Sie vermuten richtig: Coronaviren sind eine Virusfamilie innerhalb der Ordnung Nidovirales. Sie können Menschen, Säugetiere, Vögel und Fische befallen und zu sehr unterschiedlichen Erkrankungen führen. Bekannte Coronavirus-Infektionen beim Menschen sind die SARS-Pandemie (2002/03) sowie das Middle East Respiratory Syndrom Corona Virus (MERS CoV). Darüber hinaus kommen verschiedene Coronaviren beim Menschen als Verursacher von Atemwegsinfektionen mit Verläufen von banal bis schwer akut vor.
Das bekannteste Coronavirus beim Schwein ist das TGE-Virus. Dieses ruft eine Durchfallerkrankung hervor, die wegen ihres epidemieartigen Verlaufs als „Oldenburger Schweineseuche“ bekannt wurde. Diese tritt heute kaum noch auf, weil es beim Schwein seit etwa 1984 ein respiratorisches Coronavirus gibt, das selbst nur zu geringfügigen klinischen Symptomen führt, das aber die Bildung von Antikörpern anregt. Und diese schützen auch gegen TGE.
Eine weitere Coronavirus-bedingte Durchfallerkrankung ist EVD (Epidemic Virus Diarrhoea), eine Schweineerkrankung, die seit 1970 bekannt ist. Das verursachende Virus ist ein deutlich anderes als das TGE-Virus. Der Krankheitsverlauf ist jedoch sehr ähnlich.
Auch die PED (Porzine Epizootische Diarrhoe) wird durch ein Coronavirus verursacht. Hierbei kommt es zu wässrig dünnen Durchfällen mit Saugferkel-Mortalitäten (Todesraten) von bis zu 80 %. Auch Ferkelaufzucht und Mast sind gefährdet. Die Krankheit breitet sich hier binnen weniger Tage im kompletten Bestand aus. Die Mortalität ist hier jedoch gering.
Zuletzt sei noch die Vomiting and Wasting Disease der Saugferkel genannt. Bei dieser durch Coronaviren ausgelösten Erkrankung kommt es zu gehäuftem Erbrechen der Saugferkel und in der Folge zu Kümmerwuchs. Dieser Zustand dauert im betroffenen Betrieb typischerweise etwa drei Wochen an. Anschließend haben die Sauen meistens stumm durchimmunisiert, sodass danach geborene Ferkel durch maternale Antikörper geschützt sind.
Insgesamt sind Coronaviren genetisch hochvariabel. Einzelne Spezies können auch die Artenbarriere überwinden. Die bekannten schweinespezifischen Coronaviren sind aber alle (bisher) nicht krank machend für den Menschen.
Über den umgekehrten Weg – also die Infektion der Tiere mit dem jetzt beim Menschen aufgetretenen Coronavirus – ist noch wenig bekannt. Die üblichen Regeln der Bestandshygiene und Biosicherheit (Schutzkleidung, möglichst wenige externe Besucher, Reinigung und Desinfektion) schaden aber sicher nicht und sollten weiterhin sehr ernst genommen werden. Schließlich steht mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) auch noch eine andere Bedrohung vor der Tür.
(Folge 11-2020)