Hecke an beiden Seiten stutzen?

Wir vermuten, dass die Hecke vor langer Zeit als Grenzhecke angelegt worden ist. Hierfür spricht zum einen der Standort auf der gemeinsamen Grenze. Zum anderen hat der Nachbar die Hecke in der Vergangenheit stets auf seiner Seite selbst gestutzt. Von einer gemeinsamen Grenzeinrichtung geht der Gesetzgeber immer dann aus, wenn die Einrichtung zum Vorteil beider Grund­stücke dient und deshalb die Eigentümer zur Benutzung der Einrichtung auch gemeinschaftlich berechtigt sein sollen. Merkmale, die darauf hinweisen, dass die Einrichtung nur Ihnen gehören soll, können wir nicht erkennen. Mit der gemeinschaftlichen Berechtigung zur Benutzung der Grenzhecke geht auch einher, dass die Nachbarn die Unterhaltskosten, sprich die erforderlichen Aufwendungen für die Pflege der Hecke, zu gleichen Teilen zu tragen haben (§ 922 BGB).

Durch die jahrelange Übung, dass beide Nachbarn sich jeweils um die ihrem Grundstück zugewandten Heckenhälfte gekümmert haben, ist die Eigenschaft der Hecke als gemeinsame Grenzeinrichtung manifestiert. Diese Rechtsbeziehung ist auch nicht durch den Abschluss eines Pachtvertrages über die Pferdeweide aufgehoben worden. Die Verpflichtung, die Hecke auf der anderen Seite auch in Zukunft zu unterhalten, besteht fort. Ihr Nachbar hat die Möglichkeit, im Rahmen des Pachtverhältnisses die Unterhaltspflicht auf den Pächter zu übertragen. Das betrifft aber nur das Innenverhältnis zwischen diesen beiden Vertragsparteien und braucht Sie nicht zu interessieren.

Von Ihrem Nachbarn, nicht dem Pächter der Weide, können Sie folglich verlangen, dass er die Hecken auf seiner Seite weiter pflegt. Diese Verpflichtung endet erst dann, wenn Sie beide darüber einig sein sollten, dass die Grenzhecke beseitigt wird.