Wo bleiben die Maulwürfe?

Dass eine Seuche zum Verschwinden der Maulwürfe geführt hat, ist eher unwahrscheinlich. Zwar können die Tiere auch einmal Krankheitserregern oder Parasiten zum Opfer fallen, die Ansteckungsrate untereinander und damit auch die Ausbreitungswahrscheinlichkeit für Krankheiten ist aber aufgrund der streng einzelgängerischen Lebensweise sehr gering.

Von Massensterben wurde bisher nur in Einzelfällen berichtet. Ursachen dafür waren großflächige Überschwemmungen oder extreme Trockenheit. Die häufigste Todesursache für unsere heimischen Maulwürfe sind ihre Fressfeinde und der Straßenverkehr. Auf ihrer Frühsommerwanderung, die vor allem oberirdisch erfolgt, sterben in jedem Jahr etwa zwei Drittel der Jungmaulwürfe. Die Überlebenden haben dann gute Chancen, bis zu sechs Jahre alt zu werden.

Das Verschwinden aus ihren Tunneln muss aber nicht immer ursächlich mit dem Tod der Eigentümer einhergehen. Maulwürfe bewohnen große Territorien, die je nach Nahrungsangebot – sie ernähren sich hauptsächlich von Regenwürmern – 300 bis 5000 m2 umfassen können. Das Auf und Ab in einem Maulwurfsbestand muss deshalb immer auf einer Fläche von mehreren Quadratkilometern betrachtet werden.

In ihren Territorien legen Maulwürfe weit verzweigte Gangsysteme an, von denen sie aber meist nur einen Bruchteil auch tatsächlich nutzen. Die Tunnelsysteme sind nicht statisch, sondern sie werden ständig umgebaut. So können sich über die Zeit auch die ursprünglichen Grenzen der einzelnen Territorien deutlich verschieben.

Verwaiste Gangsysteme werden im Laufe des Sommers meist von Jungmaulwürfen wieder besetzt. Oft übernehmen aber auch Reviernachbarn einzelne Tunnelabschnitte und gliedern sie in ihr eigenes Gangsystem ein. Darüber hinaus bieten Maulwurfsgänge Unterschlupf und Lebensraum für eine Vielzahl heimischer Wildtiere, von Hummeln und Bienen über Kröten und Eidechsen bis hin zu Mäusen und Wieseln.