Vor allem ältere Hirsche prägen mit ihren stattlichen Geweihen das Bild eines Rotwildbestandes. Die Ausbildung des Geweihs ist ein komplexer Prozess, auf den mehrere Faktoren einwirken. Die Geweihbildung wird maßgeblich durch die Jahreszeit und den Hormonhaushalt der Hirsche beeinflusst, aber auch die Gesundheit und der Ernährungszustand der Tiere spielen eine Rolle.
Das Rotwild ist ein „shortday breeder“. Dies bedeutet, dass sich der Sexualzyklus der Tiere an der Länge des Tageslichts orientiert. Abnehmende Tageslichtlänge bewirkt eine hormonelle Umstellung im Körper der Tiere und löst dadurch letztlich auch die Brunft aus. Für diese hormonellen Prozesse ist bei den männlichen Tieren vor allem der Testosteronspiegel verantwortlich. Testosteron hat im männlichen Organismus mehrere Aufgaben, neben dem Verhalten der Tiere beeinflusst es unter anderem die Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale, zum Beispiel des Geweihs. Nach der Brunft verringert sich der Testosteronspiegel der Hirsche und es kommt zum Abwurf des Geweihs.
Der männliche Organismus produziert das Testosteron hauptsächlich in den Hoden. Bei einer Kastration werden sie entfernt. Dadurch ist keine nennenswerte Testosteronbildung mehr möglich. Der kastrierte Hirsch würde also, aufgrund des sinkenden Hormonspiegels, sein Geweih abwerfen und im kommenden Frühjahr kein neues ausbilden. Die Kastration würde somit das Verhalten und die Optik des Hirsches stark beeinflussen.
Eine Alternative hierzu wäre eine Sterilisation. Bei diesem Eingriff wird der Samenleiter des Hirsches durchtrennt. Dadurch wäre Ihr Problem gelöst, da der Hirsch keine Nachkommen mehr zeugen kann. Der Vorteil bei diesem Eingriff wäre, dass der Hirsch in seinen Hoden weiterhin Testosteron bilden kann. Dies hätte zur Folge, dass der Hirsch sein Verhalten nicht ändert und auch im nächsten Frühjahr wieder ein Geweih ausbildet. Mir ist bekannt, dass dieser Eingriff bei Damwild schon erfolgreich durchgeführt wurde. Das Risiko bei solchen Eingriffen besteht vor allem in der Vollnarkose der Tiere, was allerdings bei beiden Eingriffen unabdingbar ist.
Da es somit durchaus Alternativen zur Entnahme des Hirsches gibt, könnte dieser weiterhin im Rudel verbleiben. Dies hätte auch positive Auswirkungen auf die soziale Struktur Ihres Rotwildbestandes.
(Folge 1-2021)