Wochenblatt-Leser Sven L. fragt: Wir ziehen für einen Mäster die Kälber auf. Die Tiere stehen in Gruppen auf Stroh, Futter wird von uns gestellt. Tierarztkosten übernehmen wir. Kosten für die nötigen Impfungen übernimmt der Mäster. Was können wir pro Tag und Kalb an Kosten und Gewinn in Rechnung stellen?
Josef Assheuer, Referent für Rindviehhaltung, Landwirtschaftskammer NRW, antwortet: Die Vollkosten der Fresseraufzucht bestehen im Wesentlichen aus Direktkosten, Maschinen- und Gebäudekosten sowie der Entlohnung der eingesetzten Faktoren. Da Ihrer Anfrage keine Angaben zur Fütterung oder zur Bestandsgröße zu entnehmen sind, kann hier nur mit Durchschnittswerten kalkuliert werden. Wir unterstellen eine durchschnittliche Aufzuchtdauer von 114 Tagen, eine Bestandsgröße von 350 Tieren und drei Umtriebe pro Jahr. Dabei handelt es sich durchgehend um Nettowerte. Ob für Sie eine Pauschalierung infrage kommt, hängt von der Organisation des Gesamtbetriebes ab.
Kosten je Fresser
Futterkosten: Die größte Position innerhalb der Direktkosten besteht aus den Futterkosten. Hier können Sie für Milchaustauscher und mineralisiertes Kraftfutter 135 bis 140 € je Fresser ansetzen. Für das Grundfutter, also Silomais und Futterstroh, entstehen Kosten von etwa 18 bis 20 € je Fresser. Das Stroh zur Einstreu können Sie mit etwa 38 € je Fresser bewerten.
Tierarztkosten: Für Tierarzt und Tierversicherung sind etwa 35 € zu berücksichtigen, wovon Sie sich die Impfkosten erstatten lassen wollen.
Produktionskosten: Für das Produktionsrisiko sollten Sie in etwa 1,5 % der Produktionskosten vorhalten.
Damit liegen die gesamten variablen Kosten in dieser Kalkulation zwischen 226 und 236 € je Fresser.
Innenwirtschaft: Die Kosten für Mechanisierung und Treibstoffe, die auf die Innenwirtschaft entfallen, und die Stromkosten können mit 20 bis 22 € je Fresser veranschlagt werden.
Gebäudekosten: Für die Gebäudekosten (Abschreibung, Unterhaltung und Versicherung) und weiteren Festkosten wie Buchführung und Steuerberatung können Sie weitere 28 € kalkulieren.
Die Verzinsung des eingesetzten Kapitals (ohne Vieh) ist mit rund 7 € je Tier zu berücksichtigen. Nicht zuletzt ist ein angemessener Lohnansatz einzupreisen, den wir bei acht Stunden je Platz, drei Umtrieben pro Jahr und 20 € pro Stunde mit 53 € je Fresser festmachen. In dieser Kalkulation ergeben sich in der Summe Kosten in Höhe von 334 bis 346 € je Fresser bzw. 2,93 bis 3,04 € je Aufzuchttag.
Preisschwankungen berücksichtigen
Sie sollten jedoch berücksichtigen, dass in der aktuellen Situation die Preise gerade für Futtermittel und Energie starken Schwankungen unterliegen. Ebenso wirkt sich die allgemeine Inflation auf die Gebäudekosten, die sonstigen Festkosten und nicht zuletzt auch auf Ihren Lohnanspruch aus. Unabhängig davon handelt es sich bei den hier gemachten Angaben nur um eine überschlägige Kalkulation, die Situation in Ihrem Betrieb kann eine ganz andere sein. Die Margen in der Fresseraufzucht sind gering. Fehler in der Planung und Umsetzung werden hart bestraft. Wir empfehlen dringend, zu ökonomischen und steuerrechtlichen Fragen eine individuelle Beratung in Anspruch zu nehmen.
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(Folge 49-2022)