Wohlfühlinsel Deutschland war gestern. Heute geht es darum, in schwieriger Zeit als Gesellschaft zusammen zu stehen und den sozialen Frieden im Land zu erhalten“ – mit mahnenden Worten stimmte Kreisverbandsvorsitzender Antonius Tillmann die rund 150 Besucher des WLV-Kreisbauerntages in Brakel-Rheder auf die Herausforderungen der nächsten Wochen und Monate ein.
Die Menschen müssten vielfach mit weniger auskommen. Einschränkungen führen aber zu Unzufriedenheit, die ein idealer Nährboden für extreme Ansichten, Hass und Hetze sei. Aus gewalttätigen Worten würden irgendwann gewalttätige Taten. Das Einzige was dagegen helfe – so der Milchviehhalter aus Warburg-Bonenburg – sei, das Miteinander und den persönlichen Austausch bei gegenseitiger Wertschätzung zu fördern.
Wie schwierig das mit der Wertschätzung zuweilen ist, erfahren die Landwirte indessen tagtäglich: Monatelang wurden sie beispielsweise gedrängt, die Schweine- und Geflügelhaltung tierwohlgerechter zu gestalten – mit mehr Platz, Beschäftigungsmaterial, Außenklima und Auslaufhaltung. Jetzt haben viele Tierhalter investiert, um zu erfahren, dass die Verbraucher in Krisenzeiten vor allem die billigsten Lebensmittel einkaufen.
Da sitzt der Frust zurecht tief, zumal die Produktionsauflagen ständig strenger werden und den Bauern die Kosten davon laufen.Trotzdem hilft eine Verweigerungshaltung nicht weiter, erklärte WLV-Präsident Hubertus Beringmeier. Man müsse Kompromisse finden, mit denen beide Seiten (über-)leben könnten.
Er beobachte mit Sorge, dass immer mehr Familien das Handtuch werfen und beispielsweise aus der Ferkelerzeugung aussteigen. Deshalb gelte es hier gegenzusteuern und die Rahmenbedingungen insgesamt möglichst landwirtschaftsfreundlich zu gestalten. Das sei jedoch wahrlich nicht einfach, zeigte sich der WLV-Präsident insbesondere von der Bundesregierung in Berlin enttäuscht. Dort dringe man mit den Sorgen der Bauern nicht durch. Das sei aber angesichts der großen Herausforderungen zum Beispiel bei den Themen Pflanzenschutz und Tierhaltungskennzeichnung dringend notwendig. Der Bauernverband suche daher nach Verbündeten, um gemeinsam durch schwierige Zeiten zu kommen.
Brücken bauen zwischen Bauern und Bürger wollen unterdessen auch die jungen WLV-Landwirtschaftsbotschafter, die beim Kreisbauerntag vorgestellt wurden. Mit auffälligen Foto-Leinwänden und in persönlichen Gesprächen will der Berufsnachwuchs Vorurteile abbauen und Verständnis wecken, denn die Landwirtschaft gehöre in der Mitte der Gesellschaft.
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