Bei der eingesandten Pflanze handelt es sich um das Jakobskreuzkraut (Senecio jacobea L.).
Die Einstufung Ihrer Tierärztin trifft zu. Das Jakobskreuzkraut ist sehr giftig. Gefährdet sind vor allem Pferde und Rinder, aber auch Schafe und Ziegen. Durch die in der Pflanze enthaltenen Alkaloide wird vor allem die Leber der Tiere geschädigt. Alkaloide sind in allen Teilen der Pflanze enthalten. Jedoch weisen die Blüten den höchsten Alkaloidgehalt auf. Daher führt vor allem spät geschnittenes Heu zu Problemen, denn selbst im Heu oder in der Silage verliert die Pflanze ihre Giftigkeit nicht. Bei der Aufnahme von Heu können die Pferde das Jakobskreuzkraut nicht mehr selektieren. Auf der Weide hingegen werden die Pflanzen von älteren Tieren aufgrund des unangenehmen Geruches oft gemieden. Jüngere, unerfahrene Tiere hingegen nehmen die Pflanzen auf, wenn diese noch im Rosettenstadium sind. Selbst diese jungen Pflanzen weisen bereits hohe Giftkonzentrationen auf.
Die Symptome einer Vergiftung mit Jakobskreuzkraut bei Pferden werden wie folgt beschrieben: Gewichtsverlust wegen Futtervermeidung, Kolik, Verstopfung oder blutiger Durchfall, nachlassende Kondition, häufiges Gähnen, zielloses Wandern, unkoordinierte Bewegungen, Lecksucht, Photosensibilität, Gelbfärbung der Lidbindehäute, Blindheit, hepatisches Koma, Tod.
Die Aufnahme großer Mengen in kurzer Zeit führt zu einer akuten Vergiftung und in der Regel zum Tod der Tiere innerhalb weniger Tage. Aber auch bei einer langsamen Aufnahme geringer Mengen kann eine chronische Vergiftung entstehen, da das Gift im Körper angereichert wird. Hier tritt der Tod der Tiere oft erst nach Wochen oder Monaten ein.
Die Angaben zur tödlichen Dosis bei Pferden schwanken von 140 g Frischmasse je Pferd bis zu 40 bis 80 g Frischmasse/kg Körpergewicht bei kumulierter Aufnahme. Letztlich hängt die Höhe der tödlichen Dosis von vielen Faktoren ab. Hier kann nur ein Veterinär weiterhelfen.
Das Jakobskreuzkraut, auch Jakobsgreiskraut genannt, erhielt seinen Namen, weil es meist am 25. Juli, am Tag des Heiligen Jakob, in voller Blüte stand und weil die weiß behaarten Früchte nach der Blüte die Körbchen wie ein „Greisenhaupt“ erscheinen lassen. Als Vertreter der Korbblütler, die dafür bekannt sind, große Samenmengen zu produzieren, sollten Sie die Pflanzen nicht bis zur Samenreife gelangen lassen. Sofern es sich um wenige große Pflanzen handelt, können diese ausgerissen und aus der Fläche verbracht werden. Hierbei sollten Handschuhe getragen werden, da die Giftstoffe auch über die menschliche Haut aufgenommen werden können. Bei größeren Flächen hilft eine regelmäßige Mahd, Striegeln und regelmäßige Nachsaat. Zur Nachsaat werden spezielle Mischungen für Pferdeweiden angeboten. Bei starker Verseuchung kann eine selektive Herbizidanwendung mit Simplex (100 ml/10 l Wasser) im Einzelpflanzenbehandlungsverfahren mit der Rückenspritze oder mit 2 l/ha bei Flächenanwendungen sinnvoll sein. Hierzu muss bei extensivierten Flächen allerdings bei der Landwirtschaftskammer ein Antrag auf Ausnahmegenehmigung gestellt werden. Die Grünlanderneuerung, welche bei völlig entarteter Narbe erforderlich wäre, ist auf einer extensivierten Fläche nicht vorgesehen. Das Hegen und Pflegen der Grasnarbe und eine maßvolle Beweidung sind die besten Garanten für das Ausbleiben dieser ungeliebten Kräuter.
(siehe auch Beitrag "Gelb und oft auch giftig" in Folge 28/2009!)