Wochenblatt-Leser Ole P. fragt: Zu meinem Wald im Hochsauerlandkreis gehört auch eine kleine Fläche 53-jähriger Edeltannen. Nachdem die Fichten-Käferflächen endlich abgearbeitet sind, wollte ich diese Tannen jetzt durchforsten. Dabei entdeckte ich einige abgestorbene Tannen mit Spuren von Käferbefall. Wer kann diese Schäden verursacht haben?
Dr. Josef Stratmann, Forstwissenschaftler, Bad Sassendorf, antwortet: Nach dem Schadbild dürfte es sich hier um Folgen des Befalls durch den Tannenrüssler (Pissodes piceae) handeln. Dieser Käfer gehört zu den Schädlingen an der europäischen Weißtanne. Eigentlich ist er ein Sekundärschädling, kann aber auch primär werden, wo die Tannen stärker geschwächt sind – wie in Ihrem Fall nach den ausgesprochenen Trockenjahren auf dem nach Süden ausgerichteten Standort. Seine Gefährlichkeit besteht darin, dass bereits ein geringer Befall eine Tanne zum Absterben bringen kann. Das Foto zeigt, dass Spechte die Puppenwiegen aufgehackt haben. Die Reste an Fraßmehl lassen noch die Fraßgänge der Larven erkennen. Der Käfer befällt die Tannen zerstreut im Bestandesinneren, was den Bestand quasi durchlöchert hinterlässt.
Vermehrt Schäden durch Tannenrüssler
Ihre Beobachtung – an Edeltanne – bestätigt die Erkenntnisse der Forstlichen Versuchsanstalten in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, wo die Schäden an Tannen auch durch den Tannenrüssler zugenommen haben. Daneben weist die Versuchsanstalt in Baden-Württemberg insgesamt auf eine Zunahme der Schäden durch verschiedene Tannenborkenkäfer hin – vor allem auf flachgründigen und sonnenexponierten Lagen der Mittelgebirge. Sofern Leser in NRW ähnliche Schäden in Tannenbeständen entdecken, sollten sie dies den Regionalforstämtern mitteilen.
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(Folge 20-2023)