In der Biogasanlage findet unter Sauerstoffabschluss der Abbau von organischem Material statt. Im Ergebnis entsteht dabei Biogas, das je nach vergorenem Material, aus 50 bis 75 % Methan und Kohlenstoffdioxid sowie einigen weiteren Spurengasen besteht. Grundsätzlich lassen sich verschiedene Substrate oder Substratkombinationen in der Biogasanlage verarbeiten, wichtig ist, dass das Material nicht zu stark verholzt (lignifiziert) ist, da anaerobe Bakterien Ligninstrukturen nicht zersetzen können. In einer Biogasanlage leben zahlreiche verschiedene Bakterienarten in symbiotischen Beziehungen. Deshalb ist der ablaufende anaerobe Abbauprozess durchaus sensibel. Die Fütterung einer Biogasanlage kann mit der Fütterung einer Hochleistungskuh verglichen werden. Die eingesetzten Substrate sollten aufeinander abgestimmt werden, um den Bedarf der Bakterien an Mikro- und Makronährstoffen zu decken. Beim Einsatz von Stroh sind folgende Aspekte zu bedenken: – Aufgrund der starken Lignifizierung von Stroh kann dieses in der Biogasanlage nur schwer abgebaut werden. Um eine ausreichende Gasausbeute aus Stroh zu erreichen, wäre eine starke Zerkleinerung (zum Beispiel Vermahlung) notwendig. Dadurch werden die Ligninstrukturen aufgebrochen und die anaeroben Bakterien können verdauliches Material, welches zwischen diesen Strukturen „eingeschlossen“ ist, verarbeiten. Mit der herkömmlichen Technik ist diese mechanische Aufbereitung sehr energieintensiv. Es ist daher genau zu prüfen, ob der Energieaufwand und die Energieausbeute aus der anschließenden Strohvergärung im sinnvollen Verhältnis stehen. – Durch den Zusatz von Enzymen in Biogasanlagen kann der Abbau von schwer vergärbaren Substraten beschleunigt werden. Mit bestimmten Enzymmischungen wird auch eine Auflösung der Ligninstrukturen im Stroh gelingen können. Auch hier gilt: Der Stromertrag aus dem Stroh muss den (finanziellen) Aufwand für den Einsatz dieser Präparate rechtfertigen. – Bei einseitigen Substratmischungen, mit hohen Stickstoff- und geringen Rohfaseranteilen kann der Einsatz von Stroh zu der Ration sinnvoll sein, um ein für den Gärprozess ausreichendes Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis im Substrat herbeizuführen. Zusammenfassend kann man also sagen: Um größere Mengen Stroh in der Biogasanlage verarbeiten zu können, ist zusätzlicher Aufwand für die Aufbereitung des Strohs notwendig. Die Energieausbeute aus dem Stroh wird diesen Aufwand in der Regel nicht rechtfertigen. Lediglich als Zusatzsubstrat in sehr einseitigen Rationen kann Stroh für den Gärprozess hilfreich sein.