Ihre Sorge ist berechtigt. Seit dem Frühsommer 2020 nehmen die Rodungsmaßnahmen der durch Borkenkäfer befallenen Fichten in Nordrhein-Westfalen und insbesondere in Südwestfalen ständig zu. Große Kahlschläge entstehen und die bislang intakten Waldameisenbiotope gehen verloren und damit der Lebensraum der nach dem Bundesnaturschutzgesetz „besonders geschützten hügelbauenden Waldameisen“.
Waldameisen sind Bindeglied im Groß-Ökosystem und vertilgen große Mengen an forstlichen Schadinsekten, nicht zuletzt auch den Borkenkäfer, wenn er sich im Anflug befindet. Doch gegen Millionen von Borkenkäfern ist auch die Waldameise machtlos. Sie kann nur in einem kleinen Radius erfolgreich sein.
Die Borkenkäferinvasion wird den heimischen Arten der Waldameisen nun zum Verhängnis. So rechnen wir seitens der Ameisenschutzwarte NRW mit einem starken Artenrückgang von deutlich mehr als 60 % in Südwestfalen. Umso wichtiger ist es, dass bei Forstarbeiten möglichst keine Schäden an den Ameisennestern entstehen. Da es sich oft um kontrollierte Baumentnahmen handelt, appelliert die Ameisenschutzwarte an alle Waldbesitzer, Forstunternehmen und Förster, auf die Waldameisen Rücksicht zu nehmen. Dazu gehört
- vielleicht auch einmal Bäume stehen zu lassen,
- den Baum oberhalb des Nestes abzusägen,
- Nester sichtbar für das Forstunternehmen zu markieren und
- im Arbeitsauftrag und in Gesprächen auf den Schutz der Ameisen hinzuweisen.
Vorhandene Naturverjüngungen der Fichten, aber auch andere Belaufbäume wie Eichen, Birken oder Ahorn sowie vorhandene Waldsäume mit einer Strauchflora sind als letzte Rettungsinseln für das Überleben der Waldameisen zu schützen und zu erhalten.
Rettungsumsiedlungen sind keine Lösung bei dieser hohen Anzahl an gefährdeten Waldameisennestern. Hinzu kommt, dass mehr als 60 % der Waldameisen eine Rettungsumsiedlung nicht überleben. Zudem stellt sich die Frage, wohin die Ameisen umgesiedelt werden könnten. In Südwestfalen zumindest gibt es kaum noch intakte Fichtenwälder, die hierfür erforderlich wären.
Bei dem Sturm „Kyrill“ gab es schon hohe Verluste bei den Waldameisen, doch die jetzige Situation ist deutlich schlimmer. Leider liegen uns auch schon Meldungen darüber vor, wo rücksichtslos große sichtbare Waldameisennester stark beschädigt bzw. bis in den Erdboden zerstört wurden. Ansprechpartner ist in solchen Fällen die Untere Naturschutzbehörde.
(Folge 51-2020)