Eine durchschnittliche Rindergülle mit 8 % Trockensubstanz enthält je m3 3,9 kg Gesamt-N (davon 2,2 kg Ammonium-N), 1,7 kg P2O5 und 4,6 kg K2O. Bewertet man die Nährstoffe mit den Preisen für Mineraldüngernährstoffe, wie sie im Mittel über die letzten vier Monate verlangt wurden, so ergibt sich ein Geldwert von rund 6,10 €/m3. Hierbei wurde nur der Ammoniumstickstoff angerechnet, weil der restliche, organisch gebundene Stickstoff von der Wirksamkeit her schlecht zu kalkulieren ist. Die Humusleistung einer solchen Rindergülle wird in der Humusbilanzierung mit 10 kg Humus-Kohlenstoff (Humus-C) je m3 angesetzt. Die Humusleistung kann nicht monetär bewertet werden.
Bei der Vergärung der Rindergülle in der Biogasanlage wird organische Trockensubstanz abgebaut. Da die Humuswirkung von Gärresten bei gleichem TS-Gehalt wie die von Rindergülle bewertet wird, ist die Humuswirkung der vergorenen Rindergülle aufgrund des niedrigeren TS-Gehaltes mit 6,9 kg Humus-C je m3 theoretisch geringer als die unvergorener Rindergülle. Im Gegenzug wird während der Vergärung auch organisch gebundener Stickstoff als Ammonium freigesetzt, sodass der Ammoniumgehalt vergorener Gülle höher ist als der von Rohgülle. Dadurch und durch die Tatsache, dass sich aufgrund des Masseverlustes als Folge des TS-Abbaus theoretisch eine leicht höhere Nährstoffkonzentration ergibt, errechnet sich insgesamt je m3 ein etwas höherer Wert der vergorenen Gülle.
Da der Gärrest dünnflüssiger ist, kann er besser in den Boden eindringen, sodass das Risiko gasförmiger N-Verluste nach der Ausbringung geringer ist. Allerdings weist der Gärrest einen höheren pH-Wert auf, was prinzipiell für ein höheres Verlustrisiko spricht. Beide Effekte dürften sich in der Praxis die Waage halten.
Die bisherigen Überlegungen sind aber rein theoretischer Natur, denn in der Realität wird Rindergülle nicht solo vergoren. Geht man davon aus, dass in eine Biogasanlage 30 % Rindergülle und 70 % Maissilage eingespeist werden, resultiert daraus rechnerisch ein Gärrest mit 7,4 % Trockensubstanz, 5,1 kg/m3 Gesamt-N, 2 kg/m3 P2O5 und 6,7 kg/m3 K2O. Daraus errechnet sich ein mit rund 8,50 €/m3 etwas höherer Geldwert je m3 gegenüber der Rindergülle, wenn man einen Ammonium-Anteil von 60 % des Gesamt-N unterstellt.
Die Humuswirkung des genannten Gärrestes würde mit 9,1 kg Humus-C je m3 kalkuliert. Bezüglich der Humuswirkung ist jedoch anzumerken, dass aus neueren wissenschaftlichen Untersuchungen zu schließen ist, dass die Humuswirkung von Gärresten wahrscheinlich höher ist als derzeit in der Humusbilanzierung angenommen wird.