Wochenblatt-Leserin Julia D. fragt: Auf dem Boden unserer Scheune – er besteht aus Fichtenbrettern – ist mir im vergangenen Sommer feines Bohrmehl aufgefallen. Die Scheune wird als Abstellraum sowie als Brennholzlager verwendet. Die Bohrlöcher sind über den gesamten Holzboden verteilt. Ich befürchte, dass es sich um einen Holzwurm handelt. Was sollte ich tun?
Dr. Hubertus Michels, LWL-Freilichtmuseum Detmold, antwortet: Ganz offensichtlich handelt es sich um einen Lebendbefall mit dem Gewöhnlichen Nagekäfer (anobium punctatum). Man findet ihn vorzugsweise in verbautem Nadelholz, er kann aber auch in einigen Laubhölzern vorkommen. Im Wald hilft der Käfer normalerweise beim Abbau von trockenem Totholz.
Das gezeigte Schadensbild ist typisch: kleine, helle Bohrmehlkrater auf der Holzoberfläche. Der hellgelbe Farbton und die ungestört erhaltenen Kraterhügel weisen auf frisches Bohrmehl und damit einen aktiven Befall hin. Auf Dauer werden die im Holz lebenden Käferlarven das Holz so weit durch Fraß zerstören, dass die Bretter irgendwann nicht mehr ausreichend tragfähig sind. Das kann einige Jahre dauern.
Bekämpfung mittels thermischer Behandlung
Eine Bekämpfung von Lebendbefall erfolgt im LWL-Freilichtmuseum Detmold seit mehr als 25 Jahren mittels thermischer Behandlung. Das heißt technisch, dass mit ausreichend warmer Luft und einer Einhausung des befallenen Bereichs (zum Beispiel mittels Folien, um die Wärme zu halten) die befallenen Holzkonstruktionen über ihren gesamten Querschnitt auf eine Temperatur von mindestens 55 °C (maximal 65 °C) erwärmt werden. Die Temperatur sollte mindestens eine Stunde gehalten werden. Die Temperatur tötet die Larven im Holz.
Ein späterer Wiederbefall ist zwar nicht ausgeschlossen, jedoch hat man viele Jahre Zeit gewonnen und die Zerstörung vorerst gestoppt. Thermische Behandlungen sind eine Alternative zum Gifteinsatz. Sie hinterlassen keine gesundheitsschädlichen Rückstände im Haus.
Eine andere Möglichkeit der Sanierung – die eventuell preiswerter sein kann, aber nicht sein muss – wäre die vollständige Erneuerung der Fußbodenbretter. In dem Fall wäre aber vorab zu klären, ob der aktive Befall auf die Fußbodenbretter beschränkt ist und nicht auch andere hölzerne Konstruktionsteile betroffen sind.
Sachverständigen zu Rate ziehen
Genau aus dem Grund ist es ratsam, einen Sachverständigen für Holzschutz zur Beratung und zur Ermittlung des individuellen Schadensbildes hinzuzuziehen. Solche Experten gibt es in jeder Region und sie sind im Internet unter dem genannten Begriff zu finden.
Zur Entstehung des Befalls im vorliegenden Beispiel könnte die Lagerung von Feuerholz mitverantwortlich gewesen sein. Darauf sollte in Zukunft verzichtet werden.
Lesen Sie mehr:
(Folge 14-2023)