibt das Angebot an Schlachtrindern in Deutschland nach den Bestandsrückgängen in den vergangenen Jahren knapp.
Weltweit rechnet das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) mit einer sinkenden Rindfleischerzeugung. Die Produktion soll 59,24 Mio. t in diesem Jahr betragen. Das wären 130 000 t oder 0,2 % weniger als 2022. Der weltweit größte Produzent für Rindfleisch, die USA, wird aufgrund der Dürre in einigen Bundesstaaten seinen Tierbestand reduzieren und die Rindfleischerzeugung um 6,3 % senken. Gleichzeitig soll der Verbrauch um 4,2 % sinken. Für die EU-27 rechnet das USDA mit einer Reduktion der Rindfleischerzeugung von 1,8 % bei einem Rückgang des Verbrauchs von 2,3 %. Steigerungen in der Produktion werden in Brasilien und Australien erwartet.
China: Rind statt Schwein
China dürfte auch 2023 ein wichtiger Abnehmer von Rindfleisch bleiben. Es muss etwa ein Drittel seines Verbrauchs durch Importe decken. Nach dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest hat sich die Nachfrage nach Rindfleisch im Reich der Mitte in den vergangenen Jahren deutlich verstärkt und hält nachhaltig an. Die chinesische Bevölkerung ändert ihre Verzehrgewohnheiten von Schweinefleisch zu Rindfleisch.
Allerdings zieht auch die heimische Erzeugung deutlich an, sodass das USDA mit geringeren Importen rechnet. Bislang hat China den Großteil seiner Importe aufgrund des günstigeren Preises aus Brasilien bezogen, sodass die Auswirkungen auf dem hiesigen Markt nur wenig zu spüren sein dürften.
Das anhaltend knappe Angebot an Schlachtrindern wird auch künftig für vergleichsweise hohe Preise sorgen. Allerdings ist dadurch auch zu erwarten, dass das Kaufinteresse der Verbraucher nachlassen wird und das mögliche Zuschläge ausbremst.
Lesen Sie mehr: