Bei Eicheln handelt es sich um ein sehr energiereiches Futter. Daher werden diese auch als natürliches Kraftfutter bezeichnet. Aus diesem Grund werden in einigen Ländern heute noch die Tiere (vorrangig Schweine) im Herbst zur Eichelmast in den Wald getrieben. Die Bestandteile der Eiche enthalten jedoch unverträgliche Gerbstoffe. Die in diesen Gerbstoffen enthaltenen Tannine können zu Vergiftungserscheinungen bei den Schafen führen. Dieses Problem tritt allerdings nur dann auf, wenn die Schafe zu viele der Blätter, Rinde oder unreifen Eicheln aufnehmen. Die Aufnahme der reifen Eicheln stellt für Schafe kein Problem dar.
Die Menge, die ein Schaf täglich aufnehmen darf, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Der tägliche Nährstoffbedarf richtet sich vor allem nach der Lebendmasse und der zu erbringenden Leistung (zum Beispiel Trächtigkeit, Laktation) der Schafe. Generell sollte ein Wiederkäuer maximal die Hälfte seiner täglichen Futteraufnahme über Kraftfutter generieren. Diese Angabe bezieht sich auf die Trockenmasse der Futtermittel. Da die Wasseranteile der Futtermittel stark variieren, kann die Frischmasse nicht als Maßstab für die Faustregel herangezogen werden. Die Verdaulichkeit von Eicheln ist nicht so hoch wie die von industriellen Kraftfuttern oder Getreide. Daher kann man diese in der Ration nicht zu gleichen Teilen austauschen. Eine tägliche Aufnahme von etwa 750 g Eicheln (Frischmasse) ist für ausgewachsene Schafe mittelgroßer Rassen unbedenklich.
Analog zu anderen Kraftfuttern kann die Aufnahme zu vieler Eicheln zu einer Pansenazidose (Pansenübersäuerung) führen. Daher ist unbedingt darauf zu achten, dass den Schafen genug Grobfutter (zum Beispiel Gras und Heu) zur Verfügung steht. Fraglich ist jedoch, ob Sie als Schafhalter die Aufnahme der Eicheln so genau beobachten bzw. regulieren können. Sie berichten, dass aktuell sehr große Mengen an Eicheln zur Verfügung stehen. Während dieser Phase ist es ratsam, die Schafe mittels Zaun von den Eichen fernzuhalten. Es bietet sich an, die Eicheln zusammenzuharken und gezielt zu verfüttern. Auch wenn die Eichel nicht so lagerstabil ist wie andere Futter, ist dies grundsätzlich möglich. Eingelagert werden sollten allerdings nur unbeschädigte und reife Früchte. Die Eicheln müssen vor der Lagerung gut getrocknet werden, da es sonst schnell zu Schimmelbildung kommt.
(Folge 48-2020)