Käferholzernte: Rückegassen des Nachbarn nutzen?

Aufgrund der örtlichen Beschreibung der Erschließungssituation gehen wir davon aus, dass Sie derzeit keine Möglichkeit haben, das aufgearbeitete Holz über eigene Abfuhrwege oder Rückegassen aus Ihrem Bestand zu bringen. Der Abtransport kann bis auf Weiteres vielmehr nur über die Rückegassen Ihres Nachbarn erfolgen. Dies deutet auf ein durchaus mögliches Notwegerecht hin, das in Bezug auf die Benutzung von Rückegassen allerdings unüblich ist. Gleichwohl halten wir es auch im Hinblick auf die Interessen Ihres Nachbarn für sachgerecht, dass der Holztransport über dessen Rückegassen erfolgt. Dessen Grundsatz „Natur Natur sein zu lassen!“ mag für ihn selbst zwar Programm sein. Er kann Sie als benachbarten Waldbesitzer aber nicht zwingen, ebenfalls nach diesem Grundsatz zu bewirtschaften. Zudem besteht aufgrund der akuten Käfersituation die Gefahr, dass auch die Bestände des Nachbarn befallen werden, und er sie gegebenenfalls wegen eingetretener Schäden in Anspruch nimmt.

Setzen Sie sich deshalb noch einmal mit Ihrem Nachbarn in Verbindung und machen ihn darauf aufmerksam, dass Sie zur Umsetzung Ihrer forstwirtschaftlichen Maßnahme gezwungen sind, seine Rückegassen zu benutzen. Er selbst habe keine rechtlichen Möglichkeiten, Sie zum Verbleib des Käferholzes auf Ihren Flächen zu zwingen. Allerdings hat Ihr Nachbar die Möglichkeit, für die Nutzung seiner Rückegassen ein angemessenes Nutzungsentgelt zu verlangen. Für die Höhe des Nutzungsentgeltes gibt es keine festen Richtwerte. Es orientiert sich vielmehr an der Höhe von Pachtentgelten, die man für die einmalige Nutzung von forstwirtschaftlichen Wegen und Rückegassen üblicherweise in Ansatz bringt.

(Folge 12-2019)