Zunächst einmal ist wichtig zu wissen, dass Milch in Indien nur zu einem Teil von heiligen Kühen stammt. Mehr als die Hälfte der Milch stammt von Büffeln. Sie geben nicht nur mehr Milch (etwa doppelt so viel wie indische Kühe), sie dürfen auch – da nicht heilig – im ganzen Land geschlachtet werden. In zwei indischen Bundesstaaten ist es außerdem legal, Kühe zu schlachten. Die Polizei geht allerdings mit Spezialeinheiten gegen Viehdiebe und -schmuggler vor, die versuchen, Kühe aus dem Rest des Landes in diese Staaten oder ins Ausland zu bringen, oder die versuchen, Rindfleisch als Büffelfleisch deklariert, zu verkaufen.
Grundsätzlich aber gilt, dass indische Kühe sich eines relativ langen Lebens erfreuen. Sie laufen meist frei herum, auch mitten in Großstädten wie Delhi, und suchen sich ihr Futter am Straßenrand aus den Müllbergen. Es gilt zudem als segensbringend, heilige Kühe zu füttern. So wird oft das erste Fladenbrot des Tages an eine Kuh verfüttert, und viele Haushalte sammeln Obst- und Gemüseabfälle, um sie herumziehenden Kühen zu geben. Auf diese Weise ernähren sich die Kühe mehr oder weniger selbst. Abends finden die Tiere dann zielsicher nach Hause.
In vielen Städten gibt es spezielle (Alten-)Heime für Kühe. Großstädte wie Delhi bieten vor der Stadt sogenannte „cattle camps“ an, um die Tiere aus dem Großstadtverkehr herauszuhalten. Diese Maßnahme hat aber bisher nur wenig Erfolg.
Der überwiegende Teil der Kühe und Büffel in Indien wird von Kleinstbauern gehalten, die nur einzelne Tiere haben. Wenn eine Kuh verendet, wird sie in einer religiösen Zeremonie von der Familie beerdigt. Ausgediente Milchkühe sind für die Bauern durchaus noch von Wert, da der Kuhdung als Brennmaterial genutzt wird. Selbst in Delhi ist getrockneter Kuhfladen auf den Märkten zu kaufen.