Trockensteher

Kalbung gezielt vorbereiten

Trockensteher ein- oder zweiphasig füttern? Für beides gibt es gute Argumente. Vor allem kommt es jedoch auf die Futteraufnahme an.

Vor allem die Futteraufnahme ist entscheidend bei Kühen. (Bildquelle: Schmidtmann)

Das oberste Gebot bei Frischmelkern lautet: Den Stoffwechsel stabil halten und ­eine negative Energiebilanz vermeiden. Doch dafür ist eine gute Trockensteherfütterung vor der Kalbung die Voraussetzung. Diese kann entweder ein- oder zwei­phasig stattfinden. Bei einer einphasigen Fütterung hat die Totale Mischration (TMR) einen Energiegehalt von etwa 6 MJ NEL/kg. Bei einer zweiphasigen Fütterung 5,5 MJ NEL/kg und 6,5 MJ NEL/kg TMR, erklärte Gregor Janknecht, Referent für Rinderhaltung bei der Landwirtschaftskammer (LWK) NRW, beim Fruchtbarkeitsseminar von der Rinder- Union West und der LWK vergangene Woche.

Ein- oder zweiphasig?

Die einphasige Fütterung beginnt meistens sechs bis acht Wochen vor der Kalbung. Für diese spricht laut Janknecht:

  • Es finden keine Gruppen- oder Futterwechsel statt. Das bedeutet, die Kühe müssen sich weniger umstellen und anpassen.
  • Sie ist passend für kleinere Betriebe oder auch für größere Betriebe mit weniger Arbeitskapazität.
  • Vorzeitige Kalbungen, wie bei Zwillingsgeburten, sind durch die Fütterung ausreichend vorbereitet.

Die zweiphasige Fütterung wird meist wie folgt unterteilt:

1. Phase: Drei bis vier Wochen nach dem Trockenstellen (Frühtrockensteher).

2. Phase: Drei bis zwei Wochen vor der Kalbung. Bei Färsen zum Teil verkürzt, um Schwergeburten zu vermeiden (Vorbereitung).

Gründe für dieses System sind:

  • Gezielte Unterstützung der physiologischen Rück- und Neu­bildungsphase von Milchdrüse und Verdauungstrakt.
  • Beeinflussen der Körperkondition ist machbar.
  • Möglicher Einsatz von Spezialfutter in der Vorbereitungszeit.

Bei einem Versuch auf Haus Riswick zeigten die Ergebnisse, dass die Geburtsgewichte bei Kälbern von Kühen mit einphasiger Fütterung höher waren (47,6 kg) als bei denen von Tieren mit zweiphasiger Fütterung. „Das bedeutet, dass bei einer einphasigen Fütterung das Risiko von Schwer­geburten größer ist“, erklärte der Referent.

Vor allem die Futteraufnahme ist entscheidend bei Kühen. (Bildquelle: Schmidtmann)

Insgesamt führe die einphasige Trockensteherfütterung zu höherer Trockenmasse (TM)-, Nährstoff- und Energieaufnahme. Die Futteraufnahme nach der Kalbung, Milchmenge und -inhaltsstoffe unterscheiden sich zwischen den beiden Fütterungsmöglichkeiten nicht signifikant. Bei der einphasigen Fütterung werden allerdings mehr Körperreserven mobilisiert. Das wiederum kann zu Problemen im Leberstoffwechsel führen, sagte der Fachmann. Sein Fazit: „Wenn einphasig, dann die Trockenstehzeit auf sechs Wochen begrenzen.“

Verkürzt trockenstellen

Viele Untersuchungen zeigen, dass eine einphasige, kürzere Trockenstehzeit von etwa 40 Tagen funktionieren kann, erklärte Janknecht. Das gilt zumindest für ältere Kühe, von der dritten Laktation an. Für Erstlaktierende sollten Landwirte, wenn möglich, eine längere Trockenstehzeit einplanen, riet der Experte.

Generell ist am wichtigsten, dass die Kühe viel fressen. „Für jedes Kilogramm reduzierte Futteraufnahme vor der Kalbung steigt die Gefahr einer Ketose nach der ­Kalbung“, brachte es der Kammer-Mitarbeiter auf den Punkt. Für die Futteraufnahme sind jedoch auch die Haltungsbedingungen entscheidend. Der Status einer Kuh in der Herde spielt eine wichtige Rolle. Wichtig ist auch, dass das Tier-Fressplatz-Verhältnis stimmt. Eine TM-Aufnahme von 13 bis 14 kg ist kurz vor der Geburt realistisch, erklärte Janknecht.

Problematik Milchfieber

Auf einigen Betrieben ist Milchfieber ein bekanntes Problem. Strategien zur Prophylaxe sind in Augen des Fachmanns:

  • Calcium (Ca)-arme Fütterung: Allerdings ist diese heute kaum umsetzbar. Da zum Beispiel die natürlichen Ca-Gehalte in Grassilagen schon relativ hoch sind.
  • Ca-Bindung: Mögliche Binder sind Zeolith und Reiskleie.
  • DCAB-Konzept: Voraussetzung für das Konzept ist, dass Milchviehhalter die DCAB-Gehalte, Calcium-, Phosphor- und Magnesiumgehalte aller eingesetzten Futtermittel kennen. Der Kaliumgehalt sollte kleiner als 15 g/kg TM sein. Denn ein Überangebot an Kalium bewirkt einen Magnesiummangel. Das wiederum kann zu einer Hypokalzämie führen. Um die DCAB zu reduzieren, können Landwirte Chlor- oder Schwefelverbindungen einsetzen, erklärte Janknecht.

Lesen Sie mehr:

Serie: Premiumprodukt Kalbfleisch

Mehr Geld für gute Kälber

von Alina Schmidtmann

Oft sind die Kälberpreise für Milchviehhalter nicht kostendeckend. Dabei sind Kälbermäster bereit, für gut versorgte Bullenkälber mehr zu zahlen. Ein Programm lässt beide Seiten profitieren.

Tiergesundheit

Frischmelker im Blick

von Anna Lena Lindau, q-munnity

Die ersten Wochen einer neuen Laktation sind besonders herausfordernd. Eine engmaschige Kontrolle der Abgekalbten zahlt sich aus.

Workshop "Mit der Kuh per Du"

Kuh im Fokus

von Alina Schmidtmann

Bei Familie Hielscher aus dem Bergischen Land stehen die Kühe im Mittelpunkt. Denn mit der Milch wird das Geld verdient. Isabelle Hielscher schaut sich das Einzeltier genau an.