Enthält Rinder- oder Schweinegülle viele schnell verfügbare kurzkettige Kohlenstoffe (Zucker, Fette, Eiweiße), bilden sich durch bakterielle Aktivität vermehrt Gas und Tenside. Die Tenside setzen die Oberflächenspannung herab und ermöglichen so die Blasenbildung. Der natürliche Gehalt an Feinpartikeln in der Gülle führt zu einer hohen Stabilität des Schaums.
Kalkstickstoff, aber auch Alzogur, können durch ihren Gehalt an Cyanamid die bakterielle Aktivität unterdrücken und so die Schaumbildung verhindern. Beide Mittel sind für Mensch und Tier akut toxisch. Der Kontakt mit Haut, Augen oder Atemwegen sowie Verschlucken sind bei Mensch und Tier unbedingt zu verhindern.
Der Abbau des Cyanamids zu Harnstoff dauert mindestens 14 Tage, bei kalten Temperaturen auch länger. Daher empfiehlt es sich, nach dem Einsatz dieser Produkte mindestens vier Wochen zu warten, bevor die Gülle einer Biogasanlage zugeführt wird.
Es gibt weitere Produkte, die mit einer Wirksamkeit gegen das Aufschäumen beworben werden. Dabei handelt es sich meist um eine spezielle Mischung von Mikronährstoffen, gefriergetrockneten Bakterien- und/oder Pilzkulturen oder eine Kombination aus beidem. Diese Produkte sollen die biologischen Prozesse in der Gülle positiv beeinflussen und so Fehlgärungen, die zu Schaumbildung führen können, verhindern. Diese Mittel sind nicht als Sofortmaßnahme geeignet, sondern setzen auf eine mittelfristige Wirkung.
Kommt es zum Aufschäumen der Gülle, sollte auf jeden Fall die Fütterung der Tiere kritisch überprüft werden. Eine hohe Futtereffizienz sowie geringe direkte Futtereinträge in die Gülle entziehen den für die Fehlgärung verantwortlichen Bakterien die Nahrungsgrundlage.
Und noch eins: Da der Schaum neben CO2 auch erhebliche Mengen an Methan sowie andere Schadgase enthalten kann, sollten beim Aufrühren schäumender Gülle alle Zündquellen aus dem nahen Umfeld des betroffenen Güllekanals entfernt, der betroffene Gebäudeteil ausreichend belüftet und stets für eine ausreichende Absicherung der im Gebäude arbeitenden Personen gesorgt werden.
(Folge 8-2020)