Ihre Feststellungen zu geringen Anzahlen an Schweinen mit hohen Muskelfleischanteilen bei Strohhaltung sind uns keinesfalls unbekannt. Dieses Problem trat auch im Landwirtschaftszentrum Haus Düsse auf, als dort Schweine im „Kompoststall“ auf dicker Strohmatte gehalten wurden. Unsere Erklärung für höhere Fettauflagen der Schweine war: Schweine können nicht über die Haut schwitzen. Die Abgabe überschüssiger Wärme erfolgt in erster Linie über verstärktes Atmen bzw. Hecheln oder durch Aufsuchen eines kühlenden Bades bzw. einer Suhle.
Bei planbefestigten Fußböden in Ställen zur Sommerzeit versuchen die Tiere durch Harn- und Kotabsetzen auf diesen Flächen einen besseren Kontakt zum wärmeableitenden Fußboden zu erhalten, um die großen Wärmeüberschüsse im Sommer besser abgeben zu können. Dies ist natürlich keinesfalls gewünscht, weil dann die Luftqualität im Stall deutlich schlechter wird und bei kühleren Nachttemperaturen Atemwegsreizungen sowie Erkältungen auftreten können.
Bei Ihrer ganzflächigen Strohhaltung und wahrscheinlich guter Wärmeisolierung zum kühleren Erdreich fehlt den Schweinen diese Wärmeabgabemöglichkeit. Die Tiere können ihre Wärmeenergie nicht abgeben und es kommt zu verstärkter Fetteinlagerung. Sie sollten daher auf eine restriktive Nährstoffzufuhr über eine begrenzte, auf den Bedarf abgestellte Futterkurve achten.
Im neuen Rechenmeister für die Schweinefütterung der Landwirtschaftskammer NRW werden Energiezuteilungskurven (Futterkurven) als Richtschnur für unterschiedliche Zunahmeniveaus angeboten. Die 750-g-Futterkurve empfiehlt zum Beispiel für 50 kg schwere Sauschweine und Börge 24,0 bzw. 25,2 MJ ME je Tier und Tag. Dies entspricht bei einer angenommenen Energiekonzentration im Futter von 13,0 MJ ME dann 1,85 kg Futter für die Sauschweine bzw. 1,9 kg Futter für die Börge. Ab 70 kg Tiergewicht sollten die Sauschweine 2,25 kg Futter und die Börge 2,35 kg Futter erhalten und ab 100 kg sollte spätestens ein Maximum von 2,6 kg Futter mit 13,0 MJ ME bei Sauschweinen und Börgen nicht mehr deutlich überschritten werden, um einer stärkeren Verfettung bzw. schlechteren Futtereffizienz entgegenzuwirken.
Mit der Futterzuteilung über Trockenfutterautomaten ist dieser Futterkurvenplan natürlich schwerer einzuhalten als etwa bei einer Quertrog-Flüssigfütterung. Sie sollten jedoch versuchen, zumindest eine Tages- bzw. Zweitagesfutterzuteilung bzw. -rationierung durchzuführen, um das genannte Ziel zumindest teilweise zu erreichen.
Für eine 2-Phasenmast mit vorgeschalteter Vormast bis 40 kg LM schlagen wir Ihnen nachfolgende Futtermischungen vor:
- Mast ab 40 kg: 21,5 % Sojaextraktionsschrot (43 % RP), 30,0 % Gerste, 22,5 % Weizen, 22,5 % Triticale, 3 % Mineralfutter mit 22 % Calcium, 1,5 % Phosphor, 8 % Lysin und 1,5 % Threonin sowie 0,5 % Pflanzenöl zur Staubbindung. Dieses Futter enthält 13 MJ ME/kg mit 18,3 % Rohprotein und 1,08 % Lysin.
- Mast ab 75 kg: 15,5 % Sojaextraktionsschrot, 33 % Gerste, 24,3 % Weizen, 24,3 % Triticale, 2,5 % Mineralfutter sowie 0,3 % Pflanzenöl. Das Futter enthält dann 13 MJ ME/kg mit 16,5 % Rohprotein und 0,90 % Lysin.
- In der Vormast empfiehlt sich ein langsames Verschneiden des Anfangsmastfutters ab 40 kg mit dem vorangegangenen Ferkelaufzuchtfutter.