Nur gesunde Schweine bringen auch gute Leistungen, dass wissen wir alle. Daher ist die Gesundheit auch ein wichtiges Argument in der Vermarktung von Zuchttieren, Ferkeln und Sperma. Es ist selbstverständlich, dass die Tiere frei sind von anzeigepflichtigen Tierseuchen und dass die Hygienebedingungen im Zucht- oder Vermehrungsbetrieb in Ordnung sind. Aber auch andere Krankheiten oder deren Erreger, wie zum Beispiel Schnüffelkrankheit, PRRS oder APP werden immer wieder genannt, von denen die Zuchtschweine dann „frei“ sein sollen. Viele Organisationen machen auch zu Recht Werbung mit einem hohen Gesundheitsstatus. Wenn die Freiheit von bestimmten Erregern allerdings bewiesen werden muss, wird es schwierig.
Dann muss eine regelmäßige klinische Untersuchung des Bestandes erfolgen. Die Tiere müssen frei von Krankheitsanzeichen sein. Aber nicht jede Krankheit ist auf den ersten Blick zu erkennen. Daher werden weiterführende Untersuchungen, zum Beispiel von Kot- oder Blutproben, durchgeführt. Hierbei dürfen keine Spuren der entsprechenden Erreger gefunden werden. Wenn nicht geimpft wird, dürfen im Blut auch keine Antikörper nachgewiesen werden. Wenn das alles erfüllt ist, kann davon gesprochen werden, dass die untersuchten Tiere frei sind von dieser oder jener Erkrankung.
Wenn allerdings bewiesen werden soll, dass der gesamte (Vermehrungs-)Bestand frei von einem Erreger ist, wird es noch schwieriger. Denn: Für eine 100%ige Sicherheit müssen alle Tiere im Betrieb beprobt werden. Und selbst dann würde es noch Lücken geben, da nicht alle infizierten Tiere zum Untersuchungstermin positiv reagieren müssen. Abhängig von Erkrankung, Erreger und Inkubationszeit wird es immer diagnostische Lücken geben.
Umgangssprachlich wird zwar von Erregerfreiheit gesprochen, fachlich korrekt kann aber immer nur eine Unverdächtigkeit bescheinigt werden. Wer mit dem Prädikat „frei von ...“ für seine Sauen, Ferkel oder seine Besamungsstation wirbt, bewegt sich also oftmals auf dünnem Eis. Erst nach langjährigen, staatlich angeordneten Bekämpfungsmaßnahmen in einer Region, wie beispielsweise bei der Sanierung der Aujeszkyschen Krankheit (AK), kann eine Erregerfreiheit zertifiziert werden.
Wenn die einzelnen Erreger benannt werden, von denen die Jungsauen oder Ferkel frei sein sollen, kann man auch von „spezifisch pathogen frei“ sprechen. Es liegt dann ein sogenannter SPF-Status vor. Mit diesem Kürzel bezeichnen die Vermarkter zuweilen auch einzelne Herkünfte.
Daher ist es beim Zukauf immer wichtig, sich genau zu erkundigen: Was wird eigentlich zugesichert und wie wird dieser Status überprüft? Die jeweiligen Eigenschaften bzw. „Freiheiten“ sollte man sich dann schriftlich bestätigen lassen und die Zukauftiere bei bzw. kurz nach der Anlieferung gegebenfalls entsprechend tierärztlich untersuchen lassen.
Ansonsten liefern auch die Zertifikate der unabhängigen Schweinegesundheitsdienste der Bundesländer gute Hinweise auf den Gesundheitsstatus des abgebenden Betriebes. Mittlerweile lassen viele anerkannte Zuchtorganisationen hierzulande ihre Zucht- und Vermehrungsbetriebe durch den Schweinegesundheitsdienst neutral kontrollieren. Dabei wird nach einheitlichen Richtlinien, die in enger Zusammenarbeit mit vergleichbaren Gesundheitsdiensten im benachbarten Ausland entstanden sind, vorgegangen. Anschließend kann dem jeweiligen Zuchtbetrieb ein bestimmter Gesundheitsstatus bescheinigt werden, welcher dem Kunden einen guten Anhaltspunkt zur Tiergesundheit liefert.
