Kindergarten im Wald: Wer haftet?

Ihre Frage dreht sich um das Thema der Verkehrssicherungspflicht des Waldbesitzers. Auch Ihr Wald wird der Öffentlichkeit im Rahmen des allgemeinen Betretungsrechts zur Verfügung stehen. Betretungsverbote, wie etwa Waldsperrungen, können wir Ihrer Anfrage jedenfalls nicht entnehmen. Das allgemeine Betretungsrecht setzt voraus, dass sich die Personen zum Zwecke der Erholung im Wald aufhalten. Unter diesen Erholungszweck fällt nach herrschender Ansicht auch der Aufenthalt von Kindern und Aufsichtspersonen im Rahmen eines Waldkindergartens. Sofern keine gesonderten Schutzausweisungen bestehen, zum Beispiel ein Wegegebot im Naturschutzgebiet, dürfen die Personen sowohl die Wege als auch die Waldbestände betreten. Als Waldbesitzer trifft Sie dabei keine erhöhte Verkehrssicherungspflicht, da das Betreten auf eigene Gefahr geschieht. Die Teilnehmer des Waldkindergartens müssen mit waldtypischen Gefahren rechnen, die sich beispiels­weise durch herabfallende Äste realisieren können. Lediglich für wald­atypische Gefahren ist der Waldbesitzer verantwortlich. Dies können abgängige Gebäude, ungesicherte Gruben oder Abbruch­kanten infolge eines Steinbruchs sein. Wir gehen davon aus, dass sich derartige oder ähnliche atypische Gefahren in Ihrem Wald nicht finden.

Da es sich bei den Teilnehmern des Waldkindergartens im Wesentlichen um Kleinkinder handelt, trifft die Aufsichtspersonen aber eine besondere Obhutspflicht. Kleinkinder können nämlich die von Bäumen ausgehenden Ge­fahren oftmals nicht richtig einschätzen. Diese besondere Aufsichtspflicht wirkt sich aber nicht auf Ihre Verantwortlichkeit als Waldbesitzer aus, sondern trifft in erster Linie den Träger des Waldkindergartens.

Gleichwohl ist es ratsam, eine Vereinbarung oder einen Vertrag mit dem Träger zu schließen, in dem ein Ausschluss der Haftung Ihrerseits im Falle von eintretenden Schäden nochmals dokumentiert wird. Muster für solche Verträge mit den Veranstaltern von Waldkindergärten können Sie dem Internet entnehmen. Sollten Sie insofern weitergehende Fragen zur Vertragsgestaltung haben, empfehlen wir Ihnen, den Rat Ihres Berufsverbandes oder eines Rechtsanwalts einzuholen.

(Folge 47-2017)