Treibjagd anmelden?

Wer die Jagd ausübt, muss auf die berechtigten Interessen der Landwirte Rücksicht nehmen. Dies gilt nicht nur hinsichtlich der Vermeidung von Grundstücksschäden. Auch Schäden an sons-tigen Rechtsgütern, etwa an Weidetieren, müssen vermieden werden. Je nach den Umständen des Einzelfalles kann hieraus eine Verkehrssicherungspflicht für den Jäger erwachsen, die auch eine vorherige Ankündigung einer Gesellschaftsjagd erforderlich macht. Ist beispielsweise absehbar, dass eine größere Jagdgesellschaft mit einer Mehrzahl von Hunden in unmittelbarer Nähe von Weidetierhaltung, Stallungen oder Hofarealen stattfinden wird, so sind Stresssituationen mit panikbedingtem Verletzungsrisiko für die Weidetiere vorprogrammiert. Dies gilt für alle Weidetiere und in besonderem Maße für Pferde. Wird dem Landwirt bzw. Pferdehalter unter solchen Umständen nicht durch rechtzeitige Vor­ankündigung des Jagdtermins die Gelegenheit gegeben, Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, müssen die verantwortlichen Jäger und Jagdorganisatoren im Schadensfall mit berechtigten Ersatzforderungen des Landwirtes rechnen.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass etwa jede kleinere „Klüngeljagd“ im Revier bei Landwirten oder Pferdehaltern angekündigt werden muss. Bei entsprechenden Revierkenntnissen dürften die Jäger in der Regel in der Lage sein, die Notwendigkeit einer vorherigen Ankündigung des Jagdtermins für sensible Bereiche einschätzen zu können. Wenn Risiken für Rechtsgüter Dritter erst während des Jagdgeschehens erkennbar werden, müssen Jagdleiter und Schützen reagieren. Dann muss notfalls eine Schussabgabe unterbleiben oder ein anderes Treiben vorgezogen werden, damit ein Landwirt noch Gelegenheit erhält, sein Vieh von der Weide zu holen.
Bleiben Pferdehalter und Landwirte trotz Kenntnis des Jagdtermins selbst untätig, müssen sie damit rechnen, dass sie ein erhebliches Mitverschulden trifft, was im Einzelfall bis zum vollständigen Anspruchsverlust führen kann.