Ziege als Amme für Schaflämmer?

In größeren Schafhaltungen trifft man gelegentlich auf ältere Ziegen, die als sogenannte Ammen für verwaiste Lämmer oder solche aus Mehrlingsträchtigkeiten gehalten werden. Aufgrund der höheren Milchleistung der Ziegen, die häufig der Rasse „Bunte Deutsche Edelziege“ oder „Weiße Deutsche Edelziege“ angehören, kann so die Versorgung der Schaflämmer problemlos sichergestellt werden.
Anfangs sollte man die Lämmer allerdings nur unter Aufsicht und zeitlich begrenzt zuführen, da Ziegen mitunter auf fremde Lämmer aggressiv reagieren und ihnen mit ihren Hörnern – wenn vorhanden – bei geringen Ausweichmöglichkeiten erhebliche Verletzungen zufügen können.

Bevor man die Lämmer permanent bei der Ziege lässt, muss man in den ersten Tagen sicherstellen, dass die Lämmer mindestens fünfmal – besser achtmal – ausreichend langen Kontakt zum Ziegen­euter aufnehmen können, damit sie in der Lage sind, die notwendige Mindestmilchmenge von 10 % des eigenen Körpergewichtes aufzunehmen.

Tiere, die zu spät Kolostrum aufnehmen, geraten schnell in ein gefährliches Energiedefizit, das „neonatale Hypothermie-Hypoglykämie-Syndrom“, da die Körpertemperatur aufgrund der fehlenden Energie nicht mehr aufrecht­erhalten werden kann. Die Körpertemperatur (gemessen im After) von mindestens 39,5 °C sinkt dann rasch auf Werte unter 39,0 °C bis unter 37 °C, die Lämmer liegen häufig bei geringer Sauglust und verenden schließlich, wenn keine weiteren Maßnahmen getroffen werden.